Ein Skill ist jedwedes Verhalten, das uns zeitnah dabei hilft, mit einer belastenden Situation klarzukommen und das auch auf Dauer keinen Schaden verursacht.

Wir alle nutzen Skills. Auch dann, wenn wir uns dessen gar nicht bewusst sind.

Wenn ich also, um mich abzulenken, laut Musik höre, kalt dusche, an einer Chilischote knabbere oder zehn Kilometer durch den Wald jogge, dann ist das ein Skill (im Optimalfall geht es mir besser und auch, wenn ich dieses Verhalten häufiger an den Tag lege, schadet es mir dennoch nicht).

Schütte ich mir dagegen ne Flasche Schnaps in den Rachen, ritze mir mit einer Rasierklinge Wunden in die Haut oder gebe mich einem massiven Fressanfall hin, dann ist das kein Skill - mag sein, dass ich mir auf diese Weise kurzfristig ebenfalls zu einer geringeren Anspannung verhelfe, auf Dauer tut dieses Verhalten aber alles andere als gut.

Je nach Höhe der Belastung kommen unterschiedliche Skills zum Einsatz, was bei einer Anspannung von etwa 40% noch hilft, wirkt bei 70% vielleicht schon nicht mehr so gut und bei einem noch höheren Level erst recht nicht.

"Das hat mich einfach so überrollt ..."


Menschen, die z. B. von Panikattacken betroffen sind, sagen meist, die Attacke habe sie aus heiterem Himmel überfallen, rein gar nichts habe zuvor darauf schließen lassen, dass es demnächst wieder mal so weit sein würde - für gewöhnlich ist dem aber nicht so.

Es ist wichtig, sein Achtsamkeit so gut zu schulen, dass man eben doch merkt, dass einem da grade irgendwelche komischen Gedanken durch den Kopf huschen, der Arm dezent kribbelt oder die Stimmung bisschen gedrückt ist. All das kann schon darauf hindeuten, was sich da im Geheimen so langsam anbahnt.

Es ist wichtig, ein Gespür für die persönlichen, individuellen Frühwarnzeichen zu bekommen.

Wir Menschen sind alle sehr unterschiedlich gestrickt und ebenso individuell verhält es sich mit den wirksamen Skills.

Skills kann man in verschiedene Sparten einsortieren, welche da wären:

Sinnesbezogene Skills (kaltes Wasser, laute Musik, Riechfläschchen, Schärfe ...)
Gedankenbezogene (Kreuzworträtsel lösen, Matheaufgaben, die detaillierte Route von A nach B planen, Fremdsprache lernen)
Handlungsbezogene (z. B. Sport, Tanzen, die Möbel umräumen, eine vertraute Person anrufen, etc.)
Körperbezogene (wie z. B. Atemübungen)

Jeder muss für sich selbst herausfinden, was ihm hilft und vor allem: WANN! Für niedrige, mittlere und hohe Anspannung müssen meist unterschiedliche Skills herhalten.

Bestenfalls hat man immer ein kleines Notfallköfferchen parat, das man sich im Fall der Fälle schnappen und in dem man nach den entsprechenden Hilfsmittelchen wühlen kann.

Abschließend sei aber auch erwähnt, dass - so nützlich Skills auch sind - sie letzten Endes auch nur dazu dienen, uns abzulenken. Mit der eigentlichen Problematik haben wir uns deshalb noch kein bisschen auseinandergesetzt.

Skills sind deshalb nichts weiter als der Druckverband auf einer stark blutenden Wunde. Überlebensnotwendig, ja - aber Ziel ist nicht, seine Skills meisterhaft zu beherrschen. Ziel ist, sie irgendwann nicht mehr zu brauchen. Aber dafür braucht es eben Zeit. Zeit, die manch einer nicht hätte, würde er nicht immer wieder in sein Erste-Hilfe-Köfferchen greifen.

Du hast keine wirkliche Vorstellung davon, was du als Skill einsetzen könntest? Eine umfangreiche Sammlung findest du beispielsweise HIER. Lass dich inspirieren und probier dich einfach aus. Es ist wichtig, vor Auftreten der Stresssituation zu wissen, was man im Fall der Fälle tut.

In diesem Sinne ...
Achte gut auf dich und vergiss nicht: Kein Gefühl ist endgültig. ♡

Beste Grüße vom Frl. Freud

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