Zahlreiche Adaptionen als Serien- und Filmformate bestätigen ebenso wie die Hörbuchfassungen und Anspielungen in weiteren Medienformaten: Die Beliebtheit der literarischen Figur Sherlock Holmes ist ungebrochen. Seit 2018 ist auch der Hörbuchmarkt um einen Autor reicher, der sich intensiv mit dem Londoner Ermittlungsgenie befasst: Tibor Zenker.
Mit „Sherlock Holmes und die ägyptische Mumie“ legt der österreichische Autor nun seinen ersten Erzählband in gedruckter Form vor. Die Lektüre des Mitte Februar 2021 erschienenen Werks zeigt: Diesen Autor sollte man – zumindest als Krimi-Fan – auf dem Schirm haben. Erschienen ist das Debüt im österreichischen Verlag edition a.
In den vergangenen Jahren war Tibor Zenker, studierter Politikwissenschaftler, vorrangig als Journalist und Autor für Theaterstücke tätig. Durch seinen Vater, Drehbuchautor Helmut Zenker, und seinem Bruder Jan Zenker, Hörbuchverleger, kam er vermehrt in Berührung mit diversen Figuren der Kriminalliteratur – und blieb schließlich dabei. Zunächst als Autor für Hörbücher, seit diesem Jahr für den literarischen Betrieb mit Schwerpunkt Print.
Tibor Zenker lädt Fans einer der beliebtesten Figuren der Kriminalliteratur zu weiteren Abenteuern voller Rätsel ein, um abermals Zeuge der berühmten Deduktionskünste des kauzigen Detektivs und seines treuen Gefährten Watson zu werden.
Stilistisch und vom Spannungsbogen her knüpfen die "neuen Fälle des Sherlock Holmes" ausgezeichnet an die alten an. Hätte Sir Arthur Conan Doyle Unterstützung durch einen Ghostwriter gesucht, hätte er in Tibor Zenker buchstäblich einen guten Partner in Crime gefunden – so viel Wortspiel muss an dieser Stelle erlaubt sein.
Denn durch seinen lockeren und zugleich prägnanten Stil versteht es Tibor Zenker, auf wenigen Seiten eine kompakte und zugleich komplexe Story zu erzählen: Das Storytelling holt den Leser unmittelbar ab und weiß leichtfüßig ins viktorianische England – mit einem Schlenker über die schottischen Highlands – zu entführen, dem Schauplatz der Kriminalfälle, die der brillante Sherlock Holmes durch seine charakteristische Beobachtungs- und Kombinationsgabe zu lösen weiß.
Somit stellt sich ein beinahe heimeliges Gefühl ein, wenn man die sechs Kurzgeschichten liest: Der Eindruck von Vertrautheit, ein lang ersehntes Wiedersehen mit einem der besten fiktiven Kriminalisten des britischen Empire historischer Tage.
Die Settings mitsamt der Details scheinen gründlich recherchiert zu sein, sodass ein rundes, eindrückliches Bild gezeichnet wird. Eng angelehnt an wahre Begebenheiten erzeugt der Autor auf eine ganz eigene Weise einen Erzählbogen, der genau im richtigen Maß gespannt und zudem dicht erzählt ist.
Besonders hervorzuheben sind die Arrangements der Aufeinandertreffen mit Weggefährten – teils fiktiv, teils historisch – schlüssig. So begegnen wir unter anderem Friedrich Engels, der den Detektiv um seine Hilfe ersucht, werden Zeuge diplomatischer Verstrickungen in der japanischen Botschaft in London, tauchen ein in die Geheimnisse einer – heutzutage berühmten – Whiskey-Brennerei.
Tibor Zenker scheint nicht nur die österreichische Antwort auf Sir Arthur Conan Doyle, sondern versteht den Dialog zu meistern: Tibor Zenker tritt in die literarischen Fußstapfen des Briten und führt die Erzählungen rund um den berühmten Detektiv nahtlos fort. Dank dieses ambitionierten Vorhabens wird Tibor Zenker so manchen Sherlock-Holmes-Fan schon bald als loyalen Anhänger seiner eigenen Fanbase begrüßen dürfen.
Für die kommenden Monate sind bereits zwei weitere Bände angekündigt, die ebenfalls bei edition a erscheinen. Nach diesem Debüt ist zu sagen: hoffentlich werden weitere Sherlock-Holmes-Veröffentlichungen von Tibor Zenker folgen.
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