Du kennst meine Ideale, meinen Glauben, meinen großen Wunsch nach Sicherheit und Gesundheit, nach Frieden, Freiheit und Flexibilität, meine Existenzängste, meine Alpträume und Abgründe, aber ich möchte auch immer in Bewegung bleiben und in die Zukunft schauen und unterwegs sein - hilf mir dabei, eine Entscheidung zu finden?

Lass uns heute bitte über das Thema Impfung und Gemeinschaftsschutz sprechen.

Ach Spieglein, sag mir, warum sollte ich mich impfen lassen, ich habe so viel Pro und Contra gehört und gelesen? Kannst du es mir sagen?

Hast du dich einmal selbst gefragt, wie deine eigenen Ausgangsbedingungen sind. Hast du Familie, Kinder, sind deine Eltern im hochbetagten Alter, Vorerkrankungen, Risikofaktoren, bist du viel geschäftlich unterwegs, arbeitest du im Gesundheitswesen, welche vulnerablen Personengruppen gibt es in deinem Umfeld … Das ist eine ganz schön lange Liste voller Entscheidungskriterien, betrachte sie in Ruhe und wäge sie genau für dich ab.

Ich sehe dich genervt und es scheint mir als würdest du loslassen. Was ist los mit dir?

Ach Spieglein, du weißt ich arbeite viel, meine Frau kämpft um ihre Existenz (du weißt sie hat ein kleines Geschäft, welches sie jahrelang aufgebaut hat), unsere Tochter ist genervt vom Homeschooling (Inhalte viel zu knapp, keinen Kontakt zu Mitschülern und Technik miserabel) und Oma würde gern ihre Freundin auf einen Schwatz treffen.  Und dann dazu noch mein mich fordernder Job, die tägliche Medienflut, Social-Media, Meinungen über Meinungen, jeder ist auf einmal ein Experte auf jedem Gebiet, Hass und Hetze, Polarisierungen und ich zwischen all diesen Dingen.

Du warst doch früher so entschlossen, so selbstbewusst, um keine Meinung und Entscheidung verlegen. Du hast ständige Polarisierungen um dich herum ausgehalten, dir klar eine eigene Meinung gebildet, deine eigene Identität geformt und gefestigt. Du hast hinterfragt, hingeschaut, deine Argumente waren faktenbasiert, sicher und zielführend, du hast in schwierigen Situationen Übereinstimmungen erzielt, gelähmt sein und „Aufsitzen“ auf Fakenews waren für dich Fremdworte. Du wärst der Letzte gewesen, der sich hätte manipulieren und instrumentalisieren lassen, der aufgibt und einfach so umkehrt. Du warst getrieben von Lebensmut, Hoffnung, positiver Energie, Entschlossenheit, Wagnissen, Ausdauer und Mut, es war deine Stärke auch schwierige Zeiten und lange Durststrecken durchzustehen und deine Werte hast du dabei niemals vergessen und verraten. Du wärst in jedem Fall Wagnisse eingegangen, aber du hättest immer erkannt, wenn Zorn, Hass, Hetze und Misstrauen Menschen auf der Straße und in sozialen Medien zusammenschweißt und diese sich Tag für Tag neue und austauschbare Feindbilder suchen. Das hat dich immer ausgemacht. Mir ist sehr bewusst wie groß die Spaltung der Gesellschaft mittlerweile ist, Familien an Diskussionen über das Coronavirus und die Corona-Impfung zerbrechen, Hass und Hetze den Alltag vielerorts bestimmen und so einige Wege sich mittlerweile getrennt haben, die Wirtschaft mehr als aus allen „Löchern pfeift“, an Kliniken und Pflegeeinrichtungen Personalmangel herrscht und immer weniger Leute immer mehr Arbeit bewältigen müssen, es fehlen entsprechende und wirksame Schulkonzepte, die Vereinsamung von Kindern muss verhindert werden ... die Liste ist sehr lang und du hast Recht ein „Das wird schon wieder und das wird sich schon irgendwie regeln“ wird es so einfach nicht geben.

Ich höre so viel und kann es nicht mehr zuordnen. Z. B. habe ich gehört, dass der Impfstoff sehr schnell entstanden ist, dass macht mir Sorge! Wie kann das sein – in so kurzer Zeit?!

