Über das ganzheitliche Geplärre globuphiler Heulpraktiker

Dass einige globuphile Heulpraktiker gerne rumopfern, ist in den asozialen Medien täglich zu beobachten und grundsätzlich kein Problem, denn jeder qualifiziert sich selbst so gut er kann. Das ist sehr hilfreich. Was in den letzten Wochen jedoch passiert, zerschmettert den Boden des Fasses in tausend Stücke: Es ist einfach nur widerlich!

Heilpraktikerin W. postete am internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (17.05.2020):

Was der Berufsstand des Heilpraktikers zurzeit als Gegenwind erlebt, ist keine Diskriminierung einer Minderheit, sondern einer Dummheit! Die Kritik an einer zur Schau getragenen Anmaßung. Wie groß sind die Minderwertigkeitskomplexe eines Berufes mit optionaler Ausbildung und trivialer Gefahrenabwehrprüfung?

Wie egozentrisch muss man sein, um in aller Öffentlichkeit den Beef über den eigenen zwar freiwillig gewählten, aber offenbar nie reflektierten Beruf mit Verfolgung, Folter und Mord, den nicht-heterosexuelle Menschen in vielen Teilen der Welt erfahren, gleichzusetzen? Ist das diese ‘sanfte’ Medizin, die sie so gerne postulieren?

Wer denkt, dass Frau W. eine Ausnahme darstellt und eigentlich nur auf unglückliche Weise eine Dose Mitleid bestellt, irrt.

Es geht schlimmer. Viel schlimmer.

Die Impfgegner unter den Heilpraktikern

Zu ähnlichen Mitteln greifen auch einige der vielen Impfgegner unter den Heilpraktikern. Einige von ihnen fühlen sich so verfolgt, dass sie sich sogar einen roten Winkel 🔻 (das Zeichen für politische KZ-Häftlinge) an den Twitter-Namen pappen. So kann es jedenfalls verstanden werden. Zumindest kokettieren sie mit dem Winkel, der zur Stigmatisierung unliebsamer bis verachteter Personengruppen zu unseligen Zeiten verwendet wurde. Wann werden sie direkt mit angeblichen Vernichtungsfantasien ihnen gegenüber, dem Holocaust selbst, kokettieren?

Wenn man so konzentriert rumopfert, dass kritische und auch manchmal gehässige Twitterkommentare, oder auch nur Witze und Satire, genau so schlimm erscheinen wie willkürliche Inhaftierung, Folter und Ermordung von Millionen Menschen, dann ist das menschenverachtend. Denn es läuft auf Verharmlosung der Zivilisationsverluste unsäglicher Zeiten hinaus, letztlich auf Holocaustverharmlosung - es ist schlicht widerlich. Ihr solltet euch schämen!

Natürlich sind nicht alle Heilpraktiker solch egoistische, denkresistente, unanständige Kernassis. Bestimmt sind die meisten von ihnen anständige, empathische Menschen, die sich von solchem Verbalblähungen distanzieren würden, wenn sie es mitbekämen. Aber weshalb kriegen diese lautstarken Sozialversager der alternativen Medizin auf Twitter dafür nicht mal aus ihrer eigenen Bubble ein wenig Gegenwind, oder wenigstens ‘alternativen Gegenwind’? Vielleicht #Weilshilft? Ein Phänomen, das es immer wieder zu beobachten gibt: Man mag sich still distanzieren, auch denken «Meine Güte, der_die schon wieder…» aber für ein Eintreten im Sinne doch auch des eigenen Standes reicht es nicht. Sind die Reihen derart geschlossen, weil durchweg sachliche Kritik nur noch als Vernichtungsfeldzug empfunden wird? Sind die eigenen Rechtfertigungen für die Existenzberechtigung von «Ausübenden der Heilkunde ohne Approbation» so schwach, dass man Whataboutism und ‘Mimimi’ und Ad Hominem den Vorzug geben muss? Dass von deren eigenen Followern offenbar wirklich keiner sagt «Hömma, das mit dem roten Winkel ist vielleicht nicht die geilste aller Ideen, findest du nicht, dass zwischen Sprache und Vernichtung noch ein kleiner Unterschied besteht?».

Würde ich so etwas in meiner Bubble entdecken, fände ich deutliche Worte: «Überlässt du das Denken eigentlich ausschließlich deinem Rückenmark, du cerebralentkernter, avantgardistischer Klatschkasper? Lösch dich!».

Solche Opfercopter-Piloten errichten sich rücksichtslos und denkbefreit auf dem Mount Heuldoch ein Monument und erwarten tatsächlich, dass sie jemand in den Arm nimmt und ‘Heile, heile Gänschen’ singt! Ja, sie fühlen sich um ihre Freiheit beraubt, aber dabei haben sie alle - ausnahmslos alle - eines gemeinsam: Sie müssen sich keine Sorgen machen.

Keine Sorgen zu verhungern, ausgeraubt, erniedrigt und gefoltert zu werden so wie die, deren Andenken sie zu Gunsten ihrer eigenen Egozentrik so unverschämt in den Dreck ziehen. Sie haben die Pietät gegen einen Alu-Opferhut getauscht und sitzen in ihrer Wohnung, den Kühlschrank voll mit Lidls-Mitteln, den Turmix-Mixer geholstert, die Fernbedienung in der Sofaritze und die Füße auf dem Fliesentisch, während sie ihr Cerebral-Diarrhö über die Highspeed-Leitung im Internet abladen.

Für euch Widerlinge und Widertöchter unter den Laienheilern habe ich am Ende meines E-Lan Empfangs, am Ende meines Tastenvolumens, tatsächlich nur noch vier Worte übrig:

Ihr. Stoßt. Mich. Ab!


Epilog

Während solche Texte normalerweise eher Schüsse aus der Hüfte sind und ziemlich leicht den Weg von meinem Kopf in die Tasten finden, machte mir dieser Artikel wirklich zu schaffen. Vielleicht, weil mir das Thema so zu schaffen macht. Vieles habe ich entschärft und ich habe lange gezögert, diesen Text überhaupt zu veröffentlichen, denn das ist mein polemischster, schärfster Rant bisher.

Auf Screenshots von Heilpraktikern mit dem roten Winkel im Profil habe ich verzichtet, denn das wäre nicht zielführend und außerdem will hier auch niemanden persönlich an den Pranger stellen; es geht mir um die Sache (solches Unfairplay überlasse ich der Gegenseite). Ich dachte beim Verfassen des Abschnittes über die roten Winkel in den Profilen auch nicht an eine bestimmte Person, es ist die Gesinnung, die mich entsetzt.

Euer


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