Screenshot: Youtube / Linksfraktion Saar

Der Linkenpolitiker Oskar Lafontaine erinnert an den christlichen Ursprung von Solidarität: Gotteskindschaft und Nächstenliebe. Warum er die Ausgrenzung von Ungeimpften zurückweist.

Saarbrücken - In der Diskussion um die vermeintliche "Pandemie der Ungeimpften" verteidigte Oskar Lafontaine (Linkspartei) im Saarländer Landtag am vergangenen Montag die Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen. Er sagt, auch diese hätten Sorgen und Ängste um den Arbeitsplatz, die Lohnfortzahlung, Angst um die Kinder. "Das kann man doch nicht einfach brutal zur Seite wischen." Lafontaine hat "den Eindruck, dass man gar nicht mit diesen Menschen spricht, dass man sie völlig ausgrenzt". Er habe sich so etwas vor einem halben Jahr gar nicht vorstellen können.

Solidarität kommt von Gotteskindschaft

Der Linkenpolitiker erklärt den Begriff der Solidarität und bezieht seine Herkunft auf das christliche Weltbild. Der Begriff stamme von der "Gleichheit der Gotteskindschaft", und das seien alle, auch die Ungeimpften. Solidarität sei somit ein Ausdruck der Nächstenliebe und sei nicht so gemeint, dass man einem Teil der Menschen - den Geimpften - seine Liebe erweist, dem anderen - den Ungeimpften - aber nicht. Lafontaine: "Wir sind verpflichtet, uns im solidarischen Sinne mit den Menschen zu beschäftigen, die jetzt von der brutalen Ausgrenzung, die teilweise stattfindet, betroffen sind." Er stütze sich auf ein traditionelles Verständnis der Nächstenliebe und zitiert: "Was du nicht willst, dass man dir tu – nämlich ausgegrenzt werden -, das füg auch keinem anderen zu."

Für Lafontaine, der als älterer Herr aus einer Risikoaltersgruppe selbst geimpft ist, scheint der Begriff des Minderheitenschutzes in Bezug auf die nicht Geimpften völlig aus der Debatte verschwunden. Er fordert von der Politik Totimpfstoffe für all jene, die sich nicht mit modernen mRNA-Techniken behandeln lassen wollen. "Es gebietet der Fairness gegenüber der Minderheit der Bürgerinnen und Bürger, deren Wunsch nach klassischen Impfstoffen zu entsprechen.“ Über die Impfpflicht sagt er: „Wir verlangen eine Impfpflicht mit bestimmten Impfstoffen, andere lassen wir nicht zu. Wo ist da die Rationalität?“ Er habe noch keine vernünftigen Gründe gehört, warum klassische Totimpfstoffe in Europa noch nicht zugelassen sind.

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Eine Lobbyistin verantwortet Impfstoffzulassungen

Vorsitzende der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), die die Impfstoffe der Pharmafirmen AstraZeneca und Biontec/Pfizer prüfte und zuließ, ist seit November 2020 Emer Cooke. Lafontaine kritisiert, dass sie als Vorsitzende der EMA jahrelang Lobbyistin für AstraZeneca und Biontec gewesen ist, jenen Firmen, die jetzt Milliarden an ihren Impfstoffen verdienen und deren Aktienwerte während der Coronakrise in Rekordhöhe stiegen. Lafontaine: "Jeder möge sich einen Reim darauf machen."

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Die Impfstoffe können laut Lafontaine schwere Erkrankung verhindern. Davon seien jüngere Altersgruppen aber fast nicht betroffen. Wenn er jetzt 30 Jahre alt wäre, würde er sich nicht impfen lassen. Wie er sagt, haben Jüngere nach allen Zahlen keinen schwere Verläufe. "Die Statistiken sind hier eindeutig." Für Ältere und Vorerkrankte Menschen jeden Alters empfehle er jedoch ausdrücklich eine Impfung. Eine Herdenimmunität sei durch die Massenimpfungen allerdings nicht erreichbar.


Auszüge aus Lafontaines Rede

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