Dass die AfD von den öffentlich-rechtlichen Medien nicht nur immer wieder mit Samthandschuhen angefasst, sondern