Ich fühle mich heimatlos, orientierungslos und verloren. Fühle mich wie eine Reisende ohne Ziel. "Dieses Wochenende fahre ich nach Hause, in meine Heimat." Häufig höre ich diesen Satz in der Uni. Dann stehen sie in Scharen am Wochenende am Hauptbahnhof und fahren in ihre Heimat. Ich wüsste nicht mal wo mein Ticket hingehen sollte. Aber was bedeutet Heimat?
Der Duden definiert Heimat als "Land, Landesteil oder Ort, in dem man (geboren und) aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend)".
Was bedeutet es, sich zu Hause zu fühlen? Als Student wechselt man ständig seine Wohnung - neues Zimmer, neue WG. Wie kann man sich zu Hause fühlen, wenn man nirgendwo richtig ankommen kann? Früher wurden die Studenten belächelt, die am Wochenende oft nach Hause fahren. Heute weiß ich nicht, ob sie es nicht besser haben.
Habe ich so einen Ort?
Ich bin in München geboren, aber im Ausland aufgewachsen. Bis ich 12 war, verbrachte ich meine Zeit in München und war der festen Überzeugung, dass ich deutsch bin. Das ist meine Heimat. München ist meine Heimat. Ich habe mich dort zu Hause gefühlt - jede Ecke, jeden Winkel meines Viertels gekannt. Meine Eltern wanderten nach Spanien aus. Plötzlich hatte ich eine neue Heimat. Dennoch war für mich München immer noch meine Heimat, weil ich dort aufgewachsen bin. Nach zehn Jahren kam ich zurück und ich fühlte mich fremd. Ich fühlte mich in meiner eigenen Heimat fremd. Alles war anders. Alles hatte sich verändert. Zwischenzeitlich war ich immer mal wieder im Urlaub in München, dennoch schien die Veränderung jetzt erst aufzufallen. Meine vermeintliche neue Heimat, Spanien, war nicht mein zu Hause. In einem Land in dem man nicht aufgewachsen ist, ist man immer ein Fremder. Denn dort war ich mehr Ausländerin als Spanierin. Ich kenne mich dort sehr gut aus, habe viele Freunde dort, aber es fühlt sich nicht wie meine Heimat, mein zu Hause an. So fühlte ich mich in den ersten Monaten in Deutschland, in dem Land, in dem ich aufgewachsen war, heimatlos und verloren. Man hat das Gefühl man schwebt in einem luftleeren Raum und kann sich nirgendwo festhalten.
Brauche ich eine Heimat?
Das Gefühl der Heimatlosigkeit ist erdrückend. Man gehört überall dazu und irgendwie doch nicht. Nach monatelanger Suche einer Heimat habe ich sie gefunden. Heimat ist für mich kein Ort, Heimat ist für mich meine Familie, meine Freunde. Es gibt keinen Ort auf dieser Welt der meine Heimat ist - vielleicht in Zukunft, aber jetzt noch nicht.
Das Gefühl der Heimatlosigkeit ist erdrückend. Man gehört überall dazu und irgendwie doch nicht.
Ich fühle mich gleichzeitig frei und eingeengt. Frei, weil ich ungebunden bin (jede Stadt kann meine Heimat werden). Und eingeengt, weil ich manchmal orientierungslos bin und gerne einen Ort hätte, eine Heimat. Einen Ort zu haben, an dem man sich zu Hause fühlt, an dem man sich wohl fühlt, ist wichtig. So gerne ich auch reise, man braucht einen Ort, an dem man zurückkommen kann und weiß, dass man sich dort auskennt und sich wohl fühlt. Gerade in Zeiten der Unverbindlichkeit und der Schnelligkeit unseres Alltags ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und sich zu fragen:
Was bedeutet Heimat für mich?