Wenn ich bei einem Patienten bei der Krankenkasse Zuschüsse für die Versorgung der Zähne mit Kronen beantrage, wird ein routinemäßig ein Gutachten eingeleitet, wenn es mehr als vier Zähne betrifft.

Wenn ich ein Kind narkotisieren lasse und den Eltern sage, diese Zahnbehandlung sei ausschließlich in Narkose zu bewerkstelligen, so interessiert dies:

Niemanden.

Ich hatte der BZÄK am 24.2.23 geschrieben und nach der Häufigkeit von Todesfällen im Zusammenhang mit Milchzahnbehandlungen in ITN gefragt.

Am 9.3.23 antwortete mir Dr. Gösling, dass der BZÄK hierzu keinerlei Statistiken und keine konkreten Zahlen vorlegen.

Zwei Monate später, im Mai 23 hatte man offensichtlich recherchiert, mir hierzu aber leider keinerlei Info zu den erfolgten Recherchen gegeben.

Mir ist klar, dass die BZÄK bis zur Halskrause in Arbeit steckt und sich für zusätzliche Themen nur begrenzt Zeit erübrigen lässt.

Nur ist das Thema viel zu wichtig, um es damit "abzuhaken".

Vier Todesfälle und ein Pflegefall innerhalb von 10 Jahren sind m.E. nicht hinnehmbar.

Hinzu kommt, dass man sich bei der Wahrscheinlichkeit auf Schätzungen beruft (wer schätzt hier wann und was?), weil, wie im Rundschreiben der ZÄK-HB S 02 zu lesen, niemand genaue Zahlen zum Thema "Häufigkeit von Dentalsanierungen in ITN" hat.

Dass sich die Bundeszahnärztekammer dann auch noch um eine Zehnerpotenz verrechnet und damit fälschlicherweise den Schein erweckt, es wären 1.000.000 Narkosen, mithin also 900.000 mehr als bei der ominösen "Schätzung", ist dagegen unschön.

Die strukturellen Probleme der Anästhesie sind der BZÄK bekannt: Noch immer existieren keinerlei validen Mindest-Standards für das Equipment (siehe Interview mit Jörg Karst).

Wer trotz dieser bekannten strukturellen Probleme, die in den vergangen 10 Jahren allein im Bereich der Dentalsanierungen (!) zu vier Todesfällen und einem Pflegefall geführt haben, die Verantwortung allein in der Anästhesie verortet ("Der Anästhesist trägt die Verantwortung für das eingesetzte         Anästhesieverfahren als auch für die Überwachung und  Aufrechterhaltung der vitalen Funktionen während des Eingriffes und postoperativ."),   handelt skrupellos.

Daher sollten wir, um die Gefahr weiterer Todesfälle im Zusammenhang mit Milchzahnsanierungen in ITN zu vermeiden:‌‌

- aufklären, über die mangelnden Standards im Bereich der         ambulanten ITN

- aufklären, über die Häufigkeit der allein im ZM-Bereich geschehenen Todesfälle und schweren Zwischenfälle

- aufklären, über die alternativen Behandlungsmethoden zur         Behandlung von Milchzahnkaries (Therapie-Hund uva.), sowie endlich die Einführung eines Zweitmeinungsverfahren realisieren.

 Ambulante Narkosen – tödliches Risiko für Milchzahnsanierungen?

"Die Behandlung von Milchzähnen ist manchmal schwierig, der Zeitbedarf manchmal schwer zu kalkulieren. Trotzdem sind ambulante Narkosen in der Praxis keine Lösung, so Dr. Hans -Werner Bertelsen in einem Meinungsbeitrag."  Quelle: Die Zahnarzt Woche                                                                                                                          

Hierzu hatte mich auch Spiegel-online interviewt:                                                                                                       ‌

https://www.spiegel.de/gesundheit/schwangerschaft/kinder-beim-zahnarzt-milchzahnkaries-muss-man-nicht-in-vollnarkose-behandeln-a-fa88bf0c-0267-454f-9fa5-ff0e4739966c‌‌

Zur real vorhandenen Gefahr von Übertherapie erreichten mich mehrere persönliche Nachrichten von Eltern, die sich weigerten, einer Narkosebehandlung zuzustimmen. Es folgten abfällige Bemerkungen und sogar Versuche einer emotionalen Erpressung.

Von den Folgen und Konsequenzen der Weigerung, einer Narkose zuzustimmen handelt dieser Tweet, der die Problematik sehr gut darstellt:

https://x.com/dvassallo/status/1811427902275141723