Die fortschreitende Klimakrise befeuert Konflikte

von Robert B. Fishman

Die Klimakrise kommt nicht. Sie ist schon da. Das belegt nun auch der im August 2021 veröffentlichte sechste Sachstandsbericht  des International Panel on Climate Change IPCC. Machen wir weiter wie bisher, wird es weltweit im Durchschnitt um sechs Grad wärmer, als es vor Beginn der Industrialisierung war. Man wolle die Erderwärmung auf zwei Grad verglichen mit der Zeit vor der Industrialisierung begrenzen, heißt es im Klimaabkommen von Paris. Besser seien 1,5 Grad. Das war 2015. Passiert ist seitdem nicht viel. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre steigt weiter und damit die Temperaturen- trotz Corona-Pandemie.

Wissenschaftler*innen haben die Klimakrise  vor 50 Jahren angekündigt

Die meisten Veränderungen, die wir in Wetter und Klima jetzt erleben, hat der Bericht des Club of Rome schon Anfang der 70er Jahre vorhergesagt. 1988 warnten 300 Wissenschaftler in Toronto vor einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur um bis zu 4,5 Grad bis 2005. Die Folgen seien „so schlimm wie ein Atomkrieg“. In einer Reportage beschreibt der US-amerikanische Autor Nathaniel Rich in der New York Times, wie die US-Präsidenten Reagan und Bush unter Druck der Ölindustrie in den 80er Jahren eine Umstellung der US-Wirtschaft auf weniger Energieverbrauch und mehr Nachhaltigkeit verhindert haben. Forscher der NASA und andere hätten schon Ende der 70er Jahre „sehr genau verstanden, dass die Verbrennung fossiler Energieträger die Erde in eine neue Heißzeit bringt.“ Nun hat sie begonnen.

Konflikttreiber

Heißer werden damit auch die weltweiten Konflikte. Die meisten Menschen wollen so leben wie die Mehrheit in Mitteleuropa oder Nordamerika: Mindestens ein Auto vor der Tür, alle zwei Jahre ein neues Smartphone, Billigflüge in den Urlaub und jede Menge Zeug kaufen, von dem wir gestern noch gar nicht wussten, dass wir es morgen nicht mehr brauchen werden. Die Entsorgung übernehmen Slumbewohner in Indien, Pakistan oder Westafrika für uns: Sie schlachten ohne Schutzkleidung unseren Konsummüll aus, vergiften und verätzen sich dabei und was übrig bleibt, versickert im Boden. Plastikmüll liefern wir als Recyclinggut deklariert nach Ostasien, wo er dann im Meer landet. Und wo kämen wir hin, wenn das alle so machen würde? Nicht sehr weit. Würden alle so leben wie wir, bräuchten wir etwa vier Erden. Rechnet man den deutschen Ressourcenverbrauch auf die Welt hoch, wären es drei. Der Kampf um die knappen Ressourcen wird sich weiter verschärfen.

Ankern vor Gletscher in Patatonien
schmelzender Gletscher - Foto von Claudia Kirchberger / Unsplash

Schmelzende Gletscher, vertrocknetes Land

Schmelzen die Gletscher im Himalaya und in den Anden, sitzt in Südamerika und Südostasien irgendwann ein Fünftel der Menschheit auf dem Trockenen. Den großen Flüssen in Indien, Süd- und Indochina geht das Wasser aus. Seit 1980 ist schon ein Drittel der Gletscher weggetaut. Schon heute leben nach Informationen von Worldwatch 1,4 Milliarden Menschen in „Gebieten mit Wasserknappheit“. 2050 werden es fünf Milliarden sein. Allein vom Wasser aus dem Himalaya hängen etwa 500 Millionen Menschenleben ab. Laos und der Süden Vietnams zum Beispiel leben am und vom Wasser des Mekong. Ohne Wasser kein Reis, kein Obst kein Gemüse.

