Gibt es eine Heilung?

Wenn man von der Selbstheilung des Körpers absieht? Bisher noch nicht. Die, für eine kurze Zeit, als wirkungsvoll angesehenen Kombinationen von Lopinavir/Ritonavir oder hochdosiertem Vitamin-C haben sich beide als falsch herausgestellt. Der Einsatz von Chloroquine ist extrem fragwürdig und beruht auf einer “Studie” welche weniger als 10 Menschen testete und sehr fragwürdige Methoden in der Patientenauswahl nutzte.

In den Medien, und leider auch auf Quora, tauchen immer wieder “sanfte” und “natürliche” Heilmethoden auf, die jeder Grundlage entbehren. Auch wenn es in der Phytomedizin großartige Fortschritte gibt, sind diese fast ausschließlich antibakteriell, also antibiotisch, und nicht antiviral.

Viren sind ein ganz anderes Problem. Sie sind keine eigenständigen Lebewesen, denen man eigenständig den Garaus machen kann, sondern Programme, die sich wie Kuckuckseier in die Zelle einschleichen. Dazu bedienen sie sich der normalen Funktion der Zelle. Um so etwas zu stoppen, müssen wir in die Funktion der Zelle eingreifen und diese sehr wenig sanft behandeln. Deshalb sind antivirale Therapien leider auch immer sehr grob zum Körper. Etwas “sanftes” gibt es hier nicht, und wenn man so etwas liest, dann muss man sehr vorsichtig sein.

Helfen Masken?

Ja und Nein. N95 Masken (oder FFP3 in Deutschland) helfen etwas. Da die Hauptzugänge in den Körper aber die Augen und der Mund sind, sind diese auch nur dann wirkungsvoll, wenn nicht nur die Augen mit einer dicht sitzenden Brille geschützt werden, sondern auch die Maske erst nach Abnahme aller äußeren Kleidung und vollständiger Desinfektion der Hände abgenommen wird.

Papiermasken helfen auch leicht gegen Ansteckung bei kurzem (<10 Minuten) Kontakt, wenn sie (nach dem Reinigen der Hände und vor der Abnahme des Augenschutzes) auch nach jedem Kontakt fachgerecht angelegt und abgenommen werden. Sie helfen bei COVID-19 nur dann, wenn auch Augen und Haare geschützt sind. Besonders Haare haben die schlechte Eigenschaft, dass Viren von dort langsam nach unten, vor die Nase und den Mund rieseln.

Fazit: nicht Infizierte sind durch eine reine Maske nicht geschützt. Aber infizierte Menschen brauchen Masken, da diese eine Atembarriere und Spuckbarriere aufbauen, die ganz aktiv Menschen schützt.

Warum brauchen dann Hospitäler so viele Masken?

COVID-19 stellt, selbst in den ausgelasteten Hospitälern Italiens oder Irans, nur eine kleine Menge an Patienten dar.

Zur Veranschaulichung: in einem großen Schweizer Spital werden am Tag ca. 2000 Menschen ambulant und stationär versorgt. Davon sind etwa 50 COVID-19 Patienten. Auf der Intensivstation liegen 44 Menschen, von diesen sind 4 COVID-19. Diese anderen Menschen haben eine Vielzahl an Erkrankungen, und bei vielen wäre der Kontakt mit der (nicht COVID-19) Ausatemluft einer Pflegekraft oder eines Besuchers schon ein Problem. Deshalb tragen wir Masken.

Das Horten von Masken durch Gesunde hat aber leider zu einem echten Engpass geführt, welcher primär nicht COVID-19 Patienten belastet, sondern die ca. 30,000 immunkompromittierten und behandlungsabhängigen Menschen in Deutschland allein. Nicht zu erwähnen, operativ behandelte Patienten, die sich etwas Besseres vorstellen können als Keime und Spucke des operierenden Arztes in der Wunde zu haben.

Aber es gibt eine Studie in einem Bus

Die “Studie” wurde zurückgezogen. Sie wurde ursprünglich in einem Staatsorgan Chinas, der Southern Chinese Morning Post, veröffentlicht, also nicht in einem medizinischen oder fachwissenschaftlichen Journal. Sie hat einige Lücken, die schnell offensichtlich wurden: die Menschen direkt neben der infizierten Person waren nicht infiziert, was eigentlich einer Luftübertragung widerspricht. Viel mehr (wurde in der “Studie” verschwiegen) waren alle Infizierten nach der infizierten Person eingestiegen, was nahelegt, dass Kontaktinfektion mit einer Stange oder Sitz stattfand.

Aber es gibt eine Studie, die zeigt, dass das Virus für mehr als 3 Stunden in einem Aerosol überlebt.

Das ist richtig. Die Studie wollte etablieren, wie lange das Virus auf verschiedenen Oberflächen überlebt. Dazu muss eine “Kontrolle” etabliert werden. Diese Kontrolle ist das Aerosol, bei dem das Virus künstlich in der Luft gehalten wird um eben Oberflächenkontakt zu vermeiden.

In der “realen” Welt, existiert das Virus in Tropfen. Diese fallen in wenigen Sekunden (weniger als 2), Gravitation sei Dank. Die 1.5m Abstand sind da wichtig, und noch viel wichtiger sind Handhygiene und Kontakthygiene.

