Es ist kompliziert. Dieser Artikel entsteht aufgrund https://pad.wolkenbar.de/s/mastodon#
Als Techniker habe ich kein Problem mit dem Artikel und auch nicht mit https://netzpolitik.org/2022/alternative-plattformen-so-klappt-der-umzug-auf-mastodon/, aber wir Techniknerds sind für Otto Normaluser eine wandelnde Katastrophe.
Kann ich es besser? Bestimmt nicht. Das beginnt schon damit, wie soll ich jemanden der keine Ahnung von Technik hat, erklären was Twitter ist? Wie soll ich erklären was Social Media ist? Die Perspektiven sind da unendlich in der Vorstellung. Jeder glaubt zu wissen, was es jeweils ist. Aber technisch ist es etwas ganz anderes als der Benutzer vielleicht meint verstanden zu haben.
Der Erfolg von Google ist sicherlich, dass komplizierte Dinge einfach erscheinen. Das ist auch der Erfolg von Twitter, Facebook und Co der Social-Media-Welt.
Niemand muss wissen, was ein Server genau ist um Google als Suchmaschine bedienen zu können. Niemand muss wissen, was genau passiert, wenn er Social Media benutzt. Der Nutzer twittert oder googelt.
Die Frage, die an den Benutzer zu stellen wäre, willst du twittern oder tooten (auf deutsch tröten)? Für twittern gibt es keinen Ersatz, so wie es für googeln keinen Ersatz gibt. Das gleiche Problem wie bei Twitter besteht auch mit Google.
Beides sind Marketingprodukte, die auf den Nutzer hin, optimiert wurden und werden. Es sind unternehmensgebundene Werkzeuge deren Nutzerbindung für den Geschäftserfolg wichtig sind. Keinen Nutzer interessiert, dass zum Beispiel bei Android ein Linuxkernel unter der Oberfläche werkelt. Der Nutzer benutzt sein Smartphone. Der Erfolg von Googles Android ist auch hier, dass Linux für den Benutzer einfach benutzbar geworden ist.
Anleitungen, die aus welchen Gründen auch immer den Nutzer erklären wollen, warum dies oder das vielleicht besser wäre aus technischer Sicht, interessieren den Otto Normalnutzer nicht. Er will es einfach benutzen.
Und hier beginnt schon das Problem mit dem tooten und tröten. Es gibt nicht den einen Anlaufpunkt wie twitter.com oder google.com. Ja es ist im Grunde noch schlimmer. Es gibt nicht nur tooten und tröten sondern statt youtube.com und facebook.com noch peertube und friendica und auch da nicht den einen Anlaufpunkt. Es wird noch katastrophaler tooten, tröten, peertuben oder oder oder wie Instagrampendant usf. stecken alle in einem Fediversum aber dutzenden Anlaufpunkten - dafür können sie alle miteinenander und untereinander.
Das wäre (Ja Techniker seid ruhig, ich weiß dass das nicht ganz korrekt ist) als wenn ich auf youtube.com gehe um dann dort zu twittern. Oder auf Twitter gehe um dort ein Video zu youtube rüberzuposten. Ein Tröt oder ein Toot kann auch bei einem ganz anderen landen. Dafür gibt es nicht den einen Anlaufpunkt wie twitter.com.
Mastodon ist der Hype seitdem Twitter seine Nutzer vergrault. Insbesondere die Techniker werden massivst vergrault. Die Twitterapi soll Geld kosten und schon bin ich tief drin, wo sich Otto Normaluser frägt, was ist eine Twitterapi und warum sollte ich das brauchen. Der Nutzer sagt sich "Ich twittere" sowas interessiert mich nicht.
Ist tooten und tröten besser als twittern? Kommt drauf an. Da ist es so, dass es für Otto Normaluser möglicherweise sogar besser ist. Für Wissenschaftler und Journalisten hingegen sind ein Großteil der Twittervorteile weg. https://www.science.org/content/article/twitters-plan-cut-free-data-access-evokes-fair-amount-panic-among-scientists wäre das wissenschaftliche Problem. Da kommen wir zu dem Punkt, dass technisch Mastodon das könnte, aber es von den vielen verschieden Anlaufpunkten (Instanzen) nicht gewünscht ist und sich das Fediverse gegen eine Durchsuchung auflehnt. Das ist auch der Punkt, warum Mastodon für Journalisten keine echte Alternative ist. Journalisten sind Informationsjunkies, die wollen Informationen finden, weil Informationen deren Geschäft ist. Viele Fediverseinstanzen unterbinden das. Das ist keine technische Entscheidung sondern eine Entscheidung der technisch gebildeten Betreiber. Also quasi die Macht die Techniknerds nunmal haben.
Für Otto Normaluser kann das Vorteile haben und da die Techniker unter uns das Problem mit den Daten kennen, werden die Entscheidungen so gefällt. Das ist in gewisser Hinsicht wieder ein technisches Problem. Entweder du machst das Tor auf oder du machst ein Tor zu. Halboffen ist im Grund offen.
Der Umzug in das Fediverse ist total simpel. Du suchst dir einen dir genehmen Anlaufpunkt und meldest dich an und tootest oder trötest oder peertubes oder oder oder...
Nachteil - du twitterst dann nicht mehr - könntest zwar technisch jeden Tröt oder Toot nach twitter schicken mit einer Bridge, aber diese wird am 13.2.2023 wohl eh von Twitter zerstört. Ein wenig ist das so, wie wenn du statt zu googlen duckduckgo.com, bing.com oder sonstwas nutzt. Und ja google ist mit seiner nutzerorientierten Filterung, die möglicherweise angenehmste Suchmaschine. Google schreibt dir zwar vor, was du finden darfst, aber du merkst davon nichts.
Aber das mit den Suchmaschinen wäre eine andere Geschichte. Hier ging es eigentlich um den Austieg aus dem twittern und stattdessen zu tröten.
Dir gefällt, was Arnold Schiller schreibt?
Dann unterstütze Arnold Schiller jetzt direkt: