Glosse zum Weltfrauentag
Weltfrauentag. Super, da gehen die Augen der Marketingkollegen auf – lasst uns doch gleich tolle Angebote machen für „die Frauen“. Vielleicht minus 20% auf Unterwäsche oder ein gratis Blümchen – ist doch nett, oder? Nein, ist es nicht!
Es ist vielleicht – von manchen wirklich – gut gemeint, aber leider dann doch das Gegenteil von gut. Es wäre viel schöner, wenn Frauen das gleiche Gehalt bei gleicher Leistung bekommen würden und wenn man den Blick über die Landesgrenzen hinaus wagt, ist das was frau erblickt schlichtweg ernüchternd. Auch heute dürfen Frauen in vielen Ländern noch nicht wählen und ihre Rechte sind auf öffentlicher, privater und kultureller Ebene stark eingeschränkt. Zur Gender-Pay-Gap-Thematik (so eine schönes Unwort) möchte ich mich an dieser Stelle auch bei der Galileo-Redaktion bedanken, die so schön erklärt hat, warum Frauen in Deutschland ca. 21% weniger verdienen als Männer, das Fazit war: 1. es sind quasi nur 6% - weil Frauen u.a. in Frauenberufen (Sozial- & Kommunikationsbereich wurde genannt) arbeiten und am Ende sind sie ja selbst Schuld, Killerphrase: „Kinderbetreuungszeiten“. Sehr schön, wieder einmal was gelernt. Vielleicht ist das dann doch ein biss´l sehr reduziert und die so genannte Gehaltsschere ein weit aus diffizileres Thema? Aber gut, in der „Sendung-für-die-Maus-für-Erwachsene“ ist das schon ein Fortschritt, sind die Inhalte doch sonst tendenziell auf Product-Placement-Stories für Fleischlaibchen-Hersteller reserviert.
Ich denke, dass in punkto Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann schon vieles weitergegangen ist – zumindest im europäischen Raum. Aber es ist an einem Tag wie heute zu mahnen, dass es noch so viel mehr braucht – vor allem Solidarität von Frauen für Frauen. Stellen wir uns doch einmal vor, frau kommt in ein neues Unternehmen und wir dort von den Frauen mit offenen Armen empfangen, in die innerbetrieblichen Verhältnisse eingeweiht und erhält Support, wo es nur geht. Stellen wir uns vor, dass Männer genauso oft in Karenz gehen wie Frauen und das am Ende vom Tag ebenso viele Kindergärtner gibt wie die – Innen. Das kann natürlich endlos so weiter geführt werden, aber viel „sudern“ hilft auch nix. Die Großen Sachen kann frau selbst nicht ändern, aber in den Kleinen, da kann jede mitwirken. Vor allem mit Verständnis, Verständnis für Frauen, die den Beruf als Hausfrau gewählt haben. Frauen, die keine Kinder möchten und trotzdem keine Karriere wollen. Frauen, die zwei Monate nach der Geburt wieder arbeiten. Achtsamkeit für (alternative) feminine Lebenskonzepte. Und vielleicht ist in 100 Jahren heute der Tag, wo daran erinnert wird, dass es früher viele Unterschiede zwischen Frauen und Männern gab, die durch die „Gemeinsamkeit“ der Frauen verändert wurden. In diesem Sinne: Schönen Weltfrauentag und Solidarity Sisters!
Dieser Artikel ist am 8. März 2020 auf dem Blog von www.jedida.at erschienen.
Foto: Unsplash
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