"Renommierte Dozenten" werden versprochen. Das sollte man nicht so genau nehmen, ist doch Harald Matthes eher für andere Dinge über die Berliner Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Herr Michalsen, ebenfalls unter dem (noch) schützenden Dach der Berliner "Charitè" hat sich bereits einen Platz in der berühmt-berüchtigten "Alternative Medicine Hall of Fame" gesichert. Diesen Platz bekommt man nicht so leicht - man muss ihn sich erarbeiten - Frau Geiger hat sich angestrengt und hat sich durch ihren TV-Auftritt ein Denkmal gesetzt, das ihr zu Lebzeiten von Loriot keinen Deut besser getextet worden wäre.
Die Schwurbelbranche giert nach Nachwuchs
Man braucht Nachwuchs, der sich möglichst unvoreingenommen mit den Begriffen "Natur", "Sanftheit", "Salutogenese" und "Integrative Medizin" beschäftigen möchte. Unter StudentInnen ist die Nachfrage nach "Sanftheit" hoch, daher lockt man mit einer "kostenlosen Teilnahme" für einen dubiosen Kurs "Einführung in die Integrative Medizin". Doch bevor sich unerfahrene StudentInnen in dieses skurille Theater begeben, lohnt ein Blick nach Münster. Denn: Ebenfalls kostenlos ist die Lektüre des neuen Memorandums des Münsteraner Kreis: Integrative Medizin.
Erst Memorandum lesen, dann auf die Teilnahme verzichten
Kluge StudentInnen sollten sich das brilliante Memorandum durchlesen, bevor sie sich in Celle 12 Mal jeweils 1,5 Stunden von besagter Gilde beschwurbeln lassen. Dadurch lässt sich nicht nur auf eine Anmeldung fröhlich verzichten, sondern auch die gewonnene Zeit mit wirklich sinnvollen Tätigkeiten füllen.
So leicht, wie dieser "Fortbildungskurs" der Celler "Deutschen Akademie für Homöopathie und Naturheilverfahren" (dahn-celle.de) lassen sich andere Versuche, mit denen versucht wird, medizinische Fakultäten mit den Begehrlichkeiten von "Homöopathie"-Herstellern zu beglücken, nicht durchschauen. Ein Beispiel: 13 Seiten lang ist ein Papier mit dem hypertroph anmutendem Titel: "Naturheilkunde, Komplementäre und Integrative Medizin in der medizinischen Ausbildung – Positionspapier aus dem GMA-Ausschuss Integrative Medizin und Perspektivenpluralismus". Hierin kann neben vielen Banalitäten und Wortklaubereien auch lesen, dass es in Deutschland möglich ist, Akupunktur und Massagen als lindernde Maßnahmen bei Übelkeit während der Chemotherapie bei einem Mamma-Karzinom in den S3-Leitlinien zu verankern. Ein gutes Buch, ein Kinobesuch und ein Gespräch mit Freunden bleiben dagegen unerwähnt.
Gefährliche Infiltration nimmt zu
Solange der Bundesminister für Gesundheit, Karl Lauterbach, es wieder nur bei Absichtserklärungen belässt und noch immer keinerlei Anstrengungen unternimmt "Besondere Therapierichtungen" aus dem Leistungskatalog gesetzlicher Krankenkassen zu streichen, werden die Versuche der "HomöopathInnen" und Co., an die Universitäten zu drängen, zunehmen. Dem Forschungsstandort Deutschland wird es dadurch genauso ergehen, wie den zahlreichen mit Heilsversprechungen umworbenen TumorpatientInnen: Der Zustand wird sich verschlechtern.