"Die Küche ist der Ort, an dem sich die Welt auflöst, und eine andere, kleinere, schönere, reinere Form entsteht."

Die finnisch-schwedischen Kinderbuchautorin Tove Jansson hat nicht nur die berühmte Fantasiewelt der Mumins geschaffen, sondern auch den wirklichen, den wahren Charakter der Küche beschrieben. In einer Welt voller Gefahren, voller Chaos, voller Gewalt und Chaos ist die Küche der Rückzugsort für die Seele und den Sinn des Lebens. Hier wird gekocht, gelacht, gegessen, getrunken, geredet und philosophiert. Ja, auch philosophiert!

"Küchenphilosophie" bedeutet nicht nur die Philosophie und Prinzipien zu erforschen und zu verstehen, die hinter dem Kochen und der Essenszubereitung stehen: Nachhaltiges und ethisches Kochen mit lokalen, saisonalen und biologischen Zutaten bespricht man ebenso lebhaft, wie die Verschwendung von Lebensmitteln und umweltschädliche Praktiken. Hier in der Küche ist die Verbindung zur Natur unmittelbar spürbar. Wie behandle ich die Lebensmittel? Ist Respekt und Wertschätzung dabei? Das bewusste Kochen fördert Achtsamkeit und Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge des Lebens. Wie ist Geschmack, Aroma und Textur von Gemüse, von Obst, von Salat und von den Zutaten, die die Kreativität und den Charakter der Köchin offenbaren?

Gemeinschaft und Teilen, Tradition und Innovation, Gesundheit und Wohlbefinden, Wachstum und Reduktion, Einfachheit und Raffinesse, Lebensfreude und Begeisterung, alle diese schönen Aspekte finden sich in der Küche wieder und werden zum Thema in diesem kleinen, schönen und reinen Kosmos.

Wer den Begriff "Küchenphilosophie" abschätzig verwendet, zeigt nur, dass er den Sinn des Lebens nicht verstanden hat, denn er überhebt sich im wahren Sinne des Wortes über die sinnlichen Dinge. Oft wird gesagt "Küchenphilosophie" sei kein ernsthaftes Nachdenken über wichtige philosophische Fragen, sondern oberflächlich oder unbedeutend. Es mangele an Substanz und Tiefe der Gespräche, es sei eben nur "Geschwätz". Doch wer solches redet, sollte aus der Küche verbannt werden, aus dem Paradies auf Erden.

Philosophische Gedanken und Reflexionen finden nämlich hier in der Küche ihren würdigen Platz, einem Ort der sozialen Interaktion. Menschen kommen in der Küche zusammen, um Mahlzeiten zuzubereiten, gemeinsam zu essen, zu plaudern und Zeit miteinander zu verbringen. All dies fördert soziale Bindungen und stärkt Beziehungen. Die Beliebtheit der Küche als Raum ist also eng mit sozialen, emotionalen, kulturellen und funktionalen Aspekten verbunden. Sie ist eben nicht nur ein Ort, an dem Nahrung zubereitet wird, sondern auch ein Ort der Begegnung, des Austauschs und des Wohlbefindens.

Und gerade jetzt, in Zeiten von schrecklichen, grausamen Ereignissen in der ganzen Welt. Wo es scheint, dass die Menschen vergessen haben, was Menschlichkeit, Würde, Anstand bedeuten. Wo es scheint, dass Werte und Normen aus den Fugen geraten sind. Gerade in dieser Zeit ist dieser kleinere, schönere und reinere Ort, an dem die Welt sich auflöst, so bedeutsam und wichtig für Leib und Seele.

Gerade jetzt sollten wir uns erinnern an die DenkerInnen vom "Orient zum Okzident", die schon immer über das Gute, das Schöne, das Wahre und den Sinn des Lebens ebenso philosophiert haben, wie über menschliches Versagen und die Abgründe menschlichen Tuns, "was seit der Grundlegung der Welt verborgen ist". Damit wir uns dies in Erinnerung rufen und erkennen, dass zu allen Zeiten, von A wie Aristoteles bis Z wie Zarathustra, der Mensch im Mittelpunkt der Menschlichkeit steht, will ich in loser Folge diese philosophischen Ideen hier ebenso "küchenfertig" machen, wie interessante Bücher aus allen Zeiten vorstellen. Vielleicht kann ich damit diesen kleinen, schönen Ort, die Küche, etwas bereichern für weitere "küchenphilosophische" Gesprächsrunden.

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