Wie viel kostet professioneller Sex in Deutschland? Trotz einer boomenden Erotikbranche, die durch die Digitalisierung zunehmend befeuert wird, liegen zu dieser Frage kaum verlässliche Zahlen vor. Licht ins Dunkle bringt der „Sexwork Pricing Index 2023”, der von der Erotikplattform Erobella festgelegt wurde. Um einen Durchschnittspreis für eine Stunde käufliche Liebe zu berechnen, wurden 20.000 Preisangebote auf der Plattform verglichen.

Hintergrund der Studie

Über Sexarbeit wird in Deutschland noch immer wenig gesprochen. Nicht nur das breite Spektrum der angebotenen Dienstleistungen, sondern vor allem auch die dazugehörigen Preise sind deshalb kaum bekannt. Der „Sexwork Pricing Index 2023” verspricht exklusive Einblicke in den Arbeitsalltag des Rotlichtmilieus und liefert konkrete Zahlen. 149,69 Euro: So viel kostet eine Stunde käuflicher Sex im Durchschnitt.

Veränderungen im Preisgefüge sind dabei besonders auf die Digitalisierung zurückzuführen. Immer mehr Dienstleistungen verlagern sich von der Straßenecke vor die Webcam und auch persönliche Treffen werden zunehmend online ausgemacht. Die Flexibilisierung der Branche bringt viele Vorteile für die Sexarbeiter:innen mit sich und ermöglicht ihnen mehr Wahlfreiheit, Sicherheit und Unabhängigkeit. Unter anderem deshalb, das zeigt eine andere Erobella-Analyse, sehen hierzulande nur noch 50% der in der Erotikbranche tätigen Personen die Prostitution als ihren Hauptberuf an.

Die teuersten Städte

Für den „Sexwork Pricing Index 2023” wurden die Angebote in 84 deutschen Städten miteinander verrechnet. Mit 192,91 Euro pro Stunde käuflicher Intimität liegt München auf Platz 1 des Index. Während der Spitzenreiter wenig überrascht, wäre das nordrhein-westfälische Mönchengladbach nicht unbedingt auf dem zweiten Platz zu erwarten gewesen. In der sonst eher günstigen Stadt zahlt man mit 189,78 Euro kaum weniger. Auch in Bamberg, Kempten und Düsseldorf muss man noch verhältnismäßig tief in die Tasche greifen, da die durchschnittlichen Preise auch dort nicht unter 180 Euro fallen. In Kiel, das auf Ranglistenplatz 10 der teuersten Gegenden landet, sind es schon nur noch 167,50 pro Stunde professioneller Liebe.

Die günstigsten Städte

So überraschend, wie Mönchengladbach auf dem zweiten Platz der teuersten deutschen Rotlichtstädte landet, ist auch, dass ausgerechnet das gutbürgerliche Münster den ersten Ranglistenplatz der günstigsten Städte belegt. Mit 120,83 Euro zahlt man dort etwas mehr als 70 Euro weniger als in München. Auch in Mühlheim a. d. Ruhr, in Delmenhorst, Wetzler, Oberhausen und Bremerhaven liegen die Durchschnittspreise unter 130 Euro. Mit 135,10 Euro belegt Kassel den zehnten Platz der günstigsten Städte.

Wie sehen die Preise in der Hauptstadt aus?

Berlin, die Stadt der Laster und des vielfältigsten sexuellen Angebots, zählt laut dem Erobella-Index ebenfalls zu den eher günstigen Orten in Deutschland. In der Hauptstadt kostet eine Stunde professionelle Liebe durchschnittlich 141,96 Euro. Damit landet Berlin im unteren Tabellendrittel und belegt Ranglistenplatz 59 von 84.

Fazit: Legale Sexarbeit hat ihren Preis

Mit einem durchschnittlichen Umsatz von 150 Euro pro Stunde professioneller sexueller Dienstleistung erscheint die Erotikbranche als ein lukratives Geschäft, indem sich die Sexarbeiter:innen selbstbestimmt finanzieren können. Eine realitätsgetreue Abbildung des Rotlichtmilieus bietet die Erobella-Analyse jedoch nicht, da ausschließlich Angebote auf ihrer eigenen Plattform berücksichtigt wurden. Laut statistischem Bundesamt wurden 2021 nur 23.700 Personen offiziell als Sexarbeiter:innen erfasst. Schätzungen gehen hingegen davon aus, dass mindestens 200.00 Menschen ihr Geld mit Prostitution verdienen. Die Analyse verrät demnach weder etwas über die Preise in Bordellen oder auf der Straße, noch erfasst sie illegale Angebote, die preislich weit unter den durchschnittlichen 150 Euro liegen dürften.