Proteine sind wichtig für die Ernährung. Landläufig auch Eiweiß genannt, machen sie uns neben Kohlenhydraten und Fetten satt. Wir nehmen sie mit Fleischprodukten auf, aber immer öfter auch mit pflanzlichen Produkten aus der Sojabohne. Aber noch nicht genug, um den Kohlendioxidausstoß durch Fleischverzehr ausreichend zu senken.

Die Liste pflanzlicher Ersatzstoffe für tierische Proteine ist lang. Ob Kürbis- und Pinienkerne, Erdnüsse, Weizeneiweiß, Linsen oder Hanfsamen – sie ermöglichen es, auf Fleisch zu verzichten und sich trotzdem proteinreich zu ernähren. Ganz oben auf der Liste aber steht die Sojabohne. Inzwischen gelangt sie nicht nur als Tofu in die Regale der Lebensmittelgeschäfte, sondern auch als Sprosse, Mehl, Paste, Sojasauce, Milch oder Quark.

Die Produktion der Bohne in Deutschland steigt seit Jahren an. Die inländische Erntemenge hat sich seit 2016 mehr als verdoppelt, und zwar von 43200 Tonnen auf rund 90500 Tonnen im Jahr 2020. Im gleichen Zeitraum stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auch die Anbaufläche von 15800 auf 33800 Hektar. Für 2021 ist nach vorläufigen Ergebnissen der Bodennutzungshaupterhebung von einem weiteren Anstieg auf 34300 Hektar auszugehen.

Warum Fleisch durch Sojaprodukte ersetzen?

Ursprünglich kommt die proteinreiche Bohne aus China. In der traditionell fleischarmen Kost spielte sie dort wegen ihres hohen Proteingehalts eine wichtige Rolle. In Europa nahm man sie erstmalig im 18. Jahrhundert wahr, aber noch nicht ernst. Nur die Sojasauce wurde als Gewürz nach Europa, vor allem nach England importiert.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts brachten Fortschritte in der ernährungsphysiologischen Forschung den Wert der Bohne zutage. Doch Akzeptanz fand sie vor allem als wertvolles Futter in der Fleischproduktion. Und weil der globale Fleischverbrauch weiter ansteigt, ist sie mehr denn je gefragt als Proteinquelle im Futter für Tiere.

Allein in Deutschland werden jedes Jahr etwa 4,5 Millionen Tonnen Sojaschrot an Tiere verfüttert, die dann zu Fleisch verarbeitet werden. Allerdings kommen nur zwei Prozent davon auch aus Deutschland, wo die Pflanze vor allem im wärmeren Bayern und Baden-Württemberg gentechnikfrei wächst.

Mit Soja bis zu weniger als ein Zehntel Treibhausgase

Der weitaus größere Teil stammt aus Ländern wie den USA, Brasilien oder Argentinien. So wurden laut Statistischem Bundesamt 2020 3,9 Millionen Tonnen Sojabohnen nach Deutschland importiert, hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten (1,9 Millionen Tonnen) und Brasilien (1,4 Millionen Tonnen). Dort werden aber oft große Flächen Regenwald gerodet, um gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen. Umweltschützer sehen deshalb im Boom der Bohne, ob als Futter oder Fleischersatz, riskante Nebenwirkungen. Aus ihrer Sicht wäre es auch für den Klimaschutz sinnvoller, Soja als Fleischersatz auf pflanzlicher Basis zu nutzen, statt es zu verfüttern.

Denn laut einer Studie aus dem Umweltbundesamt würde mit pflanzlichen Ersatzprodukten im Vergleich zu Rindfleisch bis zu weniger als ein Zehntel der Treibhausgase entstehen. Werden Pflanzen erst als Tierfutter genutzt, braucht das deutlich mehr pflanzliche Kalorien und mehr Ackerfläche, Wasser und Energie, bis die Kalorien beim Menschen ankommen. Laut Umweltbundesamt stößt die Produktion eines Kilos Fleischersatz auf Sojabasis 2,8 Kilogramm Treibhausgase aus. Für Schweinefleisch beträgt der Ausstoß hingegen 4,1 Kilogramm, für Geflügel 4,3 Kilogramm und für Rindfleisch sogar 30,5 Kilogramm.

Wie die Menschen von Soja überzeugen?

Während die Sojabohne und ihre Produkte im fernen Osten hohe Akzeptanz erfahren, ist die alternative Proteinquelle für viele Mitteleuropäer nach wie vor tabu. Experten sprechen von Neophobie bei Verbrauchern, also der Abneigung, unbekannte Lebensmittel zu essen. Stark industriell verarbeiteten Produkten wie den weit verbreiteten Fleischalternativen begegnen sie mit Vorbehalt. Viele achten halt eher auf Geschmack als auf die Umwelt. Im Ergebnis sind Marktanteile von ein bis zwei Prozent des Fleischmarktes sehr gering.

Was also tun? Verbraucherinnen und Verbraucher für die Umweltauswirkungen ihrer Konsumentscheidungen sensibiliseren, sagen Forschende des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung an der Universität Göttingen, die sich mit der Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness beschäftigen. Man solle ihnen die Auswirkungen eines hohen Fleischkonsums auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen, um die Vorteile der Fleischersatzprodukte deutlich zu machen. Zudem sollten Tofu und Co. ähnlich einzusetzen sein wie ihre fleischhaltigen Alternativen.

Foto: wichai bopatay auf Pixabay

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