Gibt es Real World Studien?

Ja, absolut, auch wenn diese Studien immer noch sehr klein sind. Eine Studie vom 4. März zeigt, dass in einer klinischen Umgebung Luftproben keine Spuren des Virus zeigten, aber Lüftungen und Oberflächen waren schwer verschmutzt.

Eine weitere Studie zeigt, dass in Krankenhäusern die Luftkonzentration des Virus nur dort, wo medizinische Arbeiten an den Atemwegen der Patienten vorgenommen wurden, signifikant war. Für Mediziner ist das besorgniserregend, aber für den Einkauf oder den Behördengang nicht.

Helfen selbstgemachte Stoffmasken gegen Ansteckung?

Leider nein. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt, dass Stoffmasken mit 95% Durchlässigkeit von Partikeln beim Einatmen (“inspiratorisch”) und 68% beim Ausatmen (“exspiratorisch”) noch weniger sicher sind als Papiermasken in medizinischer Ausführung (56% inspiratorisch und 44% expiratorisch)

Sie können auf jeden Fall, für kurze Zeit, als Schutz gegen Spucke eingesetzt werden. Klinisch sind sie aber leider keine echte Hilfe.

Helfen Sauna, ein heißer Föhn in die Nasenlöcher, oder Inhalation von heißen Dämpfen?

Nein, natürlich nicht. Die Hülle des Virus besteht aus den selben Bausteinen (Eiweißen), aus denen auch die Nase, die Bronchien, und die Lunge bestehen. Um es zu zerstören müssten Temperaturen angewendet werden, die auch den Wirt schaden. Und zwar ziemlich schlimm (man nennt das auch "Verbrennung").

Hilft Vitamin-B3 oder Vitamin-C

Vitamin-B3 ist ein Signalstoff für den Kalziumstoffwechsel und hat mit der Lunge nicht viel zu tun. Vitamin-C wird in Mengen über der benötigten Menge einfach ausgeschieden. In beiden Fällen gibt es keine Studie, die irgend eine Wirkung zeigt. Siehe auch oben, wenn es um die Wirkweise von antiviralen Medikamenten geht..

Aber aus China kam eine Studie…

Mit “Studien” haben diese Veröffentlichungen im Allgemeinen nur den Aufbau gemein. Studien werden zu Studien, wenn die Anzahl der studierten Effekte eine statistisch relevante Menge erreicht, für andere Faktoren kontrolliert wird, und die Publikation in einem renommierten Journal vorgenommen wurde. Dazu werden Studien auch immer von Experten (“Peers” also) gegengelesen, das “Peer Review”.

Viele Studien zu COVID-19 sind im Augenblick nichts davon. Schnell geschrieben, mit der heißen Nadel gestrickt, und dann lokal publiziert, ohne Peer Review. Sie sind selten signifikant, haben also eine nicht statistische Mengen an Probanden.

Ok, aber in China hat’s doch geklappt…

Das wissen wir nicht, da wir keine Einsicht in die chinesischen Verfahren haben. Wir sind auf Aussagen angewiesen, und Aussagen sind nett aber eben nicht wissenschaftlich.

Es kristallisiert sich aber leider mehr und mehr heraus, dass Ärzte in China, einem Land mit eher laxen Patientenrechten, viele Patienten mit einer Vielzahl an gleichzeitigen experimentellen Behandlungen behandelten. Das macht eine klare Aussage zur Wirksamkeit, da es auch kaum “Kontrollgruppen” gab die gleichermaßen betroffen aber nicht behandelt wurden, sehr schwer.

Das Problem hier ist, wie schon oben beschrieben, dass alles was gegen Viren hilft auch ganz extreme unerwünschte Wirkungen hat. Lopinavir/Ritonavir zum Beispiel kann in Menschen zu Leberversagen, Nierenversagen, Kammerflimmern, und sehr oft zur Frühdemenz führen. Bei einer Person, welche an HIV erkrankt ist, ist die Wahl zwischen einer 5% Chance auf Nierenversagen oder 100% Chance auf AIDS und die hohe Chance der Weitergabe des Virus recht einfach. Wenn es aber nicht klar ist, ob so etwas überhaupt wirkt, dann ist es schwer sträflich es an Menschen einzusetzen, die gerade wirklich nicht klar denken können. Und wenn sich wie bei Lopinavir/Ritonavir herausstellt, dass es nicht funktioniert, dann haben wir Menschen schwer geschädigt, in Gefahr gebracht oder im schlimmsten Fall getötet.

So etwas machen wir nicht. Wir experimentieren nicht an Patienten. Dafür gibt es Ethikkommissionen, moralische Grundlagen, und Gesetze. Der Versuch eine empfundene oder reelle Bedrohung zur Aufweichung dieser ethischen und moralischen Grundlagen zu nehmen, ist gefährliches Eis und wird von einem ernst zu nehmenden Arzt oder Wissenschaftler nicht gemacht.


Dieser Beitrag ist zuerst auf Quora als Antwort auf die Frage "Was sind ein paar Fakten zum Schutz vor und den Heilversprechen gegen COVID-19?" erschienen.