Der anormale Klimawandel, auch als menschengemachter Klimawandel begriffen, ist wahrlich die größte Herausforderung für die menschliche Zivilisation des 21. Jahrhunderts. Nicht nur, weil er den Planeten, unsere Erde unumkehrbar verändert, sondern, weil er dadurch eine direkte Bedrohung für eben jene Zivilisation darstellt.
Welche Ausmaße diese Bedrohung wirklich annehmen kann, können wir heute noch nur erahnen. Wirklich erleben werden wir sie erst, wenn es vermutlich schon zu spät ist. Allgemein erleben wir einige Auswirkungen des anormalen Klimawandels schon heute, aber begreifen sie oftmals noch nicht als das, was sie wirklich sind. Ein warnender Hinweis und teilweise schon jetzt endgültige Tatsache.

In jedem Falle müssen wir, auch als Einzelpersonen schauen und überlegen, was wir dennoch tun können oder ob wir überhaupt was tun können, um die Lage nicht noch weiter zu verschlimmern, die Auswirkungen des anormalen Klimawandels also einzudämmen.
Solchen Überlegungen muss zuallererst die Frage voraus gehen, was den anormalen Klimawandel begünstigt, im weitesten Sinne also, wie und wodurch es der Mensch überhaupt schaffte und noch schafft das Klima in einem solchem Ausmaß negativ zu beeinflussen.
Insofern wir nicht in wenigen Jahren „Star Trek“-ähnliche Technologien (wie Terraforming oder Synthetisieren von Materie) entwickeln und auch tatsächlich etablieren, folgt daraus die für den Zweck der Eindämmung direkt relevante Frage, was wir an schon Bestehendem verändern müssen.

Nach heutigem Kenntnisstand ist bekannt, dass der Grund und die Begünstigung des anormalen Klimawandels massive Emissionen von Treibhausgasen sind. Jedoch nicht natürliche Emissionen von Treibhausgasen, sondern jene, verursacht „durch menschliche Tätigkeiten“, allen voran solche mit verursachender Kohlenstoffdioxydemission [1]. Folglich müssen die Emissionen von Treibhausgasen gesenkt werden, da diese direkt den anormalen Klimawandel begründen, ihn aber auch begünstigen, also verstärken, und diese Verstärkung muss eingedämmt werden.

Um solche Emissionen von Treibhausgasen zum Zweck der Eindämmung effektiv zu senken, muss zunächst festgestellt werden, wo sie denn im erheblichen Maße verursacht werden. Dies sind allen voran die Sektoren der Energiewirtschaft in Bezug auf nichterneuerbaren Energien, sowie die Wärmeerzeugung und damit einhergehend auch die Betreibung von Gebäuden (ob privater oder gewerblicher Nutzung), die Landwirtschaft, die Industrie und der Verkehr, insbesondere der Individualverkehr [2][3].

Das Senken der Treibhausgasemissionen durch allgemeine Beschränkung dieser Sektoren führt aber nicht zu einer befriedigenden Lösung des Problems um den anormalen Klimawandeln. Vielmehr muss zunächst dargestellt werden, was der Nutzen, mithin die Existenzberechtigung eben jener Sektoren ist. Schaut man sich in diesem Sinne den Individualverkehr, die Gebäudewirtschaft, die Landwirtschaft und die (produzierende) Industrie an, so fällt auf, dass ihr Nutzen so gestaltet ist, dass er ein Nutzen für die Allgemeinheit ist, also abstrakt gesehen, jedem potenziell zur Verfügung stehen soll. Sein es nun Autos, eine Wohnung, Nahrung oder weitere Produkte wie elektronische Alltagsgeräte, Kleidung und Hygieneartikel. All diesen ist weiter eines gemein, nämlich dass sie Konsumgüter sind. Sie werden von Menschen gebraucht und auch verbraucht, benötigt und gewollt.
All diese Sektoren, welche mit die höchsten Treibhausgasemissionen verursachen, haben also eine grundlegende Gemeinsamkeit: Ihr Nutzen liegt darin, dass sie Konsumgüter für Menschen, also die Allgemeinheit bereitstellen sollen. Und dies ist auch gleichzeitig ihre Existenzberechtigung.

