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Jeder Raucher weiß, was er sich damit antut. Rauchen ist ungesund, mitunter tödlich und vor allem wird es immer teurer. Und viele Partner, Freunde, Kollegen und Vorgesetzte beschweren sich über den unangenehmen Geruch des kalten und abgestandenen Rauchs.

Wer als Kettenraucher die Erfahrung von Rückfällen und unwirksamen Kaugummis, Pflastern und Gesprächstherapien gemacht hat, braucht eine andere Lösung. Eine Lösung, die auch vom hohen Konsum problemlos herunterhilft.

Die hier vorgestellte Methode hat mir selbst vor 20 Jahren geholfen, als Schwerstnikotinabhängiger mit dem Rauchen aufzuhören. Zugegeben, die ersten vier Wochen ohne den Griff in die Schachtel, den ersten Zug aus der frischen Zigarette, auch Hitzewallungen waren hart. Üblicherweise war mit jedem Bier, jedem Glas Wein, jeder Tasse Kaffee eine Zigarette verbunden. Ein innerer Teufelskreis, der Rauchern bekannt ist. Pausen im Rauchereck lüften das Gehirn im stressigen Bürojob. Einmal kurz bei einer Zigarette die letzten und auch die nächsten Arbeitsschritte zu durchdenken, macht die Raucherpause eben nicht zur Verschwendung von Arbeitszeit, sondern unterstützt notwendige Reflexionen.

Rückschläge kennt jeder erfolgreiche Nichtraucher. Die Sucht als inneres Tier zu erkennen, erfordert auch den Missbrauch einer Packung Nikotinkaugummis. Wenn nach 2 Stunden sämtliche Kaugummis aufgebraucht sind, ist dem Probanden schlecht. Nikotinüberdosis. Der Beipackzettel warnt davor, doch der „Süchtige“ kämpft nicht mit dem Produkt selbst, sondern mit der Sucht in sich selbst.

Die Sucht

Die Sucht nach Zigaretten ist nur auf den ersten Blick eine Sucht nach Nikotin. In den Ratgebern wird zutreffend gesagt, dass bei einem starken Raucher die Nikotinproduktion im eigenen Körper nach kurzer Zeit des Entzugs wieder aufgenommen wird.

Das bedeutet, die Zigarettensucht geht über die Sucht nach Nikotin hinaus. Sie ist eine kombinierte Sucht nach dem kratzigen Gefühl in Hals und Rachen, den automatisierten Bewegungen von Hand und Fingern, die instinktiv die geöffneten Lippen ansteuern. Und Rauchen hält schlank. Die Illusion, Rauchen helfe beim Wachwerden, Wachbleiben, Rauchen unterstütze die Konzentrationsfähigkeit, basiert auf sehr kurzfristigen Erfahrungen. Der Versuch, ein Glas Wasser morgens vor der ersten Zigarette zu trinken und am Folgetag nach der ersten Zigarette zu sich zu nehmen und in beiden Fällen die Zeit zu stoppen, bis zum nächsten Toilettengang wird gerne vorgeschlagen, wenn es um den Einfluss geht, den der Konsum von Zigaretten auf den menschlichen Körper haben soll. All diese Dinge können helfen, die eigene Sucht zu verstehen. Das heißt, die eigenen Suchtstrukturen im eigenen Körper und im eigenen Geist zu erkennen. Dann erst wird die Entscheidung mit dem Rauchen aufzuhören auch umgesetzt werden können.

Mittel aus der Sucht heraus

Das geliebte Kratzen in Hals und Rachen kann etwa mit Ingwertee oder Grapefruitsaft „ersetzt“ werden. Die Manierismen, etwas zwischen den Fingern zu halten und regelmäßig zum Mund zu führen, lassen sich durch Bleistiftkauen, Kugelschreiberbeißen substituieren. In den ersten Tagen und Wochen können derlei Ersatzhandlungen helfen, die übelsten Entzugserscheinungen abzumildern.

Die eigentliche Methode

Der harte Schnitt erfordert sicherlich einen starken Willen und jeder im Umfeld lobt den frischen Nichtraucher, der von drei Schachteln auf Null in einem Tag gekommen ist. Diese Helden können, so wie ein Berliner Filmregisseur nach 30 Jahren denken, eine Zigarette zu rauchen, wäre kein Problem und landen dann wie der Genannte umgehend wieder bei drei Schachteln am Tag. Das heißt, das innere Suchtprogramm wurde nie wirklich überwunden.

