Ob auch wahr ist, was man uns erzählt, wird wohl nie zu klären sein: dass Corona auf einem Markt in der chinesischen Stadt Wuhan von einem Wildtier auf den Menschen übertragen worden sei. Nehmen wir fürs erste an, die offizielle Story sagt die Wahrheit: Dann hat sie das Zeug zu einem epochalen Mythos. Denn in ihr verdichtet sich das Drama unserer Zeit: der systematische und konsequente Übergriff des Menschen auf das nicht domestizierte, freie, wilde Leben – ein Angriff auf Millionen Tier- und Pflanzenarten, die wir ausgerottet haben, da wir sie auf dem Altar unserer grenzenlosen Gier geopfert haben. Eine Art scheint aus der Art geschlagen. Denn sie schlägt zurück: Covid-19. Weniger als 13 Prozent der Erdoberfläche werden noch als „Wildnis“ eingestuft. Alles andere hat der Mensch kolonialisiert. Dadurch ist er in Bereiche vorgedrungen, die ihm zu betreten nicht gut ansteht: dorthin, wo er mit Mikroben in Kontakt kommt, die aus ihrem angestammten Habitat entfernt zu Pandemien und tausendfachem Tod führen können. Ob Corona, Aids, Ebola, Sars, Pest oder Grippe. Alle großen Seuchen haben wir von Tieren übernommen, deren Lebensform und Lebensart wir konsequent missachteten. Dass ein Virus nun von einem Schuppentier auf Menschen übersprang und seither die Einrichtung der Welt gefährdet, scheint beinahe ein Menetekel für die Welt zu sein – ähnlich wie der Eisberg-Crash der Titanic zu Beginn des 20. Jahrhunderts: ein Weckruf, Schluss zu machen mit den fortwährenden Übergriffen gegen die Natur, der dauernden Vergewaltigung ihrer jungfräulichen Wildnis. So wie gefrorenes Wasser ein Schiff auf den Grund des Ozeans zu schicken vermag, können auch Mikroben noch so stolze Riesenorganismen wie Menschen ums Leben bringen. Die Wildnis war schon immer unerbittlich. Vielleicht ist dies ihre letzte Warnung.
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