Nicht jeder Kunde macht auch Spaß. Wie in jedem Beruf.

Ich bin Sexarbeiterin. Normalerweise betone ich die erste Silbe, den Sex. Aber der zweite Teil des Wortes ist eben auch wichtig, die Arbeit. Es ist ein Beruf, kein Hobby, und wie in jedem Beruf macht es nicht jeden Tag Spaß und man geht natürlich auch Kompromisse ein.

Dabei sollte im Hinterkopf bleiben, dass jede Sexarbeiterin eine rote Linie hat und die wird nicht überschritten. In diesen Fällen wird der Kunde dann abgelehnt. Es findet also alles im Konsens statt, auch bei den Beispielen, die ich gleich schildern werde. Der Hinweis ist wichtig, weil dieser Artikel zeigen soll, dass nicht immer alles rosarot ist, aber nicht als Begründung missbraucht werden soll, um Kunden zu diffamieren und ein Sexkaufverbot zu fordern.

Von vornherein abgelehnt werden Menschen, die illegale Praktiken wollen, etwa aufs Kondom zu verzichten. Oder Leute, die um jeden Cent zu feilschen versuchen. Oder welche, bei denen ich ein schlechtes Bauchgefühl habe.

Der Müffler

Unangenehm wird es, wenn es an der Körperhygiene mangelt. Egal aus welcher Gesellschaftsschicht, immer wieder kommt man zu Kunden, die Körpergerüche verströmen und die man erstmal mehr oder weniger dezent ins Badezimmer schickt. Ich biete in solchen Fällen eine gemeinsame Dusche an, das ist gesichtswahrend und kommt meist gut an. Wenn nicht, muss man natürlich deutlicher werden.

Der Raucher

Ähnlich sieht es mit Rauchern aus. Ich biete Küsse an und deshalb habe ich für solche Kunden immer einen starken Kaugummi in der Tasche. Da sage ich auch direkt, dass ich den Raucheratem nicht gut vertrage und ich das sonst ablehnen müsste.

Der Gammel-Shower

Wenn Spiele mit Natursekt (Urin) geplant sind, sollte man vorausschauend sein und vorher nichts zu sich nehmen, was unangenehme Gerüche verursacht. Jeder kennt die Situation, eine Toilette nach jemanden zu benutzen, der Spargel gegessen hat. Gilt auch für Knoblauch oder Kaffee. Wenn es so ist, gibt es natürlich keine kurzfristige Lösung und das ist dann alles andere als angenehm. Besser also in den Stunden vorher nur Mineralwasser trinken, so dass eher neutraler Urin abgegeben wird.

Der Monothematische

Viele Freier stehen besonders auf eines oder einige Körperteile. Das ist normal und okay. Nur wird es von erotisch schnell zu anstrengend oder schmerzhaft, wenn jemand beispielsweise endlose Minuten damit verbringt an den Brüsten zu saugen oder den Po zu kneten. In Maßen und mit Abwechslung ist alles gut aber übertrieben halt sehr unangenehm.

Der Unhöfliche

Wenn ich besuche, dann um Entspannung und eine gute Zeit zu zweit zu schaffen. Im Umkehrschluss kann es natürlich bedeuten, dass hinter dem Kunden ein stressiger Tag liegt und er noch angespannt und nicht gut drauf ist. Da überhört man schon mal die eine oder andere Bemerkung zu Beginn. Aber manchmal ist die Atmosphäre während des ganzen Termins vergiftet und der Kunde unhöflich oder arrogant. In diesen Fällen bringt man es professionell zu Ende und setzt ihn hinterher auf die persönliche schwarze Liste.

Der Witzbold

Eine lockere Atmosphäre trägt zur Entspannung bei und nichts spricht gegen einen kleinen Spruch zwischendurch und etwas gemeinsames Lachen. Aber wenn dann die ganze Zeit angestaubte und dementsprechend wenig lustige Witze kommen, dann kann das sehr anstrengend werden.

Der Hutbürger

Noch deutlich anstrengender wird es, wenn der Kunde sich wohl genug fühlt um sich nebenbei über Ausländer, unfähige Regierungen auszulassen oder gar ernst gemeinte Verschwörungstheorien zu teilen. Da wird es schwer ruhig zu bleiben, doch natürlich ist der Termin nicht für hitzige Diskussionen da, sondern man möchte seinen Job machen. So versucht man vieles zu überhören und das Thema zu wechseln und das Treffen halbwegs professionell über die Bühne zu bringen.

Der Aufgeputschte

Man kann darüber denken wie man will, aber einige Kunden haben vorher gewisse Substanzen eingenommen. Damit meine ich jetzt nicht die berühmten blauen Pillen sondern Drogen, in erster Linie Kokain. Solange sie das nicht vor meinen Augen tun, blende ich das als ihre Privatangelegenheit aus. Allerdings kommt es auch oft vor, dass sie dann auch mir etwas davon anbieten und sich schwertun, mein Nein zu akzeptieren. Mehrfach ablehnen zu müssen macht keinen Spaß. Hinzu kommt, dass Drogen auch enthemmen und den Termin so für mich sehr anstrengend machen können.

Der Bedrohliche

Besonders unangenehm wird es wenn der Kunde grob ist oder sogar aggressiv wird. Kein Problem, wenn es beim Sex mal härter zugeht, doch wenn man anfängt an seiner persönlichen Sicherheit zu zweifeln, kommt man nahe an den Punkt, den Termin abzubrechen. Das ist selten, kam aber auch schon vor. Und da ist man dann natürlich auch wieder an der oben erwähnten roten Linie, denn Sicherheit geht eben über alles.

Liebe Kunden, Gäste, Freier oder welche Bezeichnung ihr bevorzugt - bedenkt das bitte und vermeidet diese Dinge, wenn ihr mich oder eine Kollegin bzw. einen Kollegen bucht. Damit es für alle Beteiligten eine angenehme Zeit ist.