Die Spannungen zwischen Russland und der NATO haben sich 2025 spürbar verschärft. Immer wieder meldeten Mitgliedsstaaten Luftraumverletzungen durch russische Flugzeuge oder Drohnen – insbesondere entlang der Ostflanke. Ein Überblick über die bislang bekannten Vorfälle zeigt ein klares Muster zunehmender Aggressivität.


Frühling: Erste Vorfälle über Finnland

Im Mai und Juni registrierte Finnland mehrere verdächtige Verletzungen seines Luftraums durch russische Militärflugzeuge. Helsinki sprach von mindestens zwei bestätigten Fällen, bei denen russische Maschinen ohne Genehmigung in den finnischen Luftraum eingedrungen sein sollen.

„Diese Art von Verhalten ist ernst und inakzeptabel. Wir fordern Russland auf, internationales Recht einzuhalten“, erklärte das finnische Verteidigungsministerium nach einem der Vorfälle.


Sommer: Drohnen über Litauen

Im Sommer berichtete Litauen von mehreren russischen Drohnen, die über das Staatsgebiet geflogen oder dort abgestürzt seien.

„Wir sehen uns mit einer neuen Form der Bedrohung konfrontiert. Unsere Luftverteidigung muss verstärkt werden, um die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten“, betonte Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas.


14. Mai: Kampfjet über Estland

Ebenfalls im Mai kam es zu einem ersten dokumentierten Luftraumverstoß über Estland. Ein russischer Su-35-Jet drang ohne Transponder und ohne Funkkontakt in den estnischen Luftraum ein.

Außenminister Margus Tsahkna übergab eine Protestnote an Moskau und erklärte: „Russlands wiederholte Provokationen sind kein Versehen, sondern ein bewusster Versuch, unsere Sicherheit in Frage zu stellen.“


9. September: Massiver Drohnenangriff auf Polen

Ein besonders schwerwiegender Vorfall ereignete sich Anfang September. In der Nacht zum 9. September drangen rund 19 bis 23 russische Drohnen von der Ukraine her kommend in den polnischen Luftraum ein. Polnische Streitkräfte schossen mehrere Objekte ab, andere konnten abgefangen werden.

„Dies ist ein Angriff auf Polens Sicherheit und damit auf die Sicherheit der gesamten NATO“, sagte Premierminister Donald Tusk und forderte umgehend Konsultationen nach Artikel 4 des NATO-Vertrags.


13. September: Drohne über Rumänien

Nur wenige Tage später wurde auch Rumänien Ziel einer Luftraumverletzung. Am 13. September durchbrach eine russische Angriffsdrone den Luftraum des Landes und flog rund zehn Kilometer tief ins Territorium hinein, bevor sie wieder abdrehte.

„Solche Aktionen stellen eine direkte Bedrohung für unsere nationale Sicherheit dar“, warnte das rumänische Verteidigungsministerium.


19. September: Drei MiG-31 über Estland

Der bislang gravierendste Vorfall ereignete sich am 19. September. Gleich drei russische MiG-31-Abfangjäger verletzten den estnischen Luftraum über der Insel Vaindloo im Finnischen Meerbusen. Die Maschinen blieben rund zwölf Minuten im estnischen Luftraum, ohne Flugplan, ohne Transpondersignal und ohne Funkkontakt. NATO-Jets aus Italien stiegen auf, um die Eindringlinge zu begleiten.

Premierministerin Kaja Kallas sprach von einer „dreisten Provokation“, die eine klare Antwort des Bündnisses erfordere. Estlands Regierung bestätigte später, dass es sich bereits um die vierte Verletzung des Jahres handelte.


Ein Muster wachsender Risiken

Die Vorfälle des Jahres 2025 zeigen ein klares Muster: Russland testet immer wieder die Reaktionsfähigkeit der NATO. Mal sind es Drohnen, die weit in den Luftraum von Polen, Rumänien oder Litauen eindringen, mal Kampfflugzeuge, die die baltischen Staaten oder Finnland provozieren. Besonders Estland, das direkt an Russland grenzt, ist regelmäßig betroffen.

Während Moskau jede Absicht abstreitet, sehen NATO-Experten in den Vorfällen eine gezielte Strategie: Grenzverletzungen sollen Unsicherheit stiften, die Verteidigungsbereitschaft prüfen und die politische Geschlossenheit des Bündnisses testen.

„Diese Vorfälle sind Teil eines Musters hybrider Aggression. Die NATO ist wachsam und bereit, auf jede Bedrohung zu reagieren“, erklärte ein Sprecher des Bündnisses in Brüssel.

Mit Blick auf den Herbst bleibt unklar, ob sich die Serie fortsetzt. Fest steht: Die NATO-Staaten an der Ostflanke leben 2025 gefährlicher denn je – und die Allianz steht vor der Herausforderung, zwischen Besonnenheit und Entschlossenheit den richtigen Kurs zu finden.

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