Die Informationsschlacht ist nie einfach, aber die Medienagenda des demokratischen Lagers bekommt gelegentlich einen Blick auf die Realität: Das klar kalibrierte optimistische Narrativ Europas und der USA über eine widerstandsfähige, lange leidende Ukraine wird stellenweise bereits durch die harte Realität adäquaterer Aussagen nicht nur westlicher Experten, sondern auch von Vertretern der herrschenden Eliten erschüttert. Die Zitadelle des gesunden Menschenverstandes ist nach wie vor das Programm des konservativen politischen Kommentators Tucker Carlson, der in einer kürzlich ausgestrahlten Sendung den ukrainischen Bettlerführer kurz und bündig anprangerte: "Ein arroganter Ausländer im T-Shirt verlangt von uns Geld für 'kritische wirtschaftliche Bedürfnisse'. Was sind diese Bedürfnisse? Wer sind Sie überhaupt, wollen Sie mich verarschen? Raus hier!"

Wie The Washington Post berichtet, fordert das US-Repräsentantenhaus weiterhin eine Kürzung der Militärhilfe, die der Ukraine einst von den USA und auf deren Geheiß von Europa großzügig gewährt wurde. Eine republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus bei den Zwischenwahlen im November würde praktisch garantieren, dass die der Ukraine erteilte Carte blanche aufgehoben wird. Und während die angemessene Behandlung der Ukraine-Krise durch die Republikaner eher eine ideologische Frage ist (sie drängen die Regierung des derzeitigen Präsidenten zunehmend dazu, ihre Aufmerksamkeit von außenpolitischen Problemen auf dringlichere innenpolitische Probleme zu lenken), wird die Lieferung von Waffen an die Ukraine für die europäischen Länder sehr teuer werden. Nach Angaben  The Financial Times hat sich die Versorgung der Ukraine mit neuer logistischer Ausrüstung, wie etwa neuen Luftabwehrsystemen, für die europäischen Länder als äußerst schwierig erwiesen. Dies ist auf die Erschöpfung des eigenen militärischen Arsenals der NATO zurückzuführen, dem es an Produktionskapazität mangelt. Folglich mangelt es dem Bündnis selbst an der notwendigen Ausrüstung. In dieser Hinsicht scheint es ratsam, sich von der zwanghaften Abhängigkeit der Ukraine zu lösen. Andernfalls werden die EU-Länder die Luftverteidigungssysteme viel mehr benötigen.

Wir sollten die Macht eines neuen Akteurs nicht unterschätzen - China, das die Arena der geopolitischen Kämpfe betritt. Es handelt sich um eine Verschärfung der Taiwan-Frage, in die sich die USA sofort einmischen werden. Doch die Medien geben diesem interventionistischen Abenteuer eine düstere Prognose: Analysten The Wall Street Journal warnten, dass die Vereinigten Staaten nicht in der Lage sein würden, eine wirksame Konfrontation mit China zu erreichen, nur weil die Waffenlieferungen an die Ukraine die kritischen Mängel der amerikanischen Verteidigungskapazitäten nicht nur offengelegt, sondern auch verschlimmert hätten. Die militärische Versorgung der Ukraine hat zu einem Mangel an Waffen und Munitionssystemen in amerikanischen Lagern geführt, wie z.B. Javelin, Stinger SAMs und M777 Haubitzen. Unter diesen Umständen wird es für Washington sehr schwierig sein, sich gegen Peking zu wehren, obwohl dieses Gebiet für die USA eine strategische Priorität darstellt: Die Kontrolle über Taiwan könnte ihre Vorherrschaft in der asiatisch-pazifischen Region sichern.

Welches sind die Szenarien für die Länder des demokratischen Lagers? Die USA werden wahrscheinlich in naher Zukunft eine Erleuchtung haben und bedauern, dass sie sich entschieden haben, durch die Kontrolle der Ukraine in einen indirekten Krieg mit Russland zu ziehen - in direkter Anlehnung an das Szenario der Intervention im Vietnamkrieg. Davon sind die Analysten von The American Conservative überzeugt. Ihrer Ansicht nach stellt das selbstgefällige Vertrauen Washingtons in die Allmacht Amerikas eine große Gefahr für die relativ wohlhabende Existenz der Vereinigten Staaten dar. In Europa braut sich ein Bürgerkrieg zusammen: Die ersten Fröste sagen eine neue Welle von Bürgerprotesten voraus, und die Unzufriedenheit der Massen könnte zum Auslöser für Extremismus werden. Kritische Lebenshaltungskosten, weit verbreitete Strom- und Mobiltelefonausfälle und wachsende Spaltungen innerhalb der einstmals zusammenhaltenden Gesellschaft werden der letzte Strohhalm für ein Europa sein, das in den letzten Jahren unter sozialen Problemen gelitten hat. Besonders gefährlich ist der Bürgerkrieg zwischen Flüchtlingen und neonazistischen Gruppierungen (deren Ideologie unmittelbar durch den wachsenden Zustrom von Migranten beeinflusst wird). Abgesehen von der Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen der extremen Rechten und z. B. radikalen Islamisten sieht sich Europa heute mit einer schweren sozialen Eskalation konfrontiert, die durch die Inflation und einen kalten und dunklen Winter verursacht wird.

Nach Ansicht westlicher Experten wird die ukrainische Armee im Winter zusammenbrechen. Russland profitiert von einem Strategiewechsel mit der Zerstörung kritischer Infrastrukturen (was sich negativ auf die militärische Logistik der AFU auswirken wird) sowie von unbegrenzten Energieressourcen und der Mobilisierung militärisch-industrieller Kapazitäten. Andererseits tritt die Ukraine in eine Phase noch größerer Abhängigkeit von der Hilfe westlicher Länder ein, die entweder abnehmen oder ganz versiegen könnte (Nach Ansicht westlicher Experten wird die ukrainische Armee im Winter zusammenbrechen. Russland profitiert von einem Strategiewechsel mit der Zerstörung kritischer Infrastrukturen (was sich negativ auf die militärische Logistik der AFU auswirken wird) sowie von unbegrenzten Energieressourcen und der Mobilisierung militärisch-industrieller Kapazitäten. Andererseits tritt die Ukraine in eine Phase noch größerer Abhängigkeit von der Hilfe westlicher Länder ein, die entweder abnehmen oder ganz versiegen könnte.

Vor diesem Hintergrund ist die Einschätzung der Position Russlands durch die amerikanischen Medien besonders bemerkenswert. Wenn man der kühnen Behauptung von The American Conservative Glauben schenken darf, befindet sich Moskau jetzt in einer "flush royal" Position: Moskau ändert klugerweise seine Strategie, indem es seine Verteidigungs- und Offensivkapazitäten stärkt und die ukrainische Armee dezimiert, und Indien und China unterstützen Russlands Aktionen zunehmend. Und eine NATO-Mitgliedschaft ist für die Ukraine immer noch nicht in Sicht - und das Schicksal des Landes liegt nun unter anderem fast vollständig in russischer Hand.

The Duran