Auch in anderen Weltregionen verknappt der Klimawandel die Ressourcen, die die Menschen zum Leben brauchen. Schon heute gelten 40 % der Landflächen als „Trockengebiete“ und die Wüsten breiten sich weiter aus. Dürren, Stürme und Überschwemmungen treffen vor allem diejenigen, die ohne Rücklagen mit dem auskommen müssen, was sie ihrem kargen Boden abringen. Es sind die Armen.

Cracked Earth
Foto von Dan Gold / Unsplash

Dürre-Bürgerkrieg

Dem Bürgerkrieg in Syrien ging die längste Dürreperiode voraus, die das Land je erlebt hat. Einer Studie des US-Klimatologen Colin Kelley zufolge sind zwischen 2006 und 2010 etwa 1,5 Millionen Syrerinnen und Syrer in Städte gezogen – auch weil ihr vertrocknetes Land sie nicht mehr ernährt. Gewaltsam ausgetragene Konflikte entstehen aus der Not, wenn weitere Faktoren die Situation verschärfen. Das Assad-Regime strich zum Beispiel die Subventionen für Grundnahrungsmittel. Es verschrieb sich einer neoliberalen Wirtschaftspolitik, das die Opfer der Dürre ohne staatliche Hilfe sich selbst überließ. „Der Klimawandel hat in Syrien das Tor zur Hölle geöffnet“, schrieb der damalige US-Vizepräsident Al Gore und Barack Obama analysierte nach Beginn des Krieges:  „Dürre, Ernteausfälle und teure Lebensmittel haben geholfen, den frühen Konflikt zu befeuern.“

Al Qaida als einziger Arbeitgeber

In Mali hat die deutsche Journalistin Bettina Rühl dokumentiert, wie die Islamisten im Norden des Landes Krieg und Terror finanzieren: Drogenschmuggel, Korruption, Entführungen, Öl- und Menschenschmuggel, Erpressung, Schlepperei, Sklaverei und Ausbeutung von Migranten, die das Land auf dem Weg ans Mittelmeer durchqueren. Allein der UN-Militäreinsatz in Mali koste jedes Jahr fast eine Milliarde Dollar. Trotzdem schließen sich – meist mangels einer Alternative – junge Leute hier wie überall im nördlichen Afrika den Islamisten an. Sie haben Macht, Geld und bezahlen ihre Kämpfer gut. Terrororganisationen wie Al Qaida im islamischen Maghreb füllen das Vakuum, das die korrupten Staaten der Region hinterlassen.

Foto von Jyotirmoy Gupta / Unsplash

Symbiotischer Deal


Der Krieg in der sudanesischen Provinz Darfur gilt manchen als der erste „Klimakrieg“ der Geschichte. Die Bilanz der Kämpfe zwischen 2003 und 2007: 200.000 Tote und 2,5 Millionen Geflüchtete. Auch hier kamen viele Faktoren zusammen, die den Streit unter etwa 36 Stämmen und Ethnien eskalieren ließ. Nach langer Dürre war das Wasser immer knapper geworden. Das Regime in der fernen Hauptstadt Khartum hatte die Region aufgegeben und unterstützte einseitig die muslimisch-arabischen Milizen im Kampf gegen die schwarzafrikanische Bevölkerung.

Brunnenbau in der Sahelzone

Wie fast überall in der Sahel-Zone lebten hier über Jahrhunderte Vieh züchtende Nomaden, sogenannte Pastoralisten, und sesshafte Ackerbauern einigermaßen friedlich zusammen. Der symbiotische Deal: Die Viehzüchter kommen nach der Ernte mit ihren Herden auf die Äcker der Bauern, um dort ihre Tiere zu weiden. Die Ziegen, Schafe und Rinder fressen die Überreste der Ernte von den Feldern und düngen mit ihrem Kot den Acker, den die Bauern anschließend neu bestellen. Die Hirten ziehen dann zurück nach Norden, wo sich ihre Weidegründe inzwischen erholt haben. Das funktionierte in Niger, in weiten Teilen Malis, im Tschad, im Norden Kenias und auch in Darfur, so lange sich Regen- und Trockenzeiten in einem weitgehend vorhersehbaren Rhythmus abwechselten.

