Verehrter Herr Minister Lauterbach!

Die Behandlung von Milchzähnen ist manchmal schwierig. Der Zeitbedarf ist - insbesondere in der Phase des Kennenlernens, schwer zu kalkulieren. Der Aufbau (beidseitiger!) Compliance benötigt Zeit. Dafür sind manchmal mehrere Termine erforderlich - erst wenn das zu behandelnde Kind Vertrauen aufgebaut hat, kann von ihm die so wichtige Kooperativität erwartet werden. Um ein positives Erlebnis zu vermitteln, sollte dieser Prozess des Kennenlernens daher möglichst früh beginnen und nicht erst eingeleitet werden, wenn Zahnschmerzen einsetzen.

Milchzahnkaries ist keine lebensbedrohliche Entität. Die Behandlung kariöser Milchzähne kann durchaus verschoben werden, wenn es die Kooperationsbereitschaft noch nicht zulässt. Sie kann bedenkenlos verschoben werden, ohne dem Kind dadurch nachhaltige gesundheitliche Nachteile aufzubürden. Auf gar keinen Fall sollte im Zusammenhang mit der Behandlung von Kindern ein zeitlicher Druck aufgebaut werden. Auch das Argument "Alles auf einem Rutsch" behandeln zu wollen, ist im Kontext einer Behandlung von Milchzähnen nicht sinnvoll und schadet dem Kind eher, als dass es ihm nutzt.

Wie die Todesfälle in der Vergangenheit zeigen, sind vitale Risiken mit einer ambulanten Narkose verbunden. Sollte eine dringende Behandlungsnotwendigkeit für eine Dentalsanierung bestehen und die Behandlung nicht ohne eine Narkose durchzuführen ist, so sollte diese, wegen der beschriebenen Risiken, ausschließlich in einer Klinik durchgeführt werden.  

Wir, die Unterzeichnenden fordern Sie als Gesundheitsminister daher auf:

Stoppen Sie ambulante Kinder-Narkosen!

Dr. med. dent. Hans-Werner Bertelsen, Bremen

Dr. med. dent. Patrick Grimm, Nördlingen

Jan Wameling, Mainz

Zum Thema ambulante Narkosen hier ein paar Stimmen von AnästhesistInnen:

"Außerhalb der Klinik würde ich ambulante Patienten nur narkotisieren, wenn mindestens ein weiterer Kollege mit Berufserfahrung anwesend ist (z.B. Ambulantes OP Zentrum) und auch da Kinder erst ab ca 9/10 Jahren, wenn sie gesund sind." (N. T.)

„Eine Kindernarkose ist eine sehr differenzierte medizinische Leistung, die in einer Praxis nichts zu suchen hat . Man braucht immer das komplette anaesthesiologische Setting eines Klinikums.“ (A. S.)

„Ich würd mich dabei nicht wohl fühlen (sprich sowas nicht machen) und ich hab zumindest einige Kindernarkosen gemacht.“ (S. V.)