„Die drei ???“ begeistern sowohl Kinder als auch Erwachsene. Ob Buchreihe, Hörspiel, Graphic Novel oder Live-Event: Nie war die Begeisterung für die drei Nachwuchsdetektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews größer. Dass der Autor, dessen kreativem Geist Fans die meisten Folgen zu verdanken haben, ein waschechter Osnabrücker ist, dürfte relativ unbekannt sein: André Marx bringt es auf 33 reguläre Geschichten und 4 Sonderbände rund um das Trio.
Herr Marx, wie sind Sie Autor für Die drei ??? geworden?
André Marx: Schon als Kind war ich Fan und habe dann während des Studiums geschaut, ob es die Reihe noch gibt. Ich entdeckte, dass eine deutsche Autorin Geschichten für die Reihe schrieb, was mich wunderte. Denn vormals gab es nur amerikanische Autoren. Also habe ich beim Verlag nachgefragt. Ich dachte mir: Was die kann, kann ich auch. Dann habe ich einfach aus Spaß ein Manuskript geschrieben. Und das wurde tatsächlich vom Verlag angenommen! Ich wurde der erste Autor des Die-drei-???-Autorenteams.
Was bedeutete das für Ihr Studium?
A.M.: Ich musste mich entscheiden, ob ich das Studium fortführen wollte oder nicht. Ich habe mich gegen das Studium und für das Schreiben entschieden.
Aktuell schreiben sieben Autoren an den Buchmanuskripten. Wie genau muss man sich den Ablauf hier vorstellen?
A.M.: Es gibt sieben Neuerscheinungen pro Jahr. Hinzu kommen Sonderprojekte. Bei der Gestaltung der Szenarien haben wir relativ freien Spielraum. Man muss aber auch immer im Blick haben, dass die Serie als Gesamtwerk wirken muss. Hier ist ein gutes Lektorat gefragt. Da muss jemand die Zügel in der Hand halten. Von jedem Manuskript wird eine Zusammenfassung rumgeschickt, um spezifische Dopplungen zu vermeiden.
Wie entwickeln Sie Ihre Geschichten?
A.M.: Gute Ideen kommen mir spontan. Ich schreibe mir dann alles auf. Oft handelt es sich um einen jahrelangen Prozess, bis eine Geschichte reift. Es ist sehr viel Arbeit, eine Geschichte zu entdecken.
Wo liegt die größte Herausforderung?
A.M.: Ich habe selbst schon so viele Bücher geschrieben, dass neue Ideen schwieriger zu fassen sind. Auch, weil sich die Serie durch die Kollegen weiterentwickelt.
Die Buchvorlagen werden für die Hörspiel-Fassungen zusammengekürzt. Wie weit haben Sie als Autor hier Einfluss auf die Umsetzung?
A.M.: Wer die Geschichten adaptiert, lag und liegt nicht in meiner Hand. Aber das passt so für mich: Ich bin zu nah dran, um die Geschichten einzudampfen.
Stört es Sie, dass Sie als kreativer Kopf hinter der eigentlichen Geschichte im Kontext Hörspiel kaum wahrgenommen werden?
A.M.: Nein, das hat jeder selbst in der Hand. Die Sprecher [Anm. d. Red.: Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich] waren früher auch nur Namen in der Kassettenhülle. Das hat sich inzwischen durch die Live-Auftritte geändert. Das ist wie bei Filmen: Jeder kennt die Schauspieler, aber niemand den Drehbuchautor.
Wer ist Ihr größter Kritiker?
A.M.: Ich selbst und eine Handvoll Hardcore-Fans. Ich bin sehr kritisch, was häufig ein Problem darstellt: Ich stecke viel Zeit in meine Skripte und fange bei Seite 100 häufig von vorne an. Ich wünschte, ich könnte da lockerer sein, einfach mal etwas stehen lassen. Die Fans wiederum schauen sehr genau hin. Es gibt eine kleine Gruppe mit Fachwissen, das meines weit übersteigt.
Haben Sie eine Lieblingsfolge?
A.M.: Der Fluch des Rubins. Die mochte ich so sehr, dass ich mit Folge 200 eine Nachfolgerin geschrieben habe.
Sie haben neben den drei ??? ja auch für weitere Kinderbuchreihen geschrieben. Könnten Sie sich vorstellen, das Genre irgendwann zu wechseln?
A.M.: Grundsätzlich ja. Ich bin jedoch auch dabeigeblieben, weil es mir als Freiberufler Sicherheit gibt. Denn ich weiß, dass der Verlag auf das nächste Manuskript wartet. Aber vielleicht sind die Die drei ??? auch einfach mein Lebenswerk.
Was würden Sie angehenden Autoren raten?
A.M.: Mit Sicherheit kann ich sagen: Wer es nicht versucht, wird auch nichts veröffentlichen. Viele recherchieren erst nach Möglichkeiten zur Veröffentlichung, bevor sie den ersten Satz schreiben. Davon halte ich nichts. Wer ein inneres Bedürfnis zu schreiben hat, soll das machen. Und dann erstmal 2.000 bis 3.000 Seiten schreiben, bevor man es irgendjemandem in die Hände drückt.
Wissen Kompakt: Die drei ???
1964 startete die Kinder- und Jugendbuchreihe „The three investigators“ unter der Schirmherrschaft von Alfred Hitchcock. In Deutschland erschien 1968 die erste deutsche Ausgabe unter dem Titel „Die drei ??? und das Gespensterschloß“ – eine Übersetzung des Originals – im KOSMOS Verlag. Heute gelten „Die drei ???“ mit rund 17,5 Millionen verkauften Büchern (Quelle: KOSMOS Verlag) als älteste und erfolgreichste Jugendkrimireihe im deutschsprachigen Raum.
Info – André Marx
Marx wurde 1973 in Georgsmarienhütte geboren, wuchs dann in Osnabrück auf und studierte an der hiesigen Universität. Mit dem Entschluss hauptberuflicher Autor zu werden, zog es ihn nach Berlin. Seiner Heimat ist er aber immer noch verbunden, nicht zuletzt durch seine Familie. Spuren von Marx‘ Wirken in der Region Osnabrück lassen sich beispielsweise beim Besuch des Dinner-Act-Theaters finden, für das er das Krimidinner „Krimi à la carte“ verfasste.
Die ersten Berührungen mit den drei Detektiven hatte er als Sechsjähriger durch seinen älteren Bruder. Seit 1997 schreibt Marx für die Reihe „Die drei ???“. Seine Bücher wurden allesamt als Hörspiel vertont. Auch die Jubiläumsfolgen stammen von ihm. Darunter Folge 200 – „Feuriges Auge“ –, die 2019 erschien.
Erstveröffentlichung im Magazin "Osnabrücker Wissen" - Ausgabe 26, Dez. 2019 Inzwischen wurde das Magazin eingestellt, daher wird das Interview hier für alle Interessierten zugänglich gemacht.
(c) Bildmaterial: KOSMOS Verlag (Titelbild - Foto Frankfurter Buchmesse 2019, Präsentation 200. Ausgabe Die drei ???).
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