Die Kommentare und Anmerkungen, die ich zu meinem letzten Blogeintrag bekommen haben, geben mir tiefe Einblicke in die derzeitige Gemütslage meiner Leserschaft. Zwei konkrete Gedanken würde ich gerne kommentieren:
Grundsätzlich ist es bezüglich einer möglichen Quarantäne eine famose Idee, im Haus einen eigenen Raum zur Isolation von Personen einzurichten. Eine Tür mit eingebauter Durchreiche, die sich nur von außen öffnen lässt, ist hierzu sicherlich hervorragend geeignet. Ich würde allerdings vom Steuerberater prüfen lassen, ob man das Zimmer trotz Pritsche, die als Schreibtisch genutzt werden kann und WLAN-Empfang – bei gekipptem Fenster – noch als Home Office absetzen kann. Meine Google-Suche „Kerker als Home Office“ ergab keine Treffer.
Auch die Auslagerung der zu isolierenden Person in ein nahe gelegenes Gartenhäuschen – möglichst mit Heizung/Ofen – ist eine wohl durchdachte Option. 15 Meter Entfernung erscheint ausreichend. 15km sind eher übertrieben. Die angedachte Anlieferung von Speisen und Getränken per Drohne optimiert die Kontaktvermeidung. Jedoch würde das Essen bei einer längeren Flugphase ziemlich auskühlen.
Sehr aufmerksamen und findigen Lesern ist es beim Lesen des letzten Beitrags natürlich aufgefallen. Bei den coronabedingt vernachlässigten körperlichen Ritualen habe ich eine Art vergessen: das Händeschütteln. Dank – ähm – aufgrund von Corona scheidet diese sehr gebräuchliche Begrüßungsform momentan ebenfalls aus. Bei der Recherche bin ich auf zwei mögliche generelle Ursachen für das Zeremoniell gestoßen: das Beschnüffeln – bekannt auch aus der Tierwelt. Immerhin hält es die Spezies Mensch für nicht ratsam sein Gegenüber zur Begrüßung einmal schnüffelnd zu umrunden oder gar an seinem Hinterteil zu schnuppern. Vor Corona hatte die Wissenschaft noch Zeit sich mit tiefschürfenden Problemstellungen zu beschäftigen und dabei herausgefunden, dass viele Menschen den Händedruck tatsächlich nutzen, um im Nachgang die Duftmarke des anderen zu analysieren.
Ein zweiter möglicher Grund für die Begrüßung per Handschlag ist das Signal, dass man keine Waffen bei sich trägt. Das ist nachvollziehbar, doch gibt es hier einige, die dies dadurch umgehen, indem sie den Händedruck an sich als Waffe einsetzen: Methode Schraubstock. Auf die Idee muss man erstmal kommen. Nach dem Motto: ich freu mich so Dich zu sehen, dass ich Dir am liebsten schon mal andeutungsweise die Finger breche.
Bereits kurze Zeit nach Einbruch der Krise wurden Alternativen entwickelt, die auch den neuen Infektionsschutzstandards entsprechen. Mein Anti-Favorit ist der Ellbogenzusammenstoß. Am Ellbogen kann man nur schwerlich riechen und in puncto Waffenlosigkeit kann es auch so ausgelegt werden: hey, ich bin zwar unbewaffnet, könnte Dir aber mit dem Ellbogen deine Visage zertrümmern – aber ich mach´s halt nicht.
Vor allem beim Sport ist das Reichen der Hände weit verbreitet. So ganz habe ich es nie verstanden. Denn ausgerechnet bei der körperlichen Anstrengung trieft und schnieft der Mensch nahezu permanent vor sich hin. Die Hände sind dabei auch meist irgendwie involviert – ohne jetzt an dieser Stelle ins Detail gehen zu wollen. Und ausgerechnet am Ende eines Spiels oder einer Trainingseinheit gebe ich dann meinem Kontrahenten die „verseuchte“ Hand. Dem Verlierer bietet sich die Gelegenheit nach einer sportlichen Niederlage zumindest durch die eventuelle Übertragung von Bazillen „den Ausgleich zu erzielen“. Der Gewinner sieht sich als unantastbar und immun.
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Beitragsbild von Filipe Gomes