“Der Konsum ist der einzige Sinn und Zweck der Produktion […].”
– Adam Smith, Ökonom und Philosoph [4]

Eine allgemeine Beschränkung dieser Sektoren bedeutet also eine Beschneidung ihres Nutzens und damit eine Reduzierung der Konsumgüter, unabhängig davon, ob diese benötigt – im Sinne, dass sie Grundbedürfnisse zum Zweck der Lebenserhaltung befriedigen oder grundlegende Anforderungen zum Zweck der Lebensbewältigungerfüllen – oder nur gewollt – im Sinne, dass sie individuelle Bedürfnisse auch zum Zweck der Lebenserhaltung befriedigen oder individuelle Anforderungen auch zum Zweck der Lebensbewältigung erfüllen – werden.

So sind Konsumgüter der Grundbedürfnisse für die Erhaltung der Lebendigkeit etwa Nahrung und Medikamente, der grundlegenden Anforderungen an die Bewältigung des Lebensalltages zum Beispiel Transportmittel und Werkzeuge. Konsumgüter der individuellen Bedürfnisse können bestimmte Nahrungsmittel und Medikamente sein, der individuellen Anforderungen etwa spezifische Transportmittel oder Werkzeuge.

Daraus ergeben sich zunächst Konsumgüter zwei verschiedener Klassen, welche diese Bedürfnisse befriedigen und die Anforderungen erfüllen. Grundkonsumgüter (Konsumgüter erster Klasse) und individuell-gestaltete Konsumgüter (Konsumgüter zweiter Klasse). Der Unterschied zwischen beiden besteht nun, abgeleitet daraus, wie sie befriedigen und erfüllen und somit ihren Zweck erreichen, darin, dass Konsumgüter erster Klasse essentiell sind, da sie Grundbedürfnisse befriedigen und grundlegende Anforderungen erfüllen, dagegen Konsumgüter zweiter Klasse hinreichend sind, da sie individuelle Bedürfnisse befriedigen und individuelle Anforderungen erfüllen. Ohne erstere, also beispielsweise ohne Nahrung oder ohne Transportmittel (in der heutigen Zeit), wäre keine Lebenserhaltung oder (nur eingeschränkte) Lebensbewältigung möglich. Ohne individuell-gestaltete Konsumgüter wäre zwar die Lebenserhaltung oder -bewältigung möglich, aber es gäbe keine Auswahl, womit diese ebenfalls, aber individuell angepasst und wenn möglich effektiver erreicht werden können.

Eine Beschränkung der treibhausgasemissionsstarken Sektoren zum Nachteil der Konsumgüter erster und zweiter Klasse scheint also insofern nicht gerechtfertigt, da in Bezug auf erstere die Lebenserhaltung und Lebensbewältigung der Menschen grundlegend in Gefahr wäre, in Bezug auf die Konsumgüter zweiter Klasse wäre die Qualität eben jener in Gefahr, mithin die Individualisierung notwendiger Konsumgüter, angepasst auf sich individuell unterscheidende Bedürfnisse und Anforderung der Menschen.

Klar ist jedoch, dass diese Sektoren (wie Landwirtschaft, Industrie, Gebäudewirtschaft, Individualverkehr) zum Zweck der Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen beschränkt werden müssen, um das Ziel der Eindämmung der Auswirkungen des anormalen Klimawandels mit zu erreichen.