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass wir weltweit in eine Pandemie geraten sind, die in so kurzer Zeit schon sehr viele Menschenleben (all die Toten und Kranken lassen sich nicht schönreden – sie sind da Tag für Tag) gefordert hat. Nicht nur lokal, sondern weltweit, sind auf einmal enorme Kräfte und Synergien entstanden. Diese Synergien wurden dieses Mal mit voller Schlagkraft, finanziellem Aufwand, Forschungsgeldern und wissenschaftlichem Know-How weltweit gebündelt, dass dies dann in so kurzer Zeit möglich war. Eine enorme Leistung wie ich finde, die sehr großen Respekt verdient. Wir müssen bei all der Wut und der Hetze die täglich auf uns einwirkt gut aufpassen, dass wir nicht in toxische Systeme hineingeraten und unsere eigenen Werte und Vorstellungen dadurch gekapert werden.

Ach Spieglein, auf der Straße und in den sozialen Medien hört man so viel, dass die Impfung gefährlich und menschenverachtend sein soll, man hört von ersten schweren Nebenwirkungen. Es werden Videos durch die Kanäle gestreut und tausendfach verteilt (ich selbst habe so ein Video erst von einem Freund erhalten).  Manche erzählen es soll bei Corona angeblich eine Überlebensrate von 99,9% geben, aber dann wäre doch alles gar nicht so schlimm und völlig übertrieben?

Erinnere dich kurz zurück, weißt du noch wie froh ihr wart, als eure Tochter gegen Pocken geimpft wurde, ihr dank der Grippeschutzimpfung gut durch die Grippesaison gekommen seid, du froh warst als du dich beim Werkeln verletzt hattest, dass deine Tetanusimpfung noch aktuell war und du Tage zuvor noch große Angst hattest du könntest an Blutvergiftung sterben? Vergiss nicht, dass Impfungen weltweit Millionen Menschen das Leben gerettet haben und eine enorme Leistung der Medizin sind. Allein 3 Millionen Kinder werden JÄHRLICH (Quelle UNICEF) durch Impfungen weltweit gerettet. JÄHRLICH! Masernimpfungen haben allein schon 20 Millionen Menschen das Leben gerettet (Stand 2016). Überleg dir einmal diese enorme Zahl - Ist das alles Nichts? Hast du selbst schon einmal ehrlich darüber nachgedacht, wie es dir nach den Impfungen ging die du bisher erhalten hast? Warst du danach wirklich schwer krank? Wie viele Menschen kennst du in deinem eigenen Umfeld (und ich weiß du hast einen sehr großen Freundes- und Bekanntenkreis) die nach Impfungen schwer krank waren oder daran gestorben sind? Und ja, von einzelnen schweren Nebenwirkungen habe ich auch gehört (die kann es bei jeder Impfung, bei jedem Medikament geben) und dürfen auch nicht kleingeredet werden, hier ist auch Transparenz und Offenheit angesagt. Ich würde mich bei entsprechenden Vorerkrankungen ganz gezielt über mögliche Nebenwirkungen informieren und mich FACHKUNDIG beraten lassen. Hol- und Bringpflicht! Ja, von diesen Grafiken, die da aufbereitet wurden, habe ich auch schon gehört und gelesen. Aber vergiss nicht, warum viele Menschen überhaupt überleben können, weil Tag und Nacht Mediziner und Pflegekräfte mit modernster Technik um das Leben der Patienten kämpfen und zum Teil Übermenschliches leisten, damit sie durchkommen und überleben können. Stell dir diese Situation vor als es noch nicht so viele medizinische hochentwickelte Möglichkeiten in den Kliniken gab, es die entsprechenden Schutzausrüstungen noch nicht gab und was für eine enorme Leistung all diese Personen tagtäglich erbringen. Ja, die Fallsterblichkeitsrate von SARS-CoV-2 variiert stark von Land zu Land und liegt aber nicht, wie manche behaupten, bei weniger als 0,1 %. So belief sich die Fallsterblichkeitsrate in Italien (15. Januar 2021) z. B. auf rund 3,46 Prozent. In Deutschland lag die Letalität bei rund 2,24 Prozent. In Mexiko liegt sie bei 8,68 Prozent. Das finde ich nicht gerade wenig und bedenke immer die hohen medizinischen Standards, die wir mittlerweile in unseren Krankenhäusern haben, die Zahlen wären sonst sicherlich noch deutlich höher.

Ach Spieglein, natürlich weiß ich, dass ich mir relevante Informationen bei RKI, STIKO (Ständige Impfkommission), CDC (Centers for Disease Control and Prevention USA) ... abrufen kann. ABER ich wünsche mir nicht nur täglich nackte Zahlen, ich wünsche mir, dass ich als Mensch mitgenommen und aufgeklärt werde.