Wetterextreme

Auch aufgrund der Erderwärmung lässt sich das Wetter in der Sahel-Zone immer schwerer vorhersagen. Sturzregen unterbrechen ungewöhnlich lange Dürreperioden. So wird es immer schwieriger, die Transhumanz genannten halbjährlichen Wanderungen der Viehhalter so zu planen, dass die Herden jeweils passend nach der Ernte auf den Feldern im Süden ankommen. Sind die Felder noch nicht abgeerntet, zerstören die Tiere die Pflanzen der Bauern. Kommen sie zu spät, fressen sie auf den Äckern die neue Aussaat.

abgebrannter Wald, Foto: CC-Lizenz

In Darfur hat es wie überall im nördlichen Ostafrika auch deshalb so lange nicht mehr geregnet, weil der Indische Ozean dank des Klimawandels immer wärmer wird. Nachdem im Norden und Osten der Region das Land nach langer Dürre ausgetrocknet ist, ziehen die arabischen Wanderhirten immer weiter nach Süden. Die dort lebenden Bauern können sie in so großer Zahl und Häufigkeit nicht auf ihre Felder lassen.

Konfliktsensibel helfen

Einen Beitrag zum Ende der Kämpfe in Darfur leisteten die Friedenseinsätze der Mercy Corps. Ihre zumeist einheimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen örtliche Gemeinschaften miteinander ins Gespräch. Gemeinsam mit den Dorfbewohnerinnen und -bewohnern bauen sie Wasser-Rückhaltebecken, Bewässerungsgräben und helfen bei der Suche nach Kompromissen zwischen Wanderhirten und örtlichen Bauern.

Landwirtschaft in Afrika: Bäuerin bei der Aussaat, Foto: CC-Lizenz

Im Tschad organisiert Hindou Oumarou Ibrahim für die Wanderhirten des Poel-Volks mit Unterstützung der Organisation Conservation.org Workshops zu den Themen Ressourcenschonung und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. So will die Aktivistin, die auch vor dem Pariser Klimagipfel gesprochen hat, Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften mit den mündlichen Überlieferungen ihres Volkes zusammen bringen und für die Anpassung an den Klimawandel nutzbar machen.

Vielen sogenannten „Entwicklungshilfe-Projekten“ fehlt dieser Blick auf die Bedürfnisse der örtlichen Bevölkerung  und die Konfliktsensibilität. „Wir arbeiten zu sehr in Silos“ kritisiert zum Beispiel Lukas Rüttinger von der Beratungsfirma adelphi Consult. Projekte beschränken sich wegen strenger Vorgaben der Geldgeber auf Einzelaspekte wie Brunnenbau, Wirtschaftsförderung oder humanitäre Nothilfe, ohne Nebenwirkungen zu beachten. „Welchen Sinn hat es, Lebensmittel in Flüchtlingslager zu liefern, ohne ihnen Kochgelegenheiten zu geben?“, fragt Rüttinger. Die Lagerbewohner holzen dann die wenigen Bäume in der Umgebung ab, um an Feuerholz zu kommen. Andere Helfer verteilen Land an ehemalige Kämpfer und übersehen, dass die Äcker wegen der Dürre keinen Ertrag mehr abwerfen.

A herd of Elephants coming to drink. In the background is the mighty Mount Kenya.
Foto von Leon Pauleikhoff / Unsplash

Im Norden Kenias zum Beispiel fördert der Staat mit internationaler Hilfe Öl. Die Anwohner verlangen vom Betreiber der Ölbohrung, dass sie junge Leute aus der Umgebung einstellen. Vergeblich. Stattdessen verschlechtern sie ihre Lebensbedingungen. Die Ölbohrung verbraucht Wasser, das aus dem Boden gepumpt wird. Der Grundwasserspiegel sinkt. Das Grundstück der Anlage ist weiträumig eingezäunt. Wanderhirten müssen ihre Route aufgeben, die bisher über das Areal führten. Auch die Dorfbewohner müssen weite Umwege gehen.