Betrachtet man nun diese zwei Klassen an Konsumgütern und versucht, sie in der Lebensrealität zu identifizieren, so fällt auf, dass es noch eine dritte Klasse an Konsumgütern geben muss. Denn anscheinend gibt es solche, die für den Zweck der Lebenserhaltung oder der Lebensbewältigung kontraproduktiv oder ineffektiv sind. Sie sind ungeeignete Konsumgüter (Konsumgüter dritter Klasse). Das können zum Beispiel Nahrungsmittel sein, die zwar sättigen, also ein Grundbedürfnis und durch ihren Geschmack auch noch ein individuelles Bedürfnis stillen, sind aber auf Dauer schädlich für die Gesundheit und gefährden damit den Zweck von Nahrung, nämlich die Lebenserhaltung, womit sie für diesen Zweck ungeeignet sind.
In Bezug auf die Lebensbewältigung gestaltet sich diese Betrachtung etwas schwieriger. Dort muss ein Konsumgut dritter Klasse insofern ungeeignet für diesen Zweck sein, dass es nicht das geeignetste ist, um diesen Zweck zu erreichen. Es mag zwar den Zweck der Lebensbewältigung erfüllen, jedoch in einer solchen Art und Weise, die im Vergleich zu einem Konsumgut zweiter Klasse ineffektiv ist. Wenn jemand beispielsweise an einer vielbefahrenen Straße mit Staugefahr wohnt, sein Arbeitsplatz aber nur ein Kilometer entfernt ist, dann wäre ein Auto ein ungeeignetes Transportmittel, also ein Konsumgut dritter Klasse, da dessen Benutzung zur Lebensbewältigung mit mehr Aufwand verbunden ist als beispielsweise ein Fahrrad, und somit seine Benutzung im Vergleich eine ineffektivere Art und Weise ist, die Anforderung der Bewältigung des Arbeitsweges zu erfüllen.

Besonders Konsumgüter dritter Klasse scheinen also solche zu sein, deren Reduzierung im Fokus der Beschränkungen der Sektoren stehen muss, damit sie für Mensch und Klima von Vorteil ist. Denn rational gesehen generiert der Verzicht auf Konsumgüter dritter Klasse einen Vorteil für Menschen, da solche Konsumgüter ihrer Beschaffenheit nach nachteilig sind.

Aber nicht nur der Verzicht der Menschen auf solche Konsumgüter muss betrachtet werden, sondern auch die Produktion solcher Konsumgüter seitens jener, welche diese zur Verfügung stellen. Denn die Produktion ermöglicht erst den Konsum, das Konsumverhalten erfordert jedoch die Produktion. Produktion und Konsumverhalten beeinflussen sich also gegenseitig.

Letzten Endes muss aber auch im Einzelfall des möglichen Verzichtes geschaut werden, welche Güter die Eigenschaften von Konsumgütern dritter Klasse besitzen, um sie im Kontext des anormalen Klimawandels entsprechend zu handhaben.
Es bedarf also einer kritischen Betrachtung unseres Konsumverhaltens, nicht um nur zu verzichten, sondern um das aus unserem Leben zu entfernen oder es wenigstens zu reduzieren, was tatsächlich für uns selbst und auch für das Klima und unsere Umwelt nachteilig ist.

Und das ist jenes, was jeder dennoch und überhaupt tun kann.


Quellen und Verweise:

Ursachen des Klimawandels - Klimapolitik - European Commission
Ursachen des Klimawandels
[1]
Die Top 5 der CO2-Verursacher Deutschlands | MDR.DE
Immer mehr Menschen fragen sich: Was können sie gegen die Klimakrise tun? Dabei sind Privathaushalte nicht die größten CO2-Verursacher. Aber wer denn dann? MDR Wissen zeigt die Top 5 der Klimagas-Produzenten.
[2]
Klimabilanz 2018: 4,5 Prozent weniger Treibhausgasemissionen
Umweltbundesamt legt erste detaillierte Schätzung vor.
[3]

[4] Adam Smith (1776): Der Wohlstand der Nation
Zur Vertiefung:

Verbraucher - Es war einmal kein König
“Der Konsument ist heute der Spielmacher, er hat so viel Macht wie noch nie!” So schwärmt Marketingexperte Hennig-Thurau von der neuen Macht der Konsumenten. Doch was ist wirklich dran an dieser These?

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