Als seinerzeit „zusammengefügt wurde, was zusammengehört“, ging man ja noch ganz unschuldig und einfältig vom Volksbegriff aus, also der Vorstellung, dass es ein deutsches Volk gäbe, das man vereinen könne. Was für eine rechtspopulistische Narretei. [Achtung Satire]
Heute wissen wir es besser: Dieser Volksbegriff offenbart völkisches Denken. Was eigentlich nur ein vornehmeres Wort für Rassismus ist. Eine Erkenntnis, die längst nicht mehr nur von feministischen Grünen-Politikerinnen mit Migrationshintergrund vertreten wird, sondern mittlerweile breite Furchen durch das - zugegebener Maßen immer schmaler werdende - politische Spektrum zieht.
Tatsächlich ging es damals natürlich nur darum, diejenigen, die schon länger im Osten lebten, mit denjenigen, die schon länger im Westen lebten, zusammenzupacken. Einfach wegen der räumlichen Nähe, aber auch, um schon mal das Einreißen von Grenzen zu üben. Denn Grenzen sind böse. Grenzen sind rückwärts gewandt. Grenzen sind Abschottung!
Nur schlechte Menschen schotten sich ab. Und schaden dabei vor allem sich selber, entgeht ihnen doch schließlich die grandiose Bereicherung, die permanent auf sie einstürmt. Einstürmen würde, wenn sie könnte. Es regnet quasi Gold, aber Schlechtmenschen spannen den Schutzschirm auf. Die DDR hat uns gezeigt, wie man es richtig macht, strömte doch der Goldregen der westlichen Rentenkassen auf sie hernieder. Alles, was man tun muss, ist Grenzen einreißen, und schon wird uns der Segen des Himmelreiches offenbar.
Und weil unsere Verfassung ebenfalls völkisch ist (da stehen so fiese Dinge drin wie „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“ ), besteht dringender Handlungsbedarf. Deshalb versucht man jetzt nach und nach, sie im Sinne internationaler Vorstellungen (Scheiß doch auf die Demokratie) und einer imaginären politischen Korrektheit auszulegen. Wie überhaupt generell die deutsche Politik. Alles im Sinne der Einheit.
Das alles steckt natürlich noch in den Kinderschuhen, aber Fortschritte und ermutigende Tendenzen sind nicht zu leugnen.
Die großen Koalitionen, wo jeder mal mit jedem rummacht, außer natürlich mit der AfD, weil die ist böse, ist in dieser Hinsicht nur ein schaler Vorgeschmack einer langfristig angestrebten Einheitspartei. Als provisorischen ersten Schritt hat man immerhin schon mal die „alternativlose“ Einheitsmeinung in der Presse etabliert. Presseerzeugnisse und Parteien, die von der vorgegebenen Einheitsmeinung abweichen, sind subversiv, rückwärtsgewandt, ja im Grunde genommen faschistisch, und deshalb mittelfristig zu verbieten. Oppositionsparteien wie die AfD gehören ohnehin verboten, sie stören die Einheit, nicht nur die von Ost und West. Und der Osten muss gefälligst genauso einheitlich wählen wie der Westen, da sollten sie doch schon Übung haben, von Ulbricht, Honecker und Co ...
Politiker und Führungspersönlichkeiten, die von der Einheitsmeinung abweichen, sind zielstrebig zu entsorgen und keinesfalls auf andere, womöglich besser dotierte Posten zu verschieben, weder in Brüssel noch im Innenministerium. Diese (letztere) Art der Entsorgung ist nur für brave Parteisoldaten zulässig, wenn deren Unfähigkeit unerträglich wurde. Bestes Beispiel ist Ursula von der Leyen, die hatte es sich einfach verdient, in der EU noch MEHR Schaden anrichten zu dürfen.
Da abweichende Meinungen einen tiefen Hass auf das System offenbaren, werden sie nun als Hate-Speech verfolgt. Hass ist böse und böse Menschen singen keine "Einheitslieder".
So wurde endlich verboten, was verboten gehört:
Meinungsvielfalt ist Hass auf die Einheit. Demokratie zerstört die demokratische Gemeinschaft und gehört abgeschafft bzw. auf Scheinwahlen zur Bestätigung der Einheitspartei (Übergangsform: Koalitionen) beschränkt. Wer andere Ansichten vertritt, gehört verboten. Wie soll es sonst je eine deutsche Einheit geben, ohne Einheitspartei und Einheitsmeinung?
Doch trotz aller ermutigenden Fortschritte
noch immer ziehen tiefe Gräben durch das Land. Und während der Graben zwischen Ost und West eher tiefer geworden scheint, tut sich ein neuer Graben zwischen Links und Rechts auf. Wobei es natürlich reiner Zufall ist, dass der Osten auf der Karte rechts liegt. Die Gegensätze aber scheinen unvereinbar.
Und wenn auch die eine Seite verkündet, sie sei das Volk, so weiß doch die andere Seite ganz genau, dass sie „mehr“ sind und alle anderen Nazis.
Was nur logisch ist, denn "das Volk" gibt es ja gar nicht, weshalb viel von nix immer noch weniger ist als mehr von etwas. Oder so ähnlich.
Keine Frage, nur eine rigorose Verfolgung abweichender Meinungen und Politikmodelle kann diese Gräben wieder schließen und Frieden und Solidarität stärken. Eigene Meinungen sind letztlich Mangel an Solidarität und überhaupt von Grund auf kriegerisch. Versuchen sie doch ständig, anständige Menschen, die Frieden in der einzig richtigen und wahrhaftigen Meinung gefunden haben, zu erobern, zu übertölpeln. Grausam und imperialistisch. Meinungsfreiheit ist imperialistisch und spaltend, bedroht den Frieden und vor allem die Einheit.
Deutsche Einheit? Es gibt viel zu tun, packen wir es an!
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