Das Wohnen hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert. Heute setzt man beim Wohnen auf viel Licht und man lebt auch auf einer deutlich größeren Fläche, als es früher der Fall war. Doch das Wohnen ist heute auch zu einem Problem geworden. Wohnen ist nicht nur sehr teuer geworden, gerade in den Ballungszentren, sondern es mangelt auch an Wohnraum. Die Politik sieht das Heil von diesen Problematiken vor allem durch den Bau von Wohnraum. Doch gerade durch den Bau von Wohnraum befindet man sich in einem Spannungskonflikt. Den neuer Wohnraum ist natürlich mit der Versiegelung von Flächen verbunden. Gerade aus Umwelt- und Klimaschutzgründen ist das nicht unkritisch zu sehen. Und auch Lösungen, wie der Bau in die Höhe oder Nachverdichtung ist keine wirkliche Lösung. Den gerade in den Ballungsgebieten hat man heute schon große Probleme mit dem Klima, gerade im Sommer. Durch die oftmals enge Bebauung kommt es in der warmen Sommerzeit kaum noch zu einer Abkühlung in den Abend- und Nachtstunden. Würde man jetzt weiter in die Höhe und enger bauen, so würde sich die Problematik nur noch verschärfen. Im Vergleich zu einer lockeren Bauweise, haben Untersuchungen gezeigt, hat man Temperaturunterschiede von bis zu 10 Grad.

Neue Wege sind notwendig

Politisch müsste man sich mal die Frage stellen, ob man nicht neuen Wohnformen mehr Raum geben sollte. Wenn die Rede von neuen Wohnformen ist, so gehört dazu beispielsweise das Tiny House. Hierbei handelt es sich um ein Minihaus auf unter 20 Quadratmeter in der Regel. Die Wohnfläche besteht meist aus einem Hauptraum und einem kleinen Badezimmer. Für viele Menschen ist diese Wohnfläche heute attraktiv. Sei es aus Gründen, weil man nicht mehr Platz haben möchte, aber auch aus finanziellen Gründen. Den natürlich ist ein Tiny House in der Anschaffung, was sich so um die 30.000 Euro bewegt, deutlich günstiger als eine gekaufte Wohnung oder ein Haus. Gerade das Tiny House erfreut sich seit wenigen Jahren einer wachsenden Beliebtheit. Doch gerade für Menschen, die so leben möchten, gibt es große Probleme. Und diese Probleme betreffen den Ort der Aufstellung. Grundsätzlich kann ein Tiny House sowohl Mobil, aufgebaut auf einem Anhänger aufgestellt werden, aber auch fest. Je nach technischer Ausstattung ist man unabhängig von Versorgungsanschlüssen. Doch möchte man ein Tiny House aufstellen, so geht das auf einem Grundstück nur, wenn dieses auch als Baugrundstück für Wohnzwecke ausgewiesen ist. Einfach auf einem Grundstück zum Beispiel im Außenbereich aufzustellen, ist verboten. Doch eine Aufstellung auf einem normalen Grundstück macht wenig Sinn. Zum einen ist es zu groß für ein Tiny House. Gerade in der heutigen Zeit, wo es um jede Fläche geht, wäre das ein beispielloser Flächenverbrauch. Und so weichen viele Menschen auf Campingplätze zum Beispiel aus, um ihr Tiny House aufstellen zu können. Doch eine ideale Lösung ist das nicht. Das Tiny House muss aus diesem politischen Graubereich geholt werden. Es braucht eine Gleichberechtigung zu allen anderen Wohnformen. Ob man jetzt auf 200, 100 oder 20 qm leben möchte, es sollte hier keine Unterschiede und Schwierigkeiten geben, in der Umsetzung von diesem Ziel. Alles andere wäre eine Einschränkung der persönlichen Freiheit, die in einem freiheitlichen Staat nicht akzeptabel ist.

Bauflächen zur Verfügung stellen

Gerade bei diesen Wohnformen ist die Politik in einem jedem Bundesland in Deutschland gefordert, rechtliche Möglichkeiten zu schaffen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die Pflicht, mit jeder Ausweisung von Bauflächen, auch einen gewissen Anteil an Aufstellflächen für neue Wohnformen, wie Tiny Häuser zu ermöglichen. Der Landtag von Baden-Württemberg hat sich im Juli 2021 mit dem Thema Tiny House beschäftigt. Doch wie so häufig in der Politik hat man von den konkreten Problemen keine Ahnung oder will sich bewusst damit nicht beschäftigen. So erklärte die Vorsitzende für den Ausschuss: "Es bestehe die Einigung, dass keine Änderung im Baurecht notwendig sei". Alleine diese Erklärung zeigt eindrucksvoll die Unkenntnis. Den in der Tat baurechtlich stellt die Genehmigungsfähigkeit von einem Tiny House kein Problem dar. Doch viele Menschen die diese Wohnform leben wollen, erreichen die Stufe der Genehmigungsfähigkeit überhaupt nicht, da sie schlicht kein Aufstellungsort haben. Und damit hat der Landtag von Baden-Württemberg eindrucksvoll an der Sache vorbeigeredet und eine Chance vertan. Der Handlungsbedarf ist klar und die Politik muss jetzt handeln, damit neue Wohnformen eine Chance haben.

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