Weniger gravierend sind die Auswirkungen eines neuen Windparks in der Gegend. Die Wege zwischen den Rotortürmen bleiben offen. Der Strom fließt allerdings nur ins nationale Netz. Dörfer ohne Anschluss bleiben in Sichtweite der Windräder ohne Strom. All dies liefert Stoff für neue Konflikte.

Junge zeigt Munition, Fotolizenz: CC

Auch Noe Müller-Rowold vom Büro der staatlichen deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Niger sieht – wie seine Kollegin im benachbarten Mali – „viele Ursachen“ für die Konflikte in der Region. Niger hat mit durchschnittlich sieben Kindern pro Frau die weltweit höchste Geburtenrate. In Mali sind es nur etwas weniger. Die beiden Länder können ihre wachsende Bevölkerung nicht ernähren. Die Böden seien ausgelaugt und die Menschen fällen die letzten Bäume, weil sie Holz vor allem zum Kochen benötigen. Der nächste Starkregen und der Wind tragen dann die ungeschützte Humusschicht der Böden ab, was die Aussichten für die nächste Ernte weiter verschlechtert. Im angrenzenden Benin hätten Unternehmen ganze Wälder abgeholzt, um dort Baumwollplantagen anzulegen. Die verbrauchten sehr viel Wasser. Hinzu kommt der Einsatz von Pflanzengiften, die das Grundwasser verseuchen.

Viele Ursachen führen zum Krieg


In den meisten Ländern der Sahel-Zone sind es viele Faktoren, die zu bewaffneten Konflikten führen. Den zahlreichen jungen Leuten fehlen Jobs oder andere Möglichkeiten, sich eine Existenz aufzubauen. Die Regierungen sind überfordert, Beamte so schlecht bezahlt, dass sie ohne Schmiergelder nicht überleben können. Oft bevorzugen sie einseitig die Leute ihres Clans, Stammes oder ihrer Volksgruppe. Im Niger berichtet GIZ-Mitarbeiter Müller-Rowold von immer mehr chinesischen Unternehmen und reichen Einheimischen, die riesige Landflächen kaufen oder pachten und einzäunen, um dort große Farmen anzulegen. Die stationäre Landwirtschaft gelte „als modern und cool“, obwohl sich die Böden ohne die Wanderhirten kaum noch von der immer intensiveren Nutzung erholen können. Die Vieh-Nomaden müssen sich neue Routen suchen oder ihren Beruf aufgeben.

Angesichts knapper werdender Ressourcen für immer mehr Menschen fehlen Mechanismen zur gewaltfreien Bearbeitung der zunehmenden Konflikte. In Niger versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GIZ, Wanderhirten und Bauern über ihre Rechte aufzuklären. Sie markieren Wege, die die nomadischen Viehhalter nutzen können.

Vertrocknetes Feld in der Sahel-Zone, Fotolizenz: CC

„Die Menschen greifen ihre Nachbarn an, bevor sie verhungern“, hat nicht nur der Autor Gwen Dyer erkannt. In seinem Buch „Schlachtfeld Erde. Klimakriege im 21. Jahrhundert“ beschrieb er schon vor zehn Jahren drohende „Klimakriege“.

Auch wenn es diese – bisher zumindest – nach Ansicht der meisten Fachleute nicht gibt, wirkt der Klimawandel in vielen Weltregionen „konfliktverschärfend“. 2015 erkannten die Außenminister der G7-Staaten den Klimawandel als „eine der zentralen Sicherheitsbedrohungen des 21. Jahrhunderts“. Ein Jahr danach warnte das US-Verteidigungsministerium vor einer „Gefährdung der internationalen Sicherheitslage“ durch den Klimawandel. Sich selbst sehen die Uniformierten als „Friedensstifter“, obwohl sie den Planeten mit aufheizen. Allein das US-Militär, mit seinen Panzern, Schiffen und Flugzeugen selbst größter Ölverbraucher der Welt, trägt zum Klimawandel etwa so viel bei wie das afrikanische Nigeria mit seinen fast 200 Millionen Einwohnern.

