Wenn Donald Trump über Klimapolitik spricht, folgen fast immer drastische Worte: „Der Klimawandel ist der größte Betrug, den die Welt je erlebt hat.“ – „Alles Grüne ist bankrott.“ – „Windräder sind erbärmlich.“ Seine Rhetorik arbeitet mit Übertreibungen, Abwertungen und dem gezielten Infragestellen wissenschaftlicher Erkenntnisse. Doch wie stehen diese Aussagen im Verhältnis zu den empirisch belegten Fakten?

Ein aktueller wissenschaftlicher Artikel, der die globalen Treibhausgasemissionen (THG) von 1820 bis 2050 untersucht, bietet eine historische Tiefenschärfe und verdeutlicht, warum die Thesen Trumps nicht nur falsch, sondern gefährlich vereinfachend sind.


1. „Der Klimawandel ist der größte Betrug, den die Welt je erlebt hat.“

Die Klimaforschung stützt sich auf ein überwältigendes Fundament an Daten: Temperaturrekonstruktionen über Jahrhunderte, Messungen von atmosphärischen CO₂-Konzentrationen, Satellitenbeobachtungen, Modelle zur Energiebilanz der Erde. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bewertet regelmäßig tausende wissenschaftliche Studien. Der Konsens ist eindeutig: Die Erde erwärmt sich, und der wichtigste Treiber ist der Mensch.

Die im Artikel gezeigte Langzeitperspektive entkräftet Trumps Vorwurf des „Betrugs“ besonders deutlich. Seit 1820 stammen nur 48 % der kumulativen Emissionen aus fossilen Brennstoffen, während die übrigen 52 % aus Landnutzung (Abholzung, Landwirtschaft, Bodendegradation) resultieren. Das heißt: Der menschliche Einfluss auf das Klima ist vielschichtiger und älter als die reine Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Die Komplexität widerlegt jede Behauptung einer „Erfindung“.


2. „Das Ganze ist ein grüner Scam.“

Trumps Vokabular („Scam“) deutet auf eine Verschwörungserzählung: Klimapolitik sei nur ein Vorwand, um Länder oder Bürger auszubeuten. Doch die historische Analyse der Emissionen zeigt das Gegenteil: Klimaschutz ist keine ideologische Masche, sondern eine mathematische Notwendigkeit.

Der Artikel warnt: Nur wenn die Kohlenstoffintensität der Weltwirtschaft dreimal schneller sinkt als jemals zuvor, lassen sich die Pariser Klimaziele einhalten. Andernfalls steuern wir auf eine Erwärmung von über 3 °C bis 2050 zu – mit massiven Folgen für Ökosysteme, Wirtschaft und Gesellschaft.

Wer Klimapolitik als „Schwindelnummer“ abtut, blendet nicht nur die Risiken aus, sondern gefährdet auch die Möglichkeit, sie noch zu begrenzen.


3. „Windräder sind erbärmlich. Die erneuerbaren Energien funktionieren nicht und sind viel zu teuer.“

Dieses Zitat ignoriert die Realität der Kostenentwicklung. In den letzten zwei Jahrzehnten sind die Preise für Wind- und Solarstrom um über 80 % gesunken. In vielen Regionen der Welt sind erneuerbare Energien heute die günstigste Form der Stromerzeugung – billiger als neue Kohle- oder Gaskraftwerke.

Natürlich gibt es technologische Herausforderungen, etwa bei Speicherung und Netzinfrastruktur. Aber die Aussage, erneuerbare Energien seien „erbärmlich“, widerspricht sämtlichen empirischen Daten. Faktisch ermöglichen sie, die dringend notwendige Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Emissionen voranzutreiben – eine Aufgabe, die der Artikel als entscheidend für das 21. Jahrhundert beschreibt.


4. „Deutschland hat seine Politik zurückgenommen, weil alles gescheitert ist.“

Hier vermischt Trump Tatsachen mit Verzerrung. Richtig ist, dass Deutschland beim Kohleausstieg und beim Ausbau der erneuerbaren Energien über Jahre hinweg Widersprüche in der Politik hatte. Doch statt eines „Scheiterns“ zeigt sich ein Transformationsprozess: 2023 stammten bereits mehr als 50 % des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien.

