Reden wir mal nicht über die Band, spekulieren wir nicht über  Schuld oder Unschuld, sondern reflektieren einfach mal über die  Unschuldsvermutung, die Basis unserer Rechtskultur, ja unserer  Zivilisation.

Ich fand dazu eine wunderbare anonyme Glosse im Internet (der  Verfasser nennt sich Anonymus Hutzler), die ich hier einleitend  wiedergebe:

Grundkurs „Justiz“ (Der Fall Rammstein)

Viele hier im Internet haben offenbar keine Ahnung, wie ein  Rechtsstaat funktioniert. Es gibt in Deutschland gesetzliche Regeln —  und die gelten natürlich auch für den Fall Rammstein. Ein korrektes  Verfahren sieht aus wie folgt:

  1. Ein Vorwurf wird erhoben.
  2. Der Beschuldigte hat nun 1 Tag Zeit, um Verzeihung zu bitten.
  3. Nutzt er diese Chance nicht, darf er sich auch nicht wundern.
  4. Spiegel, Stern und SZ eröffnen das offizielle Ermittlungsverfahren.
  5. Namhafte Politiker zeigen mutig Haltung und erklären, dass solche Taten nicht zu tolerieren sind.
  6. Arbeitgeber, Verlag o.ä. beenden die Zusammenarbeit, um ein wichtiges Zeichen zu setzen.
  7. Nimmt der Beschuldigte einen Anwalt, so ist dies als sicheres Zeichen für eine besonders schwere Schuld zu werten.
  8. Auftritte oder Sendungen des Beschuldigten werden abgesetzt, und das ist ja wohl auch das mindeste.
  9. Das endgültige Urteil fällt nicht irgendein Mob, sondern der Twittergerichtshof.
  10. Gelingt es dem Beschuldigten wider Erwarten, seine Unschuld zu  beweisen, so war ihm das Verfahren hoffentlich trotzdem eine Lehre für  die Zukunft.

Soweit diese wunderbare satirische Zusammenfassung der zurückliegenden Ereignisse.

Unschuldsvermutung mal ganz juristisch:

„Jeder  Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als  unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren,  in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet  waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“ Art. 11 Abs. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte

Im übertragenen Sinne gilt das auch für die Medien, die so neutral  wie möglich über einen Sachverhalt berichten müssen, solange er nicht  gerichtlich geklärt ist. Und natürlich für Arbeitgeber, Vertragspartner  usw. die auch nicht vor einem aufgehetzten medialen  Lynchmob einknicken  dürfen.

Bei der FAZ dreht man die Beweislast kurzerhand um:

Screenshot des FAZ-Artikels

Es ist die klassische Umkehr von Ursache und Wirkung. Wer eine  Anschuldigung erhebt, der ist nicht mehr Opfer, sondern agiert als  Täter. Und er muss seine Anschuldigungen dann eben auch beweisen können.  Der vermeintliche Opferstatus macht niemanden per se zum besseren  Menschen.

Wenn  also jemand behauptet, ein Opfer zu sein, ist er zunächst genauso  glaubwürdig oder unglaubwürdig, wie wenn jemand behauptet, KEIN Täter zu  sein. Die können beide erzählen, was sie wollen, solange es nicht durch  Ermittlungen und ein Gericht bestätigt ist, ist es auch kein Faktum und  kann und darf nicht Basis für Medienberichterstattung sein. Falls doch,  ist es schlicht Lynchjustiz, wobei es kaum einen Unterschied macht, ob  ein womöglich Unschuldiger am nächsten Laternenmast aufgehängt, oder  „nur“ sozial vernichtet wird.

Selbst Lehrer beteiligen sich an dieser Lynchjustiz

Statt seinen Schülern die Grundlagen von Zivilisation und Rechtssystem  beizubringen, fordert er sie offenkundig auf, seinen persönlichen  Ansichten zu folgen und Lynchjustiz zu betreiben. Und merkt dabei noch  nicht mal, wie er seine Schüler unter Druck setzt, sie moralisch  manipuliert, denn natürlich wird auch der eingeschworenste Rammstein-Fan  unter den Schülern jetzt nicht aufstehen und diesem anscheinend völlig  fanatischen Lehrmeister die Stirn bieten.

Wer beim allgemeinen Empören nicht mitmacht, ist ein schlechter Mensch

Meme (c) Wallasch/Leibowitz

Zum Abschluss eine gute Nachricht:

Die Verkaufzahlen der  Rammstein-Platten sind massiv gestiegen. Das zeigt zumindest, dass fast niemand mehr die woke Hass- und Hetzpresse ernst nimmt, und das ist doch  ein Fortschritt in der Medienkompetenz der Bürger.

https://www.infranken.de/deutschland/rammstein-diskussion-steigern-verkaufszahlen-sechs-von-acht-alben-in-den-top-100-art-5700244

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