Einer der verblüffendsten Preprints des Jahres.

Dan Larremore (Assistant Professor im Department of Computer Science and the BioFrontiers Institute) et al. zeigen, dass ein Geruchstest, 2-3x/Woche im Selbsttest durchgeführt, ähnlich effektiv für die Covid19-Eindämmung sein kann, wie ein wöchentlich durchgeführter PCR-Test.

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Hintergründe

Die Verminderung des Geruchsempfindens (olfactory dysfunction, OD) eignet sich als COVID19-Symptom sehr viel besser für ein Screening, als das hierfür häufig verwendete Symptom Fieber.

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In neueren Untersuchungen konnte dieses Symptom bei COVID19-Betroffenen in 76-81% der Fälle ermittelt werden. Die Verminderung des Geruchsempfindens konnte mittels standardisierter Tests sogar in 82% der Fälle mit asymptomatischen Verlauf festgestellt werden.

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Gerade, weil Virusträger ohne Krankheitssymptome zu einem erheblichen Anteil zur Verbreitung von SARS-COV-2 beitragen, kann hier ein Screening sehr nützlich sein, um Virusträger zu erkennen und die Verbreitung zu unterbinden.



Geruchsverlust (OD) kann mittels einfacher und kostengünstiger (50 Cent) Scratch-Kartentests festgestellt werden. Hierzu wird durch eine App, die Karte als Multiple-Choice-Test abgefragt.
Eine Verminderung des Geruchsempfindens kann mit Test etwa 3,5x so häufig festgestellt werden wie ohne (Selfreport).

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Die Autoren der Studie überlegten nun, wie sich die Erkenntnisse zu OD und die besseren technischen Möglichkeiten zu deren Feststellung in eine geeignete Public-Health-Teststrategie für COVID19 implementieren ließen.

Kürzlich veröffentlichte Modellierungen von Dan Larremore und Michael Mina (Epidemiologe, Immunologe an der Harvard Public Health/Medical School) hatten gezeigt, dass für das COVID-19-Screening durch wiederholte Antigen-Schnelltests die Testfrequenz und die Durchlaufzeit entscheidend sind, während die Testsensitivität zweitrangig ist.

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Beispiel: Wenn ein Test mit einer nur 50%igen Sensitivität wiederholt (z.B täglich) durchgeführt wird, ist dieses Testregime deutlich effektiver zur Eindämmung durch sofortige Isolation, als wenn im gleichen Zeitraum ein nahezu perfekter Test nur einmalig durchgeführt wird.

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In der eingangs genannten Modellierung konnte auf ähnliche Weise gezeigt werden, dass der Geruchstest, 3x wöchentlich durchgeführt, gut geeignet war eine Ausbreitung durch sofortige Isolierung einzudämmen, wenn die Geruchsstörung (OD) in mindestens 50% der Fälle auftrat.

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Unter diesen Umständen waren die spielerisch, einfach innerhalb von 45 Sekunden zum Preis von 50 Cent durchführbaren Tests aus Public-Health-Perspektive ähnlich effektiv, wie eine einmal wöchentlich durchgeführte RT-PCR-Testung in der gleichen Population.

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Zukünftige Einsatzbereiche der Tests könnten, neben einem breiten Bevölkerungsscreening, die Kombination mit Antigen-Schnelltests sein. Rechnerisch ergeben sich Verbesserungen der Falsch-Positiven-Rate um den Faktor 20. Ein PCR-Bestätigungstest würde sich meist erübrigen.
Aktuell laufen 5 klinischen Studien zu den Tests. Eine abgeschlossen, eine kurz davor.

Ein Vorteil der Tests ist die einfache, kostengünstige Produktion mittels einer Heidelberger Presse. Hiermit kann für Deutschland eine Tagesproduktion von 100 Mio. Stück erreicht werden.

Die Autoren ziehen zum Ende des Abstracts ein positives Resümee. Daher "..... schlagen wir vor, dass das Screening auf olfaktorische Funktionsstörungen eine wirkungsvolle und kostengünstige Methode für ein breites COVID-19-Screening inkl. der Surveillance sein könnte."

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Es bleibt spannend! Zu hoffen ist, dass sich die Erwartungen in den klinischen Trials erfüllen und die Tests die Hürden der Skepsis besser passieren können als die Antigen-Schnelltests.

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Kommunikation während einer Pandemie: Wiederholt sich der „Maskenfehler“? Wir beobachten das öffentliche Interesse zum Thema Schnelltests seit einigen Monaten. Erfreulicherweise nimmt es Fahrt auf, wir befürchten allerdings, dass so lange auf den Schwächen der Schnelltests herumgeritten wird, dass

Anhang: Supplementary Material

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