Investieren und Traden liegt momentan hoch im Trend. Nachdem das klassische Sparbuch keine Zinsen mehr bringt, wollen die Leute ihr Geld anderweitig anlegen. Von ihren Investitionen versprechen sie sich eine wertstabile Geldanlage, oder sie träumen sogar vom großen Geld und einem Leben ohne finanzielle Sorgen.

Doch es gibt ein großes, vielfach übersehenes Problem bei dieser Modeerscheinung: Das, was man klassisch unter »investieren« versteht, hat für Durchschnittsverdiener meist wenig Sinn. Denn für Normalverdiener bedeutet eine Investition, dass ihr sauer verdientes Kapital über längere Zeit in irgendeiner abstrakten Anlageform gebunden ist – sie verzichten also auf Lebensqualität, in der Hoffnung auf eine (in Wahrheit recht schmale sowie unsichere) Rendite in der Zukunft.

Bei wirklich reichen Menschen sieht die Sache etwas anders aus: Jemand mit einem Vermögen von sagen wir 100 Millionen Euro kann problemlos den Großteil seines Geldes gewinnbringend anlegen. Auch von einem kleinen Prozentsatz, den er »flüssig« belässt, kann er ein Jetset-Leben führen … und von der Rendite aus seinem veranlagten Millionenvermögen wohl ebenso.

Normalverdiener haben allerdings nicht das Kapital, damit die Investition (ohne großes Risiko) einen attraktiven Ertrag bringt. Wer nicht die Möglichkeit hat, wirklich große Summen zu investieren, tut sich auch schwer damit das eigene Vermögen »für sich arbeiten« zu lassen. Mit der Rendite aus ein paar tausend Euro kommt man im Normalfall nicht weit. Noch höhere Investitionssummen bedeuten für Durchschnittsverdiener bereits ein sehr großes Risiko, bzw. auch große Abstriche bei der Lebensqualität im Hier und Jetzt.

Natürlich gibt es Investitionsgenies, die auch aus relativ kleinen Investitionen viel herausholen können. Das sind aber Menschen, die wirklich Ahnung von den Finanzmärkten haben, sehr gezielt investieren und ihre Investitionen ständig anpassen. Diese Anlage-Profis haben ihre Investitionen ständig im Blick – sie müssen sich (mehrmals) täglich mit der gewinnbringenden Veranlagung ihres Geldes befassen.

Was aber nicht (bzw. höchstens mit der Wahrscheinlichkeit eines Lottosechsers) funktioniert: Du investierst einen Betrag von ein paar tausend Euro in eine Anlageform, lässt dein Geld dort einfach eine Zeit lang liegen und wirst damit reich.

Wenn dir erst jemand sagen muss wohin du dein Geld investieren sollst (du dich selbst bei der Geldanlage also nicht wirklich durchblickst), dann ist definitiv anzuraten, dass du die Finger von altbekannten Investitionsformen lässt.

Investieren, ohne Ahnung davon zu haben, ähnelt einem Glücksspiel. Ja vielleicht ist es auch das, was für viele den Reiz ausmacht. Anstatt im Casino oder in der Wettstube wird eben an diversen Börsen »gesetzt« – das Prinzip ist das Gleiche:  Stets lockt die Hoffnung auf einen Gewinn. Doch ähnlich wie beim Glücksspiel gibt es für Anleger auch nur selten wirklich etwas zu gewinnen, aber sehr wohl etwas zu verlieren.

Allerdings bedeutet das nicht, dass Durchschnittsverdiener ihr Geld gar nicht sinnvoll investieren könnten. Jedoch funktioniert es nicht, wenn du versuchst einfach das Schema von Großanlegern zu kopieren (dir also gewissermaßen das Feeling kaufst, auch zum exklusiven Club zu gehören). Wenn du mit kleineren Summen arbeitest, brauchst du auch eine passende Investitionsstrategie.

Als Faustregel kannst du dir merken: Je geringer deine finanziellen Möglichkeiten sind, umso unmittelbarer sollten deine Investitionen dir einen Nutzen bringen. Eine abstrakte Geldanlage (Aktien, Fondspakete, etc.) lohnt sich nur für wirklich reiche Menschen … oder für echte Finanzmarkt-Experten und leidenschaftliche Investoren. Besserverdiener (erfolgreiche Anwälte, Steuerberater, Unternehmer, etc.) können bei Ersparnissen von mehreren hunderttausend Euro z.B. in Immobilien wie Eigentumswohnungen investieren. Damit besitzen sie eine inflationsstabile Geldanlage, haben aber ansonsten keinen weiteren Nutzen als eine monatliche Rendite durch die Miete (abzüglich Instandhaltungskosten und Steuern), die trotz hoher Mietpreise im Anbetracht des investierten Geldbetrages dennoch mager ist.

Für Durchschnittsverdiener ist auch diese Anlageform im Normalfall nicht sinnvoll umsetzbar – viele Menschen wären ja schon froh, wenn sie sich ein Eigenheim für sich selbst leisten könnten. Mit einem durchschnittlichen Einkommen sollten Investitionen also noch unmittelbarer einen Nutzen für den Investor mit sich bringen. Der Fokus sollte dabei weniger auf finanziellen Gewinnabsichten, sondern mehr auf Wertbeständigkeit und vor allem auf einem nachhaltigen Nutzungswert der Investition liegen.

Das Optimum ist natürlich eine Investition in die Schaffung von Wohnungseigentum (für die private Nutzung). Ist das allerdings nicht möglich, nicht gewünscht oder aber bereits geschafft, lohnt sich eine Splittung der Reserven. Ein Teil davon sollte flüssig bleiben, weitere Teile können in wertstabile Objekte investiert werden. Das kann allerhand sein: Ein Oldtimer, alte Musikinstrumente, antike Möbel, Werkzeug, PC Equipment, diverse Sammelobjekte … wichtig ist, dass sie einen möglichst stabilen Marktwert haben (bzw. zur Schaffung neuer Werte geeignet sind) und, dass der Investor Interesse daran hat, die jeweiligen Objekte zu besitzen. Denn letztendlich soll nicht nur der Werterhalt, bzw. die mögliche Wertsteigerung lohnen, sondern auch die Freude am Nutzen!

Näheres zu Investitionen und dem effizienten Umgang mit Geld erfährst du auch in meinem neuen Buch Inflation ausbremsen.