Die im Artikel dargestellten regionalen Unterschiede machen klar: Industriestaaten wie Deutschland haben eine besondere historische Verantwortung. Obwohl sie nur rund 15 % der Weltbevölkerung stellen, verursachten sie 36 % der kumulativen Emissionen. Ein „Rückzug“ aus Klimapolitik wäre vor diesem Hintergrund nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch ökonomisch kurzsichtig.


5. „Die globale Erwärmung sollte die Welt zerstören, doch dann wurde es wieder kühler.“

Diese Aussage ist ein rhetorischer Trick. Klimawissenschaft unterscheidet klar zwischen Wetter (kurzfristigen Schwankungen) und Klima (langfristigen Trends). Einzelne kühlere Jahre oder Jahrzehnte ändern nichts am Gesamttrend der Erwärmung.

Tatsächlich sind die letzten acht Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit der vorindustriellen Zeit ist die globale Durchschnittstemperatur um etwa 1,2 °C gestiegen. Das entspricht exakt den Prognosen, die Klimamodelle seit Jahrzehnten gemacht haben.

Die Behauptung, man habe den Begriff „Klimawandel“ eingeführt, um „nie falsch liegen zu können“, ist ebenfalls irreführend: Schon in den 1970er Jahren sprachen Wissenschaftler von climate change, lange bevor die öffentliche Debatte eskalierte.


6. „China produziert inzwischen mehr Emissionen als alle anderen entwickelten Länder zusammen.“

Das ist faktisch korrekt – aber unvollständig und irreführend. China ist heute der größte Emittent, doch historisch gesehen tragen westliche Länder die Hauptlast der Verantwortung. Seit 1820 haben die Industriestaaten den Großteil der Emissionen verursacht, während Länder wie China und Indien erst in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen haben.

Der Artikel weist außerdem darauf hin, dass Lateinamerika und Afrika südlich der Sahara durch Landnutzung erhebliche Beiträge zu den Emissionen geleistet haben – eine Tatsache, die in Debatten fast immer übersehen wird.

Eine faire Klimapolitik muss daher beide Perspektiven verbinden: die historische Verantwortung der Industrieländer und die aktuellen Emissionen schnell wachsender Volkswirtschaften.


7. „Die Wissenschaft hinter dem Klimawandel ist eine einzige Lüge.“

Dieses Zitat fasst Trumps Haltung zusammen – und ist der gefährlichste Trugschluss. Die Wissenschaft liefert nicht nur Daten, sie erklärt auch die Antriebsfaktoren: Bevölkerungswachstum, steigender Wohlstand, Landnutzung, fossile Energien.

Technologische Verbesserungen konnten bisher die Emissionssteigerung nicht ausgleichen. Selbst Effizienzgewinne oder der Wechsel zu saubereren Energien waren zu schwach, um den Zuwachs an Bevölkerung und Einkommen zu kompensieren. Das ist kein „Mythos“, sondern das Ergebnis belastbarer Datenreihen über zwei Jahrhunderte.


8. Was bleibt?

Der wissenschaftliche Artikel zeigt, dass Klimawandel weder eine „Erfindung“ noch ein „Scam“ ist, sondern ein historisch gewachsenes, globales und komplexes Problem. Trumps Aussagen reduzieren diese Komplexität auf Schlagworte – mit dem Effekt, Klimapolitik zu diskreditieren.

Die Realität ist:

Klimawandel hat tiefe historische Wurzeln, weit über fossile Brennstoffe hinaus.

Emissionen sind extrem ungleich verteilt – sowohl regional als auch pro Kopf.

Die Zukunft erfordert beispiellose Veränderungen in Energie, Wirtschaft und Politik.

Wer diese Fakten leugnet, gefährdet nicht nur die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft, sondern auch die Handlungsfähigkeit ganzer Gesellschaften.


Trumps Aussagen leben von Vereinfachung, Polemik und dem gezielten Misstrauen gegenüber Wissenschaft. Der Artikel über die Emissionen von 1820 bis 2050 zeigt dagegen: Klimapolitik ist keine Ideologie, sondern eine historische und ökonomische Notwendigkeit.

Die Frage ist nicht, ob wir Klimaschutz betreiben sollten – sondern ob wir es schnell genug tun, um die 3-Grad-Hürde zu vermeiden. Alles andere ist keine politische Meinung, sondern schlicht Ignoranz gegenüber Fakten.

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