Es ist schon einige Wochen her, als scharenweise Menschen vor WhatsApp‘s neuer Datennutzungsregelung zu anderen Messager-Diensten flohen. Man mag über die Notwendigkeit streiten. Nicht die Art der Nachrichtenübertragung sollte uns jedoch Sorge bereiten, sondern jene der Nachrichtenformulierung!

„Ich mag junge Leute, die ältere Menschen mit liebe und respekt behandeln!“ leuchtet es neulich in großen schwarzen Lettern aus meinem Newsfeed. Während die Kommentierenden halbherzig darüber diskutieren, welche Altersgruppe welcher anderen nun mehr Liebe und Respekt entgegenbringen müsse, kommentiere ich: „Und ich mag vor allem die, die die deutsche Rechtschreibung beherrschen!“.

Eine unfassbare Verrohung der deutschen Sprache findet in Social Media Foren statt! Nicht inhaltlich, sondern grammatikalisch. Es bereitet mir tatsächlich beinahe körperliche Schmerzen, wenn mit großgeschriebenen Verben und kleingeschriebenen Hauptwörtern um mich geworfen wird, wo dies grammatikalisch nicht angebracht ist. Beistriche werden neuerdings ohnehin nur mehr nach dem Zufallsprinzip verteilt, und der Genetiv stirbt immer noch massenhaft den Dativ’schen Tod. Posten am Rande der Körperverletzung!

Den meisten scheint diese gesellschaftlich akzeptierte Regelmissachtung egal zu sein. Aber was kommt als nächstes? Lassen wir uns auf die Diskussion ein, ob eins und eins immer noch zwei ist? Fahren wir auf der linken Straßenseite, weil es dort schneller geht? Betrachten wir den Deutschunterricht in Zukunft nur mehr als unverbindliche Übung?

Auch wenn die Konsequenzen grammatikalisch falsch geschriebener Posts vielleicht weniger dramatisch sind als die des Fahrens auf der falschen Straßenseite: sie disqualifiziert dennoch jeden Verfasser und jede Verfasserin, sei der Inhalt auch noch so geistreich! Ich fordere daher Facebook & Co auf, nicht nur inhaltlich bedenkliche Posts zu entfernen, sondern auch grammatikalisch falsche! Der Newsfeed wäre leergefegt! Jung wie Alt sollte daher vor allem der deutschen Rechtschreibung Liebe und Respekt entgegenbringen!