Dieses innere Suchtprogramm muss besiegt werden. Nennen wir es den Inneren Schweinehund? Ja, dieser Innere Schweinehund muss zunächst zur Ruhe gebracht werden und dann tatsächlich getötet.

Die Methode kann nur wirken bei Menschen, die sich über die vorangestellten Fragen im Klaren sind und wissen, was eine bequeme Mindestmenge für ihren täglichen Zigarettenkonsum ist.

Bei mir waren es zu Spitzenzeiten 5 Schachteln am Tag. Davon wurde sicher die Hälfte von Kollegen geschnorrt, manch eine brannte von allein im Aschenbecher ab. Aber der Job war geistig herausfordernd und der Druck enorm. Ausreden wie sie jeder kennt. An freien Tagen kam ich mit 1-2 Schachteln zurecht. Ein Konsum unter der Hälfte dessen, was ich im Alltag verrauchte.

Das Limit

Es war mir also klar, es gibt ein Limit, das schwierig zu unterschreiten sein würde. Dieses definierte ich mit einer Schachtel à 20 Zigaretten. Die konnte und wollte ich auch über den Tag verteilt genießen. Die Absicht war, dieses Limit zu unterschreiten.

So rauchte ich an Tag 1 statt der 20 Zigaretten aus dem selbst gesetzten Limit lediglich 18 Zigaretten.

Diese 18 Zigaretten wurden zu meinem Limit an Tag 2. Und dieses Limit unterschritt ich um eine Zigarette und rauchte an Tag 2 nur 17 Zigaretten.

An Tag drei war also mein definiertes Limit 17 Zigaretten und ich rauchte nur 16.

Größere Sprünge könnten den Effekt haben, das Suchtprogramm beim vorigen Limit zu belassen und eventuell dort sogar zu fixieren – so meine Befürchtung aus der Erfahrung mit dem Berliner Filmregisseur. So ging es bequem weiter. Keine Probleme bei der weiteren, schonenden Reduktion der Limits.

Dann betrug das Limit 5 Zigaretten und ich hatte das Verlangen, mehr als die angepeilten vier Zigaretten zu rauchen und tat es. Ich fühlte mich schwach, Selbstvorwürfe und das Vorhaben, das Limit wenigstens am nächsten Tag auf vier Zigaretten abzusenken. Das klappte dann auch.

Das selbe Problem trat beim Unterschreiten des Limits von drei Zigaretten auf, gelang aber einen Tag darauf.

Die letzte Zigarette, die einzige, die ich an jenem Tag rauchen durfte, wurde zu einem besonderen Abschluss meiner Raucherkarriere. Den ganzen Tag über hatte ich keinerlei Verlangen nach einer Zigarette. Kaum ein Gedankte daran. Dann stellte ich mir die Frage, was wohl geschehen würde, wenn ich sie geraucht hätte, weiteres Verlangen? Vielleicht so stark, dass ich zu schwach sein würde? Ich hatte eine neue Packung mit Nikotinkaugummis zur Sicherheit vorrätig und eine zugeschweißte Schachtel meiner damaligen Lieblingszigaretten. Also fühlte ich mich sicher und bereit für meine „letzte Zigarette“, aber keinerlei Verlangen. Dank der körperlichen Arbeit in der Zeit des Reduzierens meines Zigarettenkonsums fühlte ich mich fit und gesund, auch innerlich „gereinigt“.

So steckte ich mir meine letzte Zigarette an und inhalierte den blauen Rauch. Das Gefühl, mir kriecht etwas in jede einzelne Körperzelle, also der Rauch und die darin enthaltenen Gifte, war mir sehr unangenehm.

Die Erinnerung daran, also an das Gefühl bei der letzten Zigarette, die Leichtigkeit, die Limits zu unterschreiten, ist allerdings nur ein Teil, meiner nun 20-jährigen Nichtraucherkarriere.

Sicher wird diese Methode nicht jeden Kettenraucher zum Nichtraucher machen. Wer aber weiß, mit seinen oder ihren Schwächen umzugehen und diese austricksen möchte, kann mit „meiner Methode“ und ein wenig Disziplin innerhalb einer leicht errechenbaren Zeit zum Nichtraucher werden. Pro Schachtel wären etwa 3 Wochen einzuplanen.

Viel Erfolg!

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