Da gebe ich dir absolut Recht und da besteht sehr viel Luft nach oben. Es bedarf endlich einer guten Aufklärung i. R. von Gesundheitskompetenz, fachspezifischen Kommunikationsstrategien, evidenzbasierten Entscheidungshilfen, Aufklärung, Aufklärung und nochmals Aufklärung, denn Impfen ist nicht nur sehr solidarisch und sozial, sondern es geht für uns alle auch um einen Gemeinschaftsschutz. Vergiss niemals den Satz (EG 432:1) „Gott gab uns Atem, damit wir leben. Er gab uns Augen, dass wir uns sehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn“ und das geht nur gemeinsam und friedlich.

Ach Spieglein, jetzt kommt alles noch viel Dicker – es wird davon gesprochen, dass eine Virusmutation unterwegs ist. Man nennt sie B 1.1.7 und B 1.351. Zahlencodes die scheinbar nicht nur die Politik in Aufregung versetzen, sondern auch viele Wissenschaftler und Mediziner. Der Shutdown zeigt nicht den erhofften Effekt, die gemeldeten Todeszahlen sind konstant erschreckend hoch, dieser Virus soll noch viel schneller und ansteckender sein. Ich selbst gehöre zu der großen Gruppe der Babyboomer und nicht nur ich, sondern auch Freunde und Bekannte in meinem Alter haben diverse Risikofaktoren.

Dieser neue Umstand kann in der Tat eine völlig neue und andere Dimension annehmen. Darauf müssen wir uns gefasst machen. Es kann passieren, dass sich die Ansteckungszahlen und Todesfälle rasant vervielfachen, die Kliniken komplett am Limit sind und gar nichts mehr geht. Damit möchte ich dir keine Angst einjagen, aber man muss dies in jedem Fall in Betracht ziehen.

Du hast Recht, ich muss dringend für mich alle Faktoren gut abwägen.

Ach Spieglein, gerade wurde wieder von Zwangsimpfung gesprochen, das macht mir Angst und du weißt ich kann mit dieser aufzwingenden Rhetorik nicht gut umgehen, es verunsichert mich.

Ich verstehe dich da gut. Aber höre immer genau hin und prüfe diese Aussagen nach. Was sagen andere dazu oder sind es nur einzelne Personen, die vielleicht aus Angst, man könne dem Virus überhaupt nicht mehr Herr werden und ihre Bevölkerung gern schützen wollen, diese unglückliche und wenig zielführende Rhetorik verwenden.  Wir müssen gemeinsam auf die großen Herausforderungen schauen, sonst wird die wachsende Kluft immer größer und könnte womöglich in Hass und Gewalt umschlagen. In jedem Fall sollten wir dabeibleiben, dass Ältere und vulnerable Personengruppen (in Deutschland 20 bis 25 Millionen) weiterhin geschützt werden und dies bedarf entsprechender (Schutz-)Maßnahmen. Der Weg wird für uns alle lang, entbehrungsreich und zum Teil zermürbend werden, aber wir können diesen nur gemeinsam friedlich und ohne Hass und Hetze gehen.

Ich weiß, du wirst deine Entscheidung treffen, aber dabei kann ich dir leider nicht helfen, denn die musst du ganz allein für dich treffen. Ich weiß, du wirst in dich hineinhören, deinen Bauch befragen und viele wichtige Argumente und bisherigen Errungenschaften dafür abwägen.

Nur eine letzte Bitte noch an dich: Ich weiß, es ist für uns alle schwer und mit vielen Einschnitten und Entbehrungen verbunden. Bitte gib auch anderen eine Chance, wenigstens eine kleine, ja es passieren Fehler, es gibt auch so einige unsinnige Entscheidungen, nicht alle Worte sind überlegt und dennoch halte dir vor Augen, dass diese Pandemie die Welt zusätzlich und sehr schnell vor große Herausforderungen gestellt hat, neben den drängenden Themen wie Klimawandel, den vielen anderen Krankheiten (die dringend behandelt gehören), Kriegen, der Hungersnot, der Flüchtlingskrise, den jährlichen Hitzetoten u. u. u. diese Liste würde noch sehr viele Seiten füllen.

Ach Spieglein, danke, dass ich in dich hineinschauen durfte. Das werde ich jetzt wieder öfters tun.