Auf dem Weg aus der Pandemie befinden sich nun fast jeder ein Quarantäne oder Isolation. Hier ist mein Text aus dem Vorjahr...der aber immer noch gut passt...
Die Lage ist derzeit weiterhin brenzlig. Hierzu die Schilderung eines Vorfalls vom letzten Wochenende:
Die wahrnehmbaren Anzeichen traten im Laufe des Abends auf. Der Nachwuchs sieht mich mit großen Augen an und schiebt mich sachte, aber doch auch resolut beiseite. Auch die bessere Hälfte reduziert aufgrund der offensichtlichen Symptome umgehend den Kontakt. Ich werde des Raumes verwiesen.
Durch die geschlossene Tür vernehme ich, dass über die weitere Vorgehensweise beratschlagt wird. Ein Für und Wider. Einfach nur Abstand? Oder sogar Quarantäne? Sollte ich zur Isolierung gezwungen werden? Wenn ja, für wie lange? Wasser und Brot? Schlafen auf der Gästecouch? Gebannt warte ich auf die Entscheidung durch die Mitbewohnerversammlung.
Während ich auf die Entscheidung warte, mache ich mir ein paar grundlegende Gedanken. So leichtfertig werde ich das harmonische Zusammenleben nicht mehr gefährden. Es waren nur ein paar wenige Momente der Unaufmerksamkeit. Des Nichtbedenkens der Konsequenzen des eigenen Tuns. Ein paar Millisekunden der gedanklichen Abwesenheit…
Da – die Tür öffnet sich. Ich werde zur Verkündung der Maßnahmen gebeten. Trotz der akuten und massiven Gefährdung der allgemeinen Befindlichkeit wurde nur ein befristetes Abstandsgebot verhängt. Keine FFP2-Maskenpflicht. Für den restlichen Tag und die Nacht.
Puh – nochmal Glück gehabt. Das wird mir nicht nochmal passieren. Nochmal werde ich es nicht wagen ausschließlich für mich eine Nudelsoße mit einer extra Portion Knoblauch zubereiten.
Was mich so richtig an Corona nervt? Es gibt so gut wie keine guten Nachrichten mehr.
Kaum gibt es eine halbwegs gute Wendung oder eine vielversprechende Neuigkeit, kommt schon ein dickes, fettes ABER hinterher. Beispiele gefällig?
1) Hey, der Lockdown im Frühjahr hat einigermaßen gewirkt und der Sommer war prima. ABER: Aufgepasst – da kommt die zweite Welle! Alles anschnallen!
2) Hey, Impfstoffe in sensationell kurzer Zeit entwickelt und Licht am Ende des Tunnels in Sicht. ABER: Impfstoffe sind nicht sicher und außerdem haben wir eh nicht genügend von dem unsicheren Zeug mit dem sich dann sowieso niemand impfen lassen will
3) Hey, der aktuelle Lockdown hat unser Gesundheitssystem bisher vor dem Kollaps bewahrt. ABER: Vorsicht – Mutationen im Anmarsch.
Es entsteht der Eindruck, dass uns der Umgang mit positiven Nachrichten gar nicht mehr zugetraut wird. Denn natürlich sobald auch nur ein leichter Rückgang der Neuinfektionen vermeldet wird, können wir uns schon nicht mehr bremsen. Es drängt uns hinaus zu unseren Mitmenschen. Zum gewohnten Leben. Einfach mal durch die Fußgängerzone gehen und dann geht´s los: Kollektives Umarmen. So richtig zur Brust nehmen. Herzen bis zum Umfallen. Abbusseln. Ganzjahreskarneval.
Äh – Moment – wie bitte? Das haben wir auch vorher nicht gemacht? OK stimmt, bei mir – weil ich meistens eh gerade vom Sport kam und noch nicht geduscht war.
Aber die Masken würden wir doch sicher vergessen. Klar, die setzen wir lediglich auf, weil uns jeden Morgen in den Nachrichten die angehende Apokalypse verkündet wird. Oder am Abend der Söder Margus per Telefonschalte in den Tagesthemen die tägliche Litanei der Risiken nölend verabreicht.
Es wäre Zeit für eine Runde gemeinsames Durchschnaufen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. A propos Humor. Was macht eine Pointe aus? Das Timing. Angie hat ihren legendären Satz schlappe fünf Jahre zu früh rausgehauen. Jetzt wäre es angebracht: wir schaffen das! Oder besser – wir haben schon einiges geschafft und den Rest kriegen wir auch noch hin.
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Beitragsbild von Filipe Gomez