Aktuell findet – kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen – der Katholikentag in Erfurt statt. Wahrscheinlich haben viele Christen mittlerweile bemerkt, dass die Kirchentage mehr Parteitagen ähneln, die ihre Parteigänger auf die eigenen Ziele einschwören wollen. So ist es auch nicht überraschend, dass sich die Leitung des katholischen Kirchentages nur mit den sogenannten demokratischen Parteien umgibt und die politische Opposition gar nicht erst eingeladen hat.
Natürlich überrascht dieses Verhalten denkende Bürger nicht mehr. Hat die katholische Kirche nicht gezeigt, dass sie sich mittlerweile voll inhaltlich mit der politisch verordneten gesellschaftlichen Leitmeinung identifiziert. Hier befindet sie sich auf dem gleichen politischen Weg wie die evangelische Kirche, die schon seit Jahrzehnten auch als Sprachrohr der Regierung fungierte. Natürlich konnte man deshalb auch nur regierungsnahe Politiker als Gastredner einladen. Es überraschte auch nicht, Politiker der Opposition, gemeint ist hier die AfD, auszuladen. So äußerte sich ein katholischer Bischof dahingehend, dass er meinte, AfD-Politiker brauche man nicht zum Kirchentag einladen, da diese nur ihre Überzeugung zum Ausdruck bringen würden. Das ist das neue Demokratieverständnis des katholischen Klerus, wenn man die Worte eines Bischofs noch ernst nehmen sollte.
Zu dem völkischen Nationalismus darf gefragt werden, wie denn der Herr Bischof Bätzig die Auffassung des Jüdischen Volkes betrachtet. Mir ist kaum eine Volksgemeinschaft bekannt, die den größten Wert auf ethnische Reinheit legt, als es das jüdische Volk für sich in Anspruch nimmt. Es ist das gute Recht eines Volkes, seine eigenen Gesetze so zu setzen, wie es dies selbst für sich bestimmt. Dann sollte aber auch ein Bischof etwas vorsichtiger mit Formulierungen eines „völkischen Nationalismus“ umgehen. Oder hat er etwas gegen Israel?
Die Glanzleistung der theologischen Erleuchtung lieferte wieder einmal der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Georg Bätzig. Im Rahmen eines Empfangs anlässlich des Katholikentages bei der Konrad-Adenauer-Stiftung erklärte er: „Unser Gott ist parteiisch. Er steht auf der Seite der Gerechten des Rechts. Daher äußere sich die Kirche oft zu Fragen des Friedens, der Klima- und Asylpolitik sowie dem völkischen Nationalismus“. Mit einer solchen Formulierung haben auch die Deutschen Christen während der Nazizeit ihre Haltung begründet, warum sie auf der Seite für Führer und Volk gestanden haben. Auch sie waren seinerzeit der Meinung, die Kirche müsse Partei ergreifen. Vielleicht darf man Bischof Bätzig einmal fragen, was Recht und Gerechtigkeit ist. Wird das Recht nicht von Menschen gesetzt und stellte es sich nicht oft genug im Nachhinein heraus, das, was als Recht angesehen wurde, in Wahrheit das größte Unrecht gewesen ist? Aber ein weiterer Gesichtspunkt lässt mich erschrecken. Woher will dieser Bischof überhaupt wissen, wie Gott handelt? Ist es nicht eine ungeheuerliche Anmaßung zu glauben, man wisse, wer Gott sei und wie Gott handelt? Er handelt mit Sicherheit nicht nach den uns bekannten irdischen Gesetzen. Vielleicht sollte auch ein Bischof Bätzig mehr Respekt vor Gott haben und sich an die jüdische Haltung orientieren. Die Juden sprechen aufgrund der Ehrfurcht vor dem Gott, dem Schöpfer dieser Welt, dessen Namen nicht aus. Auf jeden Fall, Gott zum parteilichen Wesen zu vereinfachen, ist zu einfach. Auch ein Bischof sollte Gott nicht als Waffe gegen Andersdenkende benutzen. Wahrscheinlich haben viele Menschen mittlerweile bemerkt, wie sehr sich die Kirchen – das betrifft sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche – von Kirchen zu parteipolitischen Organisationen verändert haben. Dies wird auch ein Grund dafür sein, dass im vergangenen Jahr über 500.000 Kirchenmitglieder die katholische Kirche verlassen haben. Ein Verlassen einer weltlichen Organisation, auch wenn diese den Anspruch erhebt, eine transzendale Verbindung zu einem Gott zu haben, bedeutet nicht, dass sich die Menschen von Gott abwenden. Es könnte vielmehr bedeuten, dass sich die Menschen Gott nicht von einer weltlichen Organisation als Parteiführer einordnen lassen wollen. Das ist kein Unglaube, sondern die Ehrfurcht vor einem höheren Wesen,
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