Wer klug ist und seine Zähne möglichst lange erhalten möchte, lässt gezuckerte Getränke einfach weg...
Text und Foto: Dr. Hans-Werner Bertelsen
Die Bakterien, die für die Entstehung von Karies verantwortlich sind, haben einen Namen. Sie werden liebevoll "Streptococcus" genannt. Genauer "Streptococcus mutans". 'Diese kleinen Biester haben eine ausgeprägte Vorliebe für Kohlenhydrate. Am liebsten in Form von Zucker. Mit Umweltschutz haben die Biester allerdings nicht viel am Hut. Bei der Verstoffwechselung ihres Lieblingssubstrates scheiden sie die Produkte, die bei der Verdauung anfallen, einfach in die Umwelt aus. Die Umwelt von Streptococcus mutans ist unser Mund. Unser Mund hat mit der Bekämpfung von Säureattacken evolutionsbedingt schon viel Übung und kann auf diese Attacken daher sehr gut reagieren.Vorrausgesetzt allerdings, es sind nicht zu viele oder zu starke Attacken. Dann ist auch das Abwehrsystem überfordert und die Säure kann ihre zerstörerische Wirkung demonstrieren. Unsere Zähne werden duch Säureattacken angegriffen und lösen sich auf. Diese Form der Auflösung ist im doppelten Sinne gemein, denn:
1. Karies zerstört unsere wichtigsten Kauwerkzeuge und
2. Karies tut nicht weh!
Wenn uns ein Schmerz uns von dem zerstörerischen Tun von Streptococcus mutans überzeugt, dann ist es zu spät für eine schnelle Behandlung - zum Beispiel mit einer Füllung. Wenn die Schmerzen auftreten, dann bedeutet dies: Die Bakterien sind im inneren Bereich des Zahnes angekommen - in der "Pulpa". Eine Pulpitis, also eine Nerventzündung des Zahnes, kann infernalisch schmerzen. Es ist ein unüberfühlbares Warnsignal für einen Bakterieneintritt in das "heilige Innere" des Körpers. Sind Bakterien im Blutgefässsystem angekommen, so versetzt das den Körper in Alarmbereitschaft, weil Bakterien als blinde Passagiere im Blutstrom "mitschwimmen" können und an anderen Organen (z. B. Niere, Herz) eine Entzündung hervorrufen können. Bleiben die ungebetenen Besucher als mikrobielle Lokaltouristen nur auf den Bereich der Zahnwurzel beschränkt, so kann sich im Bereich der Zahnwurzel eine "Zyste" bilden. Eine Zyste im Bereich der Zahnwurzel ist ein Versuch des Körpers, einen Schutzwall zu installieren, um die unerwünschten Eindringlinge einzusperren, damit diese nicht an anderen Orten noch größere Schäden anrichten können.
Karies ist nicht gleich Karies.
Je nachdem, an welchem Ort sich eine Karies bildet, sind die Folgen mehr oder weniger drastisch. Eine einzelne Karies auf einer Kaufläche ist die harmloseste Variante und meistens unproblematisch mit einer Füllung zu therapieren. Nistet sich Streptococcus mutans dagegen im Zahnzwischenraum ein, so sieht es schon nicht mehr so einfach aus. Um an den Defekt im Zahnzwischenraum zu gelangen, muss mit dem Bohrer ein Zugang geschaffen werden. Dieses Procedere zerstört einen Teilbereich der wertvollen Kaufläche und den für die Statik des Zahnes so wertvolle Randkante. Lassen sich Defekte im Bereich der Kaufläche oftmals ohne Betäubungsspritze ausführen, so sind Therapien, die den Zahnzwischenraum betreffen, wegen ihrer hohen Schmerzintensität ohne Betäubung nicht durchführbar.
Wann kommt es zu einer Zwischenraumkaries, auch "Cola-Karies" genannt?
Die gefürchtete Zwischenraumkaries entsteht bei häufiger Exposition mit gesüßten Getränken. Zuckerhaltige Flüssigkeiten werden über den in der Physik bekannten "Kapillareffekt" in den Zahnzwischenräumen festgehalten und bieten dem Streptococcus eine gemütliches dunkles Esszimmer. Den unbeliebten Mitbewohnern ist es dabei egal, ob das Substrat für ihr zerstörerisches Treiben aus "Soft-Drinks" (die aus o.g. Gründen eigentlich "Hardcore-Drinks" genannt werden sollten), Fruchtsäften oder gesüßten Tees stammt - sie arbeiten verlässlich mit allen zuckerhaltigen Treibstoffen.
Gesetzgeber hat die Gefahr erkannt
Weil die Folgen von zuckerhaltigen Getränken so dramatisch sind, hat der Gesetzgeber ein Verbot von zuckerhaltigen Tees angeregt.
Ein erster Schritt, aber leider nicht geeignet, die gefährliche Approximalkaries in ihrer Häufigkeit einzudämmen. Eine Zuckersteuer kann hier für einen spürbaren positiven Effekt sorgen und nicht nur die Zerstörung von Zähnen eindämmmen, sondern auch für eine Entlastung der von Diabetes und Adipositas geplagten Kindern und Jugendlichen sorgen. (Quelle)
Von Zwischenraumkaries befallene Zähne nach dem Aufbohren: