Die Posse der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe - reloaded!

Breaking News! Nach 16 Jahren mit falschen, viel zu hohen Schalldruckpegel hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) den Rechenfehler gefunden!

ABER...: Jahrelang hatte die BGR absurd hohe Infraschall-Drücke von Windenergieanlagen verbreitet. Die falschen Zahlen wurden von Windkraftgegnern als Beleg gewertet, dass das Umweltbundesamt und die Landesämter mit ihren deutlich niedrigeren (aber richtigen) Werten verschleiern und manipulieren.

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Letzten Montag hat die BGR ein Dokument online gestellt, in dem sie den Rechenfehler zugibt.
Natürlich spricht die BGR nicht von "Rechenfehler" sondern von "neueren wissenschaftlichen Untersuchungen".

Wow! Das wäre doch mal eine coole Ausrede für Grundschüler, die sich bei einer Addition verrechnet haben! 😎

Liebe BGR, das sind keine "neuen wissenschaftlichen Untersuchungen". Baumgart et al. und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt haben nur IHRE Daten von 2004 mit KORREKTEN Rechenregeln der Akustik ausgewertet. Diese Rechenregeln gibt es schon viele Jahrzehnte!!!!

Ich habe die BGR übrigens schon vor über einem Jahr auf Unstimmigkeiten hingewiesen. Und im August 2020 habe ich der BGR erklärt, dass ein Rechenfehler vorliegen muss.

Diskussionsseite BGR-Studie
Durch den Auftritt des BGR-Mitarbeiters im ZDF-Film planet e. wurde der Mythos des “Wegmittelns von Infraschallspitzen” geboren. Die Aussage ist wissenschaftlich nicht haltbar.

Mehrere Jahre war die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg wegen der falschen Schalldrücke der BGR und der unhaltbaren Behauptung des "Wegmittelns" im ZDF-Film Angriffen von Windkraftgegnern ausgesetzt. Die BGR sollte einfach ehrlich sein und sich entschuldigen.

Mit dem Infraschall-Argument wurden auch Windparks verhindert. Menschen haben dadurch ihre Arbeit verloren. Eine wichtige Zukunftsindustrie liegt am Boden.
Sich da hinzustellen und von "neuen wissenschaftlichen Untersuchungen" zu schreiben, wirkt wie Hohn.

Aber lesen wir weiter. Wir hatten ja noch die völlig offensichtliche Falschaussage zur Leistung des Windrads. Noch im Januar 2021 schreibt die BGR in Ihrer Antwort auf meine ÖFFENTLICHE Anfrage:

"Es wurde für die Auswertung der BGR-Messkampagne im Jahr 2004 eine Leistung von 200 kW verwendet, da dies der MAXIMALEN Leistung der betrachteten WEA entspricht."
Antwort der BGR auf Fragenkatalog
Über Vermittlung des BMWi-Bürgerdialogs hat die BGR endlich Fragen beantwortet. Die Antworten sind jedoch abenteuerlich!

Jetzt hat das Windrad doch wie im Datenblatt angegeben 660kW und nur die DURCHSCHNITTLICHE Leistung habe 200kW betragen.
Zufälle gibt es im Leben 😅. Genau 200kW? Die Grafik mit der Durchschnittsberechnung ist übrigens ganz neu!

"Aber außer diesem kleinen unbedeutenden Rechenfehler sei ja sonst - insbesondere bei dem Modell - alles korrekt gewesen."

Doch wenn man sich die neuen Grafiken anschaut, ist dort deutlich mehr verändert als nur ein Offset.

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Witzig ist auch der wackelige Hintergrund. Vorher war der als konstanter Bereich eingezeichnet, was deutlich mehr Sinn ergibt. Vielleicht hatte man beim Zeichnen der Linien eine unruhige Hand?

Abenteuerlich wird es, wie die BGR weiterhin versucht, die Berechnung des 15km Schutzabstands zu rechtfertigen. Jetzt mit der Höhe des Peaks in der PSD (Powerspectraldensity). Nach meinem physikalischen Verständnis ist die Argumentation völliger Unsinn.

Ich habe dazu eine Diskussionsseite aufgesetzt:

BGR gibt Rechenfehler bei Schalldruckpegel zu - ABER!
Nach 16 Jahren erkennt die BGR ihren Rechenfehler bei der Schalldruckpegelberechnung an. Die Richtigstellung enthält jedoch neue Fehler.

Liebe Wissenschaftler, schaut euch das bitte an. Dies ist ein relevanter Punkt, den wir wissenschaftlich klären müssen. Schließlich begründet die BGR damit 15km (!!) Schutzabstand im Bayrischen Windenergie-Erlass zu Ihrer Infraschallstation I26DE.

Auch bei der Interpretation von Spektrogrammen bleibt die BGR dabei: Jede horizontale Linie eine WEA. Auch das halte ich für Unsinn. Dazu hatte ich schon mal einen Thread auf Twitter:

Fazit1

Die BGR verpasst wieder eine Chance. Viel zu viel Geschwurbel und viel zu wenig Bereitschaft zur ehrlichen Aufklärung! Der Fehler gehört zugegeben. PUNKT. Eine öffentliche Entschuldigung wäre angebracht!

Fazit2

Trotz aller Verärgerung ist dies natürlich ein großer Erfolg. Mit der überfälligen Korrektur der Schalldruckpegel durch die BGR entfällt für Die Bundesinitiative Vernunftkraft, Windwahn & Co. eine ganz wichtige Argumentationslinie. Deshalb möchte ich mich bei allen bedanken, die mich über ein Jahr unterstützt haben - das waren sehr viele. Danke! 😀


Die Pressemitteilung zur Korrektur BGR:

Bundesbehörde korrigiert Studie zur Lärmbelästigung von Windrädern
Hannover - Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) muss die erstmals 2009 publizierte Studie “Der unhörbare Schall von Windkraftanlagen” offenbar korrigieren. Das berichtet die Wochenzeitung “Die Zeit” nach eigenen Recherchen. Demnach irrt sich die Publikation in einem zentrale…