Auch für das deutsche Klimakonsortium DKK ist der Klimawandel „ein Konflikttreiber unter vielen“. Die Erderwärmung könne die Anpassungsfähigkeit vieler Gesellschaften überfordern, warnt der Verband von Klimawissenschaftlern. Ähnlich sieht es das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP: Die Fachleute dort befürchten,  dass „die planetare Überhitzung ganze Gesellschaften im globalen Süden überfordern und unter der Last von Ernteausfällen, wiederkehrenden Katastrophen und dem Meeresspiegelanstieg zusammenbrechen lassen könnte.“ In dicht besiedelten Küstenländern wie Bangladesch fliehen Millionen vor dem steigenden Meeresspiegel ins jetzt schon überbevölkerte Hinterland. Seit die meisten Mangrovenwälder an den Küsten abgeholzt wurden, treffen die immer häufigeren Sturmfluten ungebremst auf Land. Das Meer dringt immer vor und versalzt das Grundwasser.

Steigende „Konfliktwahrscheinlichkeit“

Kriege definiert etwa Janpeter Schilling als mit Waffen ausgetragene Konflikte, an denen mindestens ein Staat beteiligt ist und der mehr als 1000 Todesopfer im Jahr verursacht. Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen erinnert der Leiter der „Forschungsgruppe Landnutzungskonflikte“ an der Friedensakademie Rheinland-Pfalz daran, dass Konflikte „immer mehrere Ursachen haben“. Steigende Temperaturen allein lösen keine Kriege aus. Die Verknappung von Wasser, Land und anderen lebenswichtigen Ressourcen befeuern allerdings vorhandenen Streit. Der Geograf Jürgen Scheffran forscht am Exzellenzcluster „Klima, Klimawandel und Gesellschaft“ der Universität Hamburg zu Auswirkungen des Klimawandels auf Konflikte. Ein weltweiter Temperaturanstieg um 4,5 Grad verfünffache das „Konfliktrisiko. Gemeint ist damit die Dauer, Häufigkeit und Intensität der Auseinandersetzungen, die Zahl der Opfer und  die Höhe der Schäden. Kriege und andere bewaffnete Auseinandersetzungen dauern länger, werden häufiger, und brutaler.

Mehr Konflikte, auch bei uns

Auch in den reichen Ländern nehmen die Konflikte zu. Menschen wehren sich schon jetzt gegen Einschränkungen ihres gewohnten Lebensstils, leugnen den vom Menschen gemachten Klimawandel oder halten die Warnungen der Wissenschaftler für „Klimahysterie“. Im Netz hetzen sie gegen die „Rotzgöre“ Greta Thunberg. Rechte Parteien wie die „AfD“ in Deutschland, die „FPÖ“ in Österreich, Polens PIS, UKIP in England oder der Fidesz in Ungarn sammeln damit bei den Trotzköpfen immer mehr Wählerstimmen.

Foto von Julie Ricard / Unsplash

Hinzu kommen sogenannte Klimaflüchtlinge. Auch wenn Scheffran wie die meisten Wissenschaftler die immer wieder genannten Zahlen zukünftiger „Klimaflüchtlinge“ nicht bestätigt: Immer mehr Menschen verlassen Gebiete, die wegen Dürren, Überschwemmungen oder dem Anstieg der Meeresspiegel unbewohnbar werden. Schon 1990 warnte das International Panel on Climate Change IPCC vor „Millionen, die vor Überschwemmung, steigenden Meeresspiegeln, Dürre und Bodenerosion“ fliehen.

