Die Hersteller sogenannter "homöopathischer Komplexmittel" haben in Deutschland ein sehr leichtes Spiel. Durch eine aus der Zeit gefallenen und grob fahrlässig anmutenden gesundheitspolitischen Gesetzgebung, die es einem kleinen Kreis von Befürworten erlaubt eine Wirksamkeit zu postulieren, kommen unzählige PatientInnen in den zweifelhaften Genuss von dubiosen Zubereitungen, die von interessen-kongruenten Seilschaften kurzerhand zur "Medizin" erklärt worden sind.
Der sogenannte "Binnenkonsens", ein gesundheitspolitischer Knieschuss sagt nichts anderes, als dass einem Konsortium - eine Art privater Kegelklub - Einigkeit erzielt hat in der Frage, ob die Zubereitung eines zusammengerührten (der Begriff des "Panschens" soll hier bewusst vermieden werden) Mittelchens bei weit verbreiteten Leiden wie Schwindel, Taubheitsgefühlen, Verdauungsproblemen, Reizdarm, Schmerzen oder gar Potenzproblemen helfe.

Auf Wirksamkeit müssen diese Mittelchen nicht geprüft werden, sie sind es auch nicht, weil: siehe oben.

Ohne jegliche wissenschaftliche Nachweispflicht

Sobald sich dieser "private Kegelklub" einig ist (und das ist er bei "Zulassung" dieser Mittelchen erstaunlich oft), darf ohne jegliche wissenschaftliche Nachweispflicht (!) mit Krankheitsbeschreibungen (sog. "Indikationen") sogar unverhohlen Werbung betrieben werden. Und davon machen die Hersteller kräftig Gebrauch: Zur Prime-Time wirbt das ZDF (Kosten: 1000.-€/Sekunde) für "Restaxil", "Deseo" oder "Taumea".
Die ARD (Kosten: 2000.- €/Sekunde) wirbt - ebenfalls zur Prime-Time - mit Produkten der Firma Heel: "Neurexan" oder "Vertigo-Heel" . Die Firma Heel (im stolzen Besitz der Familie Quandt) mit Sitz in Baden-Baden, der Stadt in der auf der "Medizinischen Woche" alljährlich ein fröhliches Stelldichein der "Alternativ-Medizin" stattfindet, nutzt die peinliche Gesetzeslage zum Verkauf ihrer Produkte. Unterstützt von Marketing-Fuzzis, die sich angestrengt und ungeheuer phantasievoll erweisen, die Attribute "sanft", "natürlich", "nebenwirkungsfrei" und "Bullerbü in naiv-geblümten Kontext zu arrangieren, brummt der Markt.

Eine von drei möglichen Optionen wird verschwiegen

Durch die Angst vor Nebenwirkungen vieler Medikamente werden viele Menschen nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip zur vermeintlichen "sanften" Alternative gedrängt. Dabei wird die dritte Möglichkeit tunlichst verschwiegen: Das konsumbefreite Abwarten. Dieser Begriff kommt im Bereich des Apotheken-Marketings nicht vor. Mehr noch: Selbstheilungskräfte, seit Jahrtausenden erprobt und bewährt, sollen "geweckt", "gesteigert" oder "optimiert" werden. Wer diesen Unfug glaubt, verliert. Geld und manchmal auch Gesundheit.

FDA warnt ausdrücklich vor Injektionen - Hersteller ignoriert

Während die "Food and Drug Administration", FDA Warnungen vor der Injektion von "homöopathischen Komplexmitteln" wie "Zeel" oder  "Traumeel" verlautbaren lässt, wirbt der Hersteller weiter ungeachtet jeder Kritik mit Studien und der Injektion in Gelenke.

Exportschlager "Homöopathie" - "Homöopathie-Klinik" in Ghana

Die guten Geschäfte mit "homöopathischen Komplexmitteln" rufen viele geschäftstüchtige Protagonisten auf das Trittbrett. So öffnete kürzlich eine "International Homeopathic Clinic" ihre Pforten in Accra.
Völlig losgelöst von einengenden Vorschriften und Regeln des deutschen Medizinrechts wirbt man fröhlich mit der "homöopathischen" Behandlung lästiger
Dysbalancen, schwerer und sogar auch schwerster Erkrankungen. Dabei darf ein weiß-bekittelter Mensch, der den Nimbus einer souveränen deutschen
Qualitätsmedizin verbreiten soll, natürlich nicht fehlen. Schade nur, dass der rüstige bärtige Protagonist in dem heimelig anmutenden Video uns weder seinen Namen deutlich vernehmbar erwähnt, noch seinen Werdegang mitteilt, geschweige denn seine medizinische Expertise offenbart. Auch ein Namensschild wird nicht eingeblendet - dafür soll man mit hintergründigem Saxophongesäusel entschädigt werden - Barmusik im Kontext vermeintlich seriöser Medizin? Wie auch der therapeutische Ansatz in einem Land wie Ghana: Ein Novum.

Herr Minister Lauterbach - Sie sind gefordert!

Solange Minister Karl Lauterbach dieses kegelklubeske Konstrukt namens "Binnenkonsens" nicht endlich abschafft, werden wir wohl noch weiterhin
mit den unbelegten Aussagen der Zunft beworben werden und uns die Behauptungen der Marketing-Abteilung gefallen lassen.


Solange Minister Karl Lauterbach dieses kegelklubeske Konstrukt namens "Binnenkonsens" nicht endlich abschafft, werden wohl noch viele Menschen
auf die Heilversprechen von Scharlatanen hereinfallen und nicht nur um Geld, sondern auch um eine rechtzeitige indikationsgerechte Therapie betrogen werden.


Solange Minister Karl Lauterbach nicht den Mut zur Veränderung hat, wird Deutschland gesundheitsgefährdende €soterik exportieren.