Wir haben es erneut erlebt. Tax the Rich, das Signal das Samstag aus London in die Welt gesendet wurde und die "Big-Techs" zum zittern brachte. Nur frage ich mich viel zu oft, wann wir auf die Stopp-Taste drücken. Zwischen all den Konsum, Daten, Müll und dem ständigen Blick aufs Handy vergessen wir, dass es mehr braucht als Impulse und eine Ticker Meldung.
Wir leben in Zeiten der Veränderung. Klimawandel, Pandemie und eine Bundestagswahl die noch ihre Gewinnerin sucht. Letztes Wochenende habe ich mich durch einen Teil der Wahlprogramme und Versprechen gelesen die uns ab September womöglich erwarten. Aber zwischen dem Chor aus Reformen und Versprechen, die sich jeden Tag verändern, lassen sich keine Tendenzen hin zu einem System finden, welches dem Menschen dient und ihnen nicht im ständigen Konsumdrang das Goldene vom Himmel verspricht, um morgens aufzuwachen und zu merken, dass man doch irgendwie machtlos und gefangen ist.
Dies soll keine Hommage an den Sozialismus oder andere Ideologien sein, vielmehr eine kleine Abrechnung mit der Ideologie die sich seit 20 Jahren durch meinen Kopf geschlungen hat und ich mich irgendwann, wie viele von uns, im Dschungel verlaufen habe. Denn Kapitalismus, unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten, Aufstiegversprechen mit denen wir uns die Welt schönreden und einem Konsumdrang der uns von all den Problemen ablenkt die nur jenseits unserer nationalen Grenzen zum Vorschein kommen. All diese Dinge zusammen können nicht parrallel koexistieren. Was wir brauchen ist die Idee von einem Konzept für unsere Welt das nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf eine Art "Lebensmaximierung".
Was ich mir darunter vorstelle?
Zunächst eine Welt in dem wir Menschen das "miteinander-leben" neu definieren und nicht mit dem ständigen Blick auf das Handy kommunizieren. In der wir unsere Ressourcen effizient und Ökologisch einsetzen und maximieren, mit bedacht auf das Wohl aller Lebewesen und nicht nur der Spezies Mensch. Eine Welt, in der wir miteinander ins Gespräch kommen, uns nicht von Großen Konzernen regieren lassen, das (selbst)Denken erlernen und den Blick auf das Wesentliche richten: Verwirklichung seiner Selbst. Oder, um es mit den Worten Hannah Arendts zu sagen:
"Es gibt keine gefährlichen Gedanken; Das Denken an sich, ist gefährlich."
Eine Welt die den Menschen und seine Umwelt an sich in den Lebensmittelpunkt stellt und nicht Profit und davon geleitete Interessen scheint schwer vorstellbar, ist aber tatsächlich keine Utopie. Zahlreiche Bücher über "Degrowth"; "Green Economy" ; "Green New Deal" oder "Steady State Economy" wurden schon verfasst und der grundlegende Ethos ist: Weg mit dem Status-quo und Teilen des Systems.Denn dies hindert uns daran, das wertvollste was wir besitzen, unseren Planeten, zu schützen (naja, man müsste mittlerweile leider schon von "retten" sprechen). Also regulieren, was Deregulierbar scheint. Angefangen beim Finanzmarkt, der drastisch umgestaltet werden muss und damit verbunden den Zentralbanken wieder eine Höhere Stellung einräumen. Denn Finanzen und Gewinne sind das was die Korken bei den Anlegern und Investoren knallen lässt. Weiter zu einer Wirtschaftsweise, die nicht in Müllbergen auf Slums weiter süd-östlich von Europa versinkt und in denen Menschen nicht als Teil des Zahnrades unseres Konsums ausgebeutet, und mit dem Abfallprodukten massenhaft beschenkt werden. Außerdem, einer Nachhaltigen Wirtschaftsweise die es uns erlaubt zu recyceln und nicht Dinge direkt auf den Müllberg verschwinden zu lassen. Weiter mit einer abgebremsten Globalisierung, indem wir Produktionen lokalisieren und nicht auslagern und Dinge des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittel auf heimischen Feldern oder in vertical Gardens anbauen.
Es scheint machbar, wir müssen nur die Stopp Taste drücken und damit anfangen dieses Blauen Planeten in einen Lebensraum voller Visionen, Ideen, Gedanken und Innovationen zu transformieren. Kleine Ticker Meldungen mögen zwar ein Anfang sein, wirken aber häufig nicht als Gegengift auf die negativen Auswirkungen des ungebremsten Kapitalismus.
"Once we have replaced the basic premise of “more is better” with the much sounder axiom that “enough
is best,” the social and technical problems of moving to a steady state become solvable, perhaps even trivial."
Herman Daly
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