Als wirksam werden Therapien und Mittel bezeichnet, für die der Nachweis einer spezifischen bzw. kausalen Wirkung erbracht werden kann. Dieser Nachweis gilt als erbracht, wenn eine Wirksamkeit über der Placebowirkung nachweisbar ist. Dieser Nachweis ist jedoch nicht so einfach, wie es scheint. Es hat sehr lange gedauert, bis man die zahlreichen Faktoren erkannte, die eine objektive Beurteilung der Wirksamkeit behindern.
Es hat sich gezeigt, dass eine offenkundig eindeutige Beobachtung oder Wahrnehmung, sei es an sich selbst oder anderen, durchaus zu grob falschen Schlüssen führen kann. Im Kern geht es darum, dass wir grundsätzlich jede Abfolge von Ereignissen bzw. Beobachtungen kausal verknüpfen. Verknüpft werden kann aber nur das Offensichtliche, das uns in irgendeiner Art und Weise beindruckt. Vorrangig für unser Urteil ist was wir selbst unmittelbar persönlich sehen und spüren. Hier wird über die Kausalität spontan und fix entschieden. Es ist auch klar, dass es auch sehr von der Person dessen Bildung, Ausbildung und Erfahrung abhängt, welche diesbezüglichen Faktoren bekannt sind. Und nur Bekanntes kann beeindrucken und damit in Kalkül gezogen werden. Was als kausale Ursache einer Beobachtung angenommen oder empfunden wird, ist so gesehen sehr relativ.
Nun aber können gerade in der Medizin viele Faktoren zu einer Heilung beitragen, die teils nicht bekannt sind, nicht immer offensichtlich sind, nur manchmal zum Tragen kommen und dergleichen mehr. Wie sich nun eine Krankheit entwickeln wird, wann und in welchem Umfang es von selbst oder durch Intervention zu einer mehr oder weniger raschen Heilung kommen wird, ist daher nicht exakt vorhersehbar. Der Heilungsverlauf ist nicht genau vorhersehbar und kann nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit beurteilt werden. Der Bogen reicht von sehr sicheren Prognosen für ein vollständiges Ausheilen bis hin zu einer Prognose, nach der eine Heilung erfahrungsgemäß nicht mehr zu erwarten ist.
Wenn nun beispielsweise ein „Therapeut“ behauptet, durch Tragen eines speziellen chemisch und physikalischen vollkommen inerten Plastikanhängers um den Hals herum Depressionen heilen zu können, so scheint es eindeutig zu sein, dass diese Methode nicht wirksam sein kann. Wie sollte das auch möglich sein, wenn nach allen uns zur Verfügung stehenden Erkenntnissen, und das sind ja nicht wenige, dieses Stückchen Plastik nichts enthält, nichts abgibt oder ausstrahlt, das mit dem Organismus des Trägers in irgend einer Art und Weise in Wechselwirkung treten kann. Und wie soll ohne chemisch-physikalische Wechselwirkung irgendein Effekt zustande kommen?
Dennoch wird es aber so sein, dass es immer einige Behandelte geben wird, die absolut überzeugt sind, dass ihnen genau diese Behandlung sehr geholfen hat. Diese werden das nicht nur berichten, sondern es entspricht auch den Tatsachen. Das heißt im Rahmen einer Wirksamkeitsuntersuchung ist feststellbar, dass es tatsächlich bei einer bestimmten Anzahl von Personen zur Besserung kommt. Aber was hat geholfen? Wie soll man sich diese Hilfe erklären?
Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten diesen Umstand zu erklären. Die konventionelle Medizin wird anführen, dass hier eine Placebowirkung vorliegt und auch Depressionen von selbst und auch noch durch viele andere Umstände heilen oder wieder vergehen können. Faktum ist, dass in unserem Fall ein Teil der Erkrankten mit Amulett gesundet.
Es ist ganz egal, mit welcher an sich harmlosen Prozedur oder welchem völlig wirkungslosen Mittel behandelt wird, es gibt immer je nach Krankheit eine gewisse Erfolgsrate. Diese Erfolgsrate kann je nach Umständen und Krankheit mehr oder weniger groß sein. Zur Erzielung dieser Rate ist es aber egal, welche unwirksame Prozedur stattfindet.
Wichtig ist, dass die Methode oder das Mittel ein anerkannt positives Image bei den Behandelten haben. Andernfalls könnte auch der gegenteilige Effekt auftreten und die Beschwerden nehmen zu. Erst dann, wenn der Erfolg eines Mittels oder einer Methode über dieser immer zu erwartenden Erfolgsrate der Placebowirkung liegt, kann von einer spezifischen bzw. kausalen Wirksamkeit ausgegangen werden.
Die Anhänger dieses Therapeuten und seines Plastikanhängers jedoch werden diese komplexen Erklärungen nicht gelten lassen. Je nach persönlicher Bildung und Überzeugung wird völlig anders argumentiert werden. Gründe ohne Zahl werden genannt werden, die eine spezifische bzw. kausale Wirkung des Plastikanhängers nahelegen. Es wird versucht der Heilung eine einfache ins jeweilige Weltbild passende Logik zu verpassen.
Das Feindbild dieser einfachen höchst subjektiven ad hoc Kausalisierung ist der Placeboeffekt in allen seinen Facetten. Der Placeboeffekt lässt sich aber nicht mit der einfachen „nachher ist gleich weil“ Logik beobachten. Es bedarf dazu wissenschaftlicher Werkzeuge. Unser Empfinden ist trainiert, eine einfache und direkte Beziehung zwischen Ursache-Wirkung zu sehen, auch dann wenn es keine unmittelbar fassbare Ursache vorhanden ist. Der Placeboeffekt im weitesten Sinn und mit ihm verbunden die Selbstheilung sind das Resultat von vielen möglichen Einflüssen, aber er kann nicht auf einer kausalen Wechselwirkung des Placebos beruhen.
Nun gibt es schon seit jeher Amulette, die durch Zauberei oder hilfreiche Geister wirken sollen. Geister und Zauberei haben den Vorteil, dass nicht mühsam eine naturwissenschaftliche Kausalität zusammen konstruiert werden muss. Aller Aufklärung zum Trotz wird heute wieder mit Geistern und Dämonen argumentiert. Es wird schlicht wieder wie in alten Zeiten an die Wirksamkeit jenseitiger und übersinnlicher Wesen und Kräfte geglaubt. Dafür steht ein breites Spektrum von religiösen und parareligiösen Überzeugen zur Verfügung und das ist wirklich nicht zu übersehen. Wenn jemand z.B. an die Wirkung einer Phantasiegöttin oder eines Fantasyengel mit dem soeben erfundenen Namen Astralixa glaubt, dann ist es mit Aufklärung vorbei.
Für die weniger spirituell veranlagten Anhänger, darf es aber kein Amulett im klassischen Sinn sein. Und es ist keine Frage, dass die Erklärungen irgendwie in unser heutiges in unseren Breiten vorherrschendes von Naturwissenschaft und Aufklärung geprägtes Weltbild passen müssen. Also werden Argumentationen unter Zuhilfenahme der Naturwissenschaft aufgebaut, denn andernfalls würde man Gefahr laufen, für geistergläubig gehalten zu werden. Die Naturwissenschaften und auch die Biologie und die Medizin können das Leben ohne Geister besser denn je erklären. Weil jedoch mit Geistern wissenschaftlich nichts zu erklären ist, wird die Argumentation mit verfälschten wissenschaftlichen Begriffen geführt und damit zwangsläufig pseudowissenschaftlich