Aus und vorbei

Nahezu jeder, der schon mal eine Trennung durchlebt hat, wird mit Aussagen vertraut sein, die das Scheitern der Beziehung bedauern. Das Umfeld klingt da meist nicht viel anders, als die Stimmen im eigenen Kopf.

Wenn Menschen auseinandergehen, ist der Tenor meist: „Hat nicht funktioniert. Alles vorbei. Unsere Ehe / Beziehung / Partnerschaft ist gescheitert.“

Ist sie das tatsächlich?

Wenn ein Auseinandergehen prinzipiell als Scheitern betrachtet wird, dann vielleicht schon, aber was ist mit all den anderen schönen Dingen, die erreicht wurden?

  • Man hat mal gemeinsam Spaß gehabt. – Gescheitert?
  • Womöglich tolle Reisen unternommen. – Gescheitert?
  • Manche haben sich gegenseitig zu beruflichem Erfolg verholfen. – Gescheitert?
  • Oder die tollsten aller Kinder gezeugt. – Definitiv nicht gescheitert!
  • Vielleicht hat man irgendein Hobby des Partners lieben gelernt und „nimmt es mit“. – Gescheitert?
  • Womöglich hat man auch Dinge erlebt, die man künftig so nicht mehr möchte und gerade weil man sie kennt, bemerkt man sie fortan auch deutlich schneller. Vielleicht weiß man hinterher ja mit jedem Mal ein bisschen besser, was man wirklich will und nicht will. - Gescheitert?

Könnte man ewig fortführen. Den Erfolg einer Partnerschaft / Ehe daran festzumachen, ob es tatsächlich der Tod war, der das Paar getrennt hat, wird weder der Sache an sich noch den Partnern gerecht.

Manche Dinge haben ihre Zeit. Und vielleicht ist sie irgendwann einfach rum. Weil man das Potential ausgeschöpft hat, das darin verborgen lag. Gelernt hat, was es zu lernen gab. Sich einfach nichts mehr geben kann. Beidseitig.

Sicher … Diesen einen Menschen zu finden, mit dem alles ganz einfach ist und mit dem man aus tiefstem Herzen zusammen sein will, anstatt sich damit „abfinden“ zu müssen, dass es nun mal so ist, wie es ist und man sich von Kompromiss zu Kompromiss hangelt, das ist ein weitverbreiteter Wunsch. Gelingt aber selten auf Anhieb. Laufen lernen aber auch nicht. Sprechen ebenso wenig und alles andere auch nicht.

Dessen sind wir uns bewusst, da sind wir tiefenentspannt und wissen, dass Übung nun mal den Meister macht und Fehlschläge für den späteren Erfolg zwingend nötig sind. Die Liebe dagegen „scheitert“, wenn sie nicht mehr empfunden wird.

Nein. Liebe scheitert nie. Liebe vergeht auch nie. Sie geht höchstens woanders hin. Man kann sie weder festhalten noch davonschicken – sie macht, was sie will. Das Luder!

Liebe ist genauso ein Lernprozess, wie alles andere auch. Manche überspringen eben ein paar Klassen, andere müssen welche wiederholen. So ist das Leben. Und was Partner X unerträglich fand, ist für Y vielleicht der Himmel auf Erden.

Vermutlich könnten viele ehemalige Paare deutlich entspannter getrennte Wege gehen (oder sich leichter ein gesundes Maß an Gemeinsamkeit erhalten), wenn Trennung eben kein Synonym für Scheitern wäre. Vielleicht ist es vielmehr so etwas wie ein Erkennen, Weiterentwickeln, etc. Das dankbar anzunehmen und als Schritt auf dem Weg ans Ziel zu betrachten, scheint mir so viel sinnvoller, als das, was meist praktiziert wird.

Ich weiß … Ist nicht leicht. Hat ja einen Grund, wenn man sich trennt und nicht selten spielen Verletzungen eine große Rolle. Dennoch. Ich bin überzeugt, dass all das einen Nutzen hat und immer einen Gewinn darstellt. Leider bleiben aber viel zu oft kaputte Familien zurück, weil ehemals Liebende vergessen haben, was sie sich mal Gutes getan haben und sie nur noch das Schlechte sehen.

Schade. Wir scheitern nicht.
Wir lernen. Und das ist was Gutes.

Am Ende einer Beziehung bedauern die ehemaligen Partner nicht selten, sich überhaupt jemals begegnet zu sein - und doch gibt es genau genommen auch am Ende nichts zu bedauern oder als "Fehler" anzusehen. In dem Moment, in dem ich mich für was auch immer entscheide, gehe ich davon aus, dass ich richtig entscheide. Also ist es das auch. Wir haben keinen Fehler gemacht.

Vielleicht könnten wir mit Vergangenem ja ein bisschen besser Frieden schließen, wenn wir uns bewusst zu machen versuchten, warum es genau dieser Mensch war, dem wir begegnen mussten und dem wir irgendwann mal unser Herz geschenkt haben.

Die Zeiten mögen sich ändern und Prioritäten ebenfalls. Dann trifft man neue Entscheidungen. Andere. Und wieder sind sie in diesem Moment richtig. Auch der Mensch, mit dem du heute vielleicht nichts mehr zu tun haben willst, war mal völlig richtig. Und er ist es noch. - Für jemand anderen.

So, wie auch du. ♡

Alles Liebe vom Frl. Freud

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