(Er heißt nicht Felix und auch die Zitate sind gekürzt und umformuliert, behielten aber ihren Sinn bei.)

Wer mich nicht kennt, ich bin Jasmin und arbeite als Sexworkerin. Ich besuche zuhause oder im Hotel und man kann mich unter anderem über verschiedene Onlineportale kontaktieren und buchen.

Auch hier begann es eher harmlos und alltäglich mit einer Anfrage auf einem Onlineportal.

Hallo, mir gefällt dein zierlicher Körperbau und deine mädchenhafte und natürliche Erscheinung auf den Bildern. Ich würde dich gerne zu mir einladen. Wichtig wäre aber, ob du auch zu Rollenspielen bereit bist? Ich freue mich auf deine Antwort - wenn es okay ist, können wir dann die Details besprechen. Ganz liebe Grüße Felix

Ich antwortete, dass Rollenspiele bis zu einem gewissen Grad möglich sind. Ich kann mich entsprechend stylen und die Sekretärin oder die hübsche Nachbarin sein. Aber mehr als eine Rahmenhandlung nicht, das ist nicht meins. In der Hauptsache geht es bei meiner Dienstleistung um Sex und das soll auch so bleiben. Kurz darauf schrieb er wieder.

Hallo, danke dass du so schnell reagiert hast! Ich möchte, dass du dich ganz speziell stylst und kleidest. Um direkt zu sein: Kindlich. Gerne sportlich, mit Jeans und vielleicht einem Micky Maus-T-Shirt, dazu vielleicht Zöpfe oder ein Pferdeschwanz und Sneakers. Auf keinen Fall etwas elegantes oder zu erwachsenes. Bei der Handlung solltest du mich als Onkel ansprechen und mir die Führung überlassen. Ich möchte dann nur Sex, am besten anal, keine weiteren Spiele oder so etwas. Ich hoffe, du bist einverstanden und der Kontakt ist nicht an dieser Stelle schon vorbei.

Puh. Das klang schon sehr eindeutig und vor allem eindeutig nach Dingen, die ich kategorisch ablehne. So aufgeschlossen ich bin, hier verstehe ich keinerlei Spaß und bin nicht bereit, meine Grenzen in der Richtung aufzuweichen. Das schrieb ich ihm. Dann war Ruhe und ich erwartete auch nichts mehr. Am nächsten Tag schrieb er jedoch wieder.

Hallo, ich bin traurig, aber auch dankbar, dass du überhaupt geantwortet hast. Wenn du erlaubst, erkläre ich dir meine Situation und warum ich mir das wünsche. Ich bin pädophil. Ich weiß es seit fast dreißig Jahren und ich lebe damit. Soweit man es leben nennen kann. Ich lebe damit, ohne es auszuleben, ohne mich an Kindern zu vergreifen und ohne einschlägige Pornos zu schauen. Aber der Drang ist da und es ist ein täglicher Kampf, ihm nicht nachzugeben. Deshalb suche ich immer wieder legale Ventile. Das Rollenspiel mit dir kann nicht wirklich ersetzen, was ich eigentlich brauche, aber ich kann Druck abbauen und meine Dämonen wieder unter Kontrolle halten.

Puh. Etwas zu vermuten ist doch etwas anderes, als es bestätigt zu bekommen und ich fühlte mich von der Direktheit erst einmal sehr überfordert. So überfordert, dass ich zunächst nicht wusste, was ich daraufhin schreiben sollte. Ich ließ die Nachricht also gelesen aber unbeantwortet liegen. Tage vergingen. Dann kam wieder eine Nachricht, sehr kurz nur.

Hallo, ich kann sehen, dass du meine Nachricht gelesen hast. Du schreibst nicht mehr und das ist schwer zu ertragen. Sage bitte wenigstens nein, damit kann ich besser zurecht kommen als mit Schweigen nach meiner "Beichte."

Okay, es weiter hinauszuzögern wäre wirklich unfair, das konnte ich verstehen. Also schrieb ich ihm, dass ich ihm für die Offenheit dankte und auch, dass ich es toll finde, dass er den Versuchungen nicht nach gibt. Aber eben auch, dass ich mit einem solchen Rollenspiel trotzdem ziemliche Bauchschmerzen hätte. Und dann schrieb wieder er.

Hallo, du kannst dir nicht vorstellen wie dankbar ich bin. Alleine, nicht direkt verurteilt zu werden für meine Veranlagung ist außergewöhnlich. Du hast von den Bauchschmerzen erzählt, aber ein Nein ist das auch nicht. Vielleicht finden wir ja doch eine Möglichkeit?

Verdammt, warum hatte ich nicht klar "Nein" gesagt? Ich habe ein Problem mit Pädophilie wie wohl die meisten in der Gesellschaft, doch gleichzeitig könnte dieses Rollenspiel helfen, etwas schlimmes zu verhindern.

Nein, der Gedanke ist wohl richtig, aber er würde mir auch wenn nicht die Verantwortung, so doch eine gewisse (moralische) Mitschuld geben, falls es zu einem Verbrechen käme, weil er seinem inneren Druck nicht mehr standhalten könnte. Diese Sichtweise lehne ich komplett ab. Erwachsene Menschen sind selbst verantwortlich für ihr Leben und für ihre Taten und es steht niemandem zu, andere aus moralischen Gründen zu etwas zu zwingen, was in ihre intimsten Bereiche hineinspielt.

Ich schrieb ihm also, dass mir keine Möglichkeit einfällt, denn ein solches Rollenspiel kommt nicht in Frage für mich.

Hallo, das ist sehr schade, aber tief drinnen habe ich auch keine andere Antwort erwartet. Wie wäre es, wenn wir uns von dem Rollenspiel einmal gedanklich verabschieden und es anders angehen. Ich würde dich buchen zu deinem Standardhonorar plus einem Zuschlag (biete mir einen Preis an wenn das okay für dich ist) und wir treffen uns irgendwo und reden persönlich darüber. Wenn du dann Nein sagst, in Ordnung, dann verabschieden wir uns. Und wenn es (hoffentlich) anders aussieht, dann besprechen wir was für beide okay ist. Wärest du dazu bereit?

Anfragen zum Treffen, Ausgehen, Reden, Kaffee trinken usw. bekomme ich alle paar Tage. Ich bin Sexworkerin, ich prostituiere mich und ich möchte es auch so. Ich bin keine Escort, mit der man Essen geht oder ins Theater und wo der Sex nur einer von mehreren Aspekten ist. Deshalb lehne ich diese Fragen immer direkt ab. Aber das hier war ja ein komplett anderer Fall und es interessierte mich, einmal einem Pädophilen ins Gesicht schauen zu können. Andererseits wollte ich ihm keine Hoffnungen machen, nur um meine Neugier (auf seine Kosten) zu befriedigen. Nach längerem Überlegen schrieb ich ihm, dass ich zu dem Treffen bereit bin. Zum Standardsatz an einem öffentlichen Ort und mit geringer Wahrscheinlichkeit, dass es zu mehr als dem Gespräch kommt.

Hallo, das ist mehr als fair von dir und selbstverständlich bin ich damit einverstanden. Ich freue mich sehr!

Am nächsten Tag vereinbarten wir dann Ort und Zeitpunkt und ich merkte schon, dass es sich um einen komplett anderen Termin als sonst handelte. Bin es sonst ich, die eine imaginäre Checkliste im Kopf hat und bei der Terminvereinbarung verschiedene Sicherheitsaspekte durchgeht, war es diesmal genau umgekehrt. Letztlich verständlich, denn er hatte dabei ja deutlich mehr zu verlieren als ich. Schließlich hatten wir uns auf ein Café in der Innenstadt geeinigt, welches belebt war, wo aber auf Grund der Coronaregeln dennoch eine gewisse Diskretion gegeben war und die Leute am Nachbartisch nichts vom Gesprächsinhalt mitbekamen. Den Tisch reservierte er und ich sollte als erste hinkommen und dort auf ihn warten.

So geschah es. Ich hatte mich absichtlich normal-sportlich und nicht kindlich gekleidet und saß vor meinem Kaffee als er zum Tisch kam und sich vorstellte.

Okay. Wie sieht ein Pädophiler aus? Wie jeder andere auch, vermutlich. Mir sieht man die Sexworkerin auch nicht an, wenn ich morgens im Joggingoutfit durch den Park laufe. Das war mir schon klar, trotzdem ertappte ich mich bei dem Gedanken "Der sieht ja ganz normal aus".

Er war auch ansonsten normal. Nach etwas Smalltalk, einer Tortenbestellung und etwas vorsichtigem Herantasten, begann er zu erzählen. Dass er bis zu diesem Moment große Angst hatte, ich könnte ihm mit einem Kamerateam auflauern, ihm eine lautstarke Szene machen oder ihn auf andere Weise bloßstellen und outen. Und dass diese Angst zwar nun geringer, aber trotzdem noch vorhanden ist.

Außerdem erzählte er von sich und seinem Leben mit dieser schrecklichen Veranlagung. Wie ihm mit 13 bewusst wurde, dass er 10-11jährige Mädchen interessanter als die Gleichaltrigen fand, das aber erst als bedenklich einstufte, als er Jahre später immer noch nicht nur einfach auf jüngere Mädchen stand, sondern weiterhin auf diese Altersgruppe. Wie er mehrere Beziehungen mit Gleichaltrigen begann, die dann immer über kurz oder lang endeten, weil es vor allem im Bett schwierig wurde. Wie er sich selbst gegenüber immer strenger wurde und sich von Spielplätzen, Schulen, Kitas, Freibädern und eigentlich allem sicherheitshalber fern hielt, wo er Kindern begegnen konnte. Wie er sich im Internet stark zurückhalten musste, nicht doch einmal nach einschlägigen Websites zu suchen und einmal sogar den Stecker des laufenden Computers aus der Steckdose zog, weil die Versuchung zu groß wurde. Und das er das durchgehalten hat, Jahrzehnte lang.

Auch, dass es spezielle Therapieangebote etwa von der Charité in Berlin gäbe, die sich speziell an nicht straffällig gewordene Pädophile wie ihn richteten, aber dass es gar nicht so leicht wäre, dort hineinzukommen und er deshalb nach wie vor ein Einzelkämpfer wäre.

Okay. Es klang authentisch, auch wenn ich natürlich nicht nachprüfen konnte, ob er wirklich nie diese Grenze überschritten hatte. Aber mein Bauchgefühl fand ihn glaubhaft. Also fragte ich ihn, wieso er sich nach den diversen sexuellen Reinfällen in den Beziehungen vorstellte, dass es mit mir funktionieren könnte:"Okay, ich bin zierlich, aber ich bin eindeutig erwachsen und auch wenn meine Brüste nicht groß sind, sind sie ja trotzdem da. Ich bin kein Kind."

Das war ihm bewusst, aber er meinte, wenn ich einigermaßen mitspielte, könnte es dennoch klappen. In den Beziehungen hätte er nie über seine Präferenzen gesprochen und so konnte er auch im Bett eben keinen speziellen "Film" ablaufen lassen.

Ich stellte nochmals klar, dass ich keine entsprechenden Rollenspiele machen würde. Es gibt Kolleg*innen, die so etwas anbieten und das ist dann auch okay, aber für mich persönlich eben nicht. Hatte ich ja auch vorher schon gesagt.

Das hätte er verstanden sagte er und wenn ich ihm lediglich meinen Körper zur Verfügung stellen und ihn machen lassen würde, dann könnte das klappen.

Naja. Hätte er ursprünglich einfach danach gefragt, statt nach Rollenspielen und sich dann zu outen, wäre es wohl kein Problem gewesen, ja zu sagen. Er verlangte ja so gesehen keine ungewöhnlichen Sachen und er wirkte sympathisch. Nun jedoch kannte ich die Hintergründe und ich zögerte, bevor ich schließlich zustimmte.

Wir gingen in ein Hotel in der Nähe und im Zimmer zog er die Vorhänge zu und dämpfte das Licht, so dass kaum noch etwas zu sehen war. Ich zog mich aus und legte mich bäuchlings aufs Bett. Dann begann er mich zu berühren, vermied es aber, an meine Brüste zu kommen und schließlich versuchte er, anal in mich einzudringen. Zunächst klappte es, doch ich spürte schon nach kurzer Zeit, dass die Erektion nachließ.

Normalerweise helfe ich in diesen Fällen nach, doch diesmal sollte ich ja gerade passiv bleiben. Nach ein paar weiteren ergebnislosen Minuten fragte ich dann doch, ob ich es mal oral probieren sollte. Er stimmte zu, doch auch hier blieb das Ergebnis unbefriedigend. Schließlich sagte er, es hat keinen Zweck, ich könne gehen und er würde es allein beenden.

Einen Termin in solch einer Stimmung zu beenden mag ich überhaupt nicht, ich hatte aber auch keine Ahnung was ich noch tun sollte. So zog ich mich an und verabschiedete mich.

Am nächsten Morgen sah ich, dass er mir in der Nacht noch geschrieben hatte.

Hallo, es tut mir leid, dass ich dich mehr oder weniger hinausgeschmissen habe, aber du hast sicher selbst gespürt, dass es keinen Zweck mehr hatte. Ich bin dir trotzdem unendlich dankbar. Für den Versuch, aber noch mehr für das Gespräch und dass du mir nicht das Gefühl vermittelt hast, ein Monster zu sein. Ich werde weiter alles dafür tun, keines zu werden. Alles Liebe, Felix

Und damit endete unser Kontakt. Mit vielen Gedanken, Problemen und wenig Befriedigung für alle.