Hej, das ist eine Trigger-Warnung: In diesem Beitrag kommt die Plattform nicht ganz so gut weg, daher ist der Beitrag vielleicht nichts für euch, wenn ihr Betreiber dieser Seite seid.
Liebe Leserin, lieber Leser,
unter einem Beitrag zum Ukraine-Krieg wurde vor einigen Wochen folgender Kommentar gepostet:
Aiaiaiai...in welcher Ecke des Internets bin ich denn hier gelandet. Selbst wenn all diese Dinge absolut der Wahrheit entsprechen, rechtfertigt davon nichts einem Angriffskrieg.
Aus meiner Sicht hat der Verfasser/die Verfasserin völlig recht. Auch nach gut einem Jahr habe ich Publikum.net noch nicht verstanden. Angetreten ist die Seite mit folgendem Ziel:
Wir wollen mit Publikum ein soziales Netzwerk für Texte entwickeln, das den Nutzern eine direkte Vergütung für die Texte an die Autoren ermöglicht.“
Wenn ich mir aber die aktuellen Beiträge ansehe, ist aus meiner Sicht weder die Qualität noch die Quantität gegeben. Ich muss zugeben, dass es mich verwirrt, dass zahlreiche dts-Artikel veröffentlich werden und dazwischen hin und wieder mal ein User-Text. Bei manchen User-Texten finde ich den Inhalt – neutral formuliert – seltsam. Ich weiß gar nicht, ob dts eigentlich in so einem Umfeld veröffentlichen möchte; von einer Trennung zwischen Nachricht und Meinung von Seiten der Betreiber erstmal abgesehen.
Klar jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber bei manchen Beiträgen, die dann jeweils den ukrainischen Präsidenten als Komiker bezeichnen, ihm oder „den Westen“ als den Schuldigen und Kriegstreiber des Ukraine-Krieges ausmachen, hat man da nicht wirklich Lust weiterzulesen. Da sich in den Kommentaren darunter meist gähnende Leere herrscht, und weder Massen von Usern „So ein Quatsch“ schreiben oder die Putin-Fanboys in einen Jubelsturm „Endlich sagt es mal jemand“ einstimmen, macht dies doch eher deutlich, dass Publikum.net von der Masse des Internets geflissentlich ignoriert wird.
Auch das öfters verbreitete Narrativ, dass Systemmedien lügen und man in Deutschland gar nicht mehr seine eigene Meinung sagen kann, trägt jetzt nicht wirklich zum Qualitätsgewinn des Formates bei. Warum nennt man bei diesen Vorwürfen eigentlich nie Namen sondern spricht nur vom "System". (Entmenschlichen ist leicht, aber man kann sich gerne einmal bewusst machen, dass man mit solchen Vorwürfen Menschen meint.)
Das hat man schon oft auf Telegram und anderen Orten gehört. Ich will das jetzt gar nicht weiter kommentieren, da diejenigen, die diese Thesen vertreten, wahrscheinlich nicht zu überzeugen sind. Die Fronten bei dem Thema sind wohl doch so verhärtet, dass die, die Meinung nicht vertreten, sich eher genervt wegdrehen.
Auch bei Beiträgen zum Thema Gendern, etwaige Versuche des Familienministeriums das Familienmodells komplett umzustellen oder die Berufsausbildung der Grünenvorsitzenden ist der Mehrwert für mich jetzt nicht sonderlich groß und man könnte es vielleicht sogar als schon so oft dagewesenes inhaltsleeres „Linksbashing“ bezeichnen. Für mich gilt hier einer der besten Sätze ever „Was Michael über Omid sagt, sagt mehr über Michael aus als über Omid.“ Nur so als Bemerkung: Der Bundesminster für Ernährung und Landwirtschaft hat es nicht nötig, seinen Abschluss in seinem Profilnamen bei Twitter zu verwenden.
Tagesschau.de hat im Juni 2021 sich auch kritisch mit dem Thema Publikum.net befasst. Auch Publikum.net schreibt selbst in einem Beitrag vom 25.09.2020:
Unsere Vision ist es, JournalistInnen und LeserInnen auf einer Plattform direkt, sowohl inhaltlich als auch finanziell, zusammenzubringen.
Nun haben einige Beiträge nicht wirklich etwas mit Journalismus zu tun (Manchmal werden auch Nachrichten gepostet, die sich später als offensichtlich falsch erwiesen haben und vom Autor dann nicht korrigiert werden.) Fragt sich, ob das dann mehr Leute anspricht, Beiträge zu veröffentlichen. Sehr seltsam.
Bei mir hinterlässt Publikum.net also weiterhin mehr Fragen als Antworten und auch der Anspruch ist aus meiner Sicht nicht erfüllt. (Auch hinsichtlich der geringen Menge an Beiträgen.) Eine ernstzunehmende Plattform sehe ich leider (dank bestimmter Beiträge und wenig Inhalt) nicht.
Vielleicht ist publikum.net daher nur als weiteres Comic Relief des Internets zu betrachten und das ist leider despektierlich gemeint.