„Klimaflüchtlinge“


2019 zählte das Flüchtlingshilfswerks UNHCR der Vereinten Nationen mehr als 79,5 Millionen Geflüchtete und Vertriebene (2018: 70 Mio.) , mehr als je zuvor in der Geschichte und doppelt so viele wie 2010.. Obwohl nicht einmal jede und jeder Zehnte von ihnen die Europäische Union erreicht, spült die angebliche „Flüchtlingskrise“ europaweit fremdenfeindliche Parteien nach oben – sei es die „AfD“ in Deutschland „Vox“ in Spanien oder die „Lega“ in Italien. Dabei bleiben die meisten Flüchtlinge in ihrer Region. 41 Millionen in ihrem Heimatstaat und 26 Millionen in den Nachbarländern. Nur wenige können sich eine Flucht nach Europa leisten.

Flüchtling ist nach der Genfer Konvention von 1951 nur, wer wegen seiner „Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen (seiner/ihrer) politischen Überzeugung“ in seinem Heimatland nicht mehr sicher ist und deshalb nicht mehr zurückkehren kann. Wer vor den Folgen des Klimawandels flieht, hat nirgends Anspruch auf Asyl.

Nansen-Initiative

Das Thema kommt langsam in der internationalen Politik an. In der Erklärung des Klimagipfels von Cancún erkannten die Staaten 2016 an, dass Menschen vor den Folgen des Klimawandels fliehen (climate change-induced migration) und kündigten an, bei der Lösung des Problems zusammenzuarbeiten. Daraus entstanden ist die Nansen-Initiative, in der 27 Staaten den Betroffenen Hilfe und Schutz versprechen. Vertreter/innen Deutschlands arbeiten in der Steuerungsgruppe der Initiative mit. Rixa Schwarz, Teamleiterin „Internationale Klimapolitik“ bei der Nichtregierungsorganisation Germanwatch, verweist auf Programme der Fidschi-Inseln und anderer Südseestaaten: Dort erhalten junge Leute Weiterbildungen, damit sie nach Australien oder Neuseeland auswandern können, wenn ihre Heimatländer im Ozean versinken. Nachdem die USA weite Teile der Marshall-Inseln in den 50er Jahren mit ihren Atomtests verstrahlt haben, nehmen sie heute zumindest Flüchtlinge der vom Untergang bedrohten Inseln auf.

Sieg der Vernunft oder der Rücksichtslosen

Team building at RGB Parkour Tour back in 2014.

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Hände vieler Menschen umfassen gemeinsam einen Baumstamm Foto von Shane Rounce / Unsplash

Das Problem ist erkannt. Geändert hat sich wenig. Solange klimaschädliches Verhalten für den und die Einzelne billiger ist als klimafreundliches, geht der Klimawandel weiter. Unternehmen verlagern die sozialen und ökologischen Folgekosten ihres Tuns ungehindert auf die Allgemeinheit oder künftige Generationen. So zahlen die Reisenden fast überall in Europa für Flugtickets weniger als für Bahnfahrkarten. Supermärkte verkaufen Fleisch aus umweltzerstörender Massentierhaltung billiger als „Bio“-Ware aus der eigenen Region, aufwändig verpacktes Importgut günstiger als lose Ware aus dem Umland. Erhöht ein Anbieter alleine die Preise für klimaschädliche Produkte, verschwindet er vom Markt. So lange die Politik die Rahmenbedingungen hier nicht ändert, werden wir mit mehr Konflikten und Kriegen um die knapper werdenden Ressourcen leben müssen. Offen ist die Frage, ob sich die Vernünftigen und Kooperationswilligen durchsetzen oder die Rücksichtslosen.

Quellen:

Gespräche mit Mitarbeiter/inne/n der GIZ in Westafrika

Deutschlandfunk: Die große Transformation

Humanistischer Pressedienst: Klimawandel und gewaltsame Konflikt

Entwicklungsprogramm der Vereinte Nationen UNDP, Klimabericht 2007

„Experten warnen vor Klimakollaps“, Badische Zeitung vom 2. Juli 1988

Friedensakademie der Uni Koblenz-Landau: https://www.uni-koblenz-landau.de/de/friedensakademie/konzept

Tagesspiegel: Klimawandel als Ursache von Konflikten

taz: US-Militär wird ökologisch bewusster

Film: Leben der Wanderhirten in Tschad und die Folgen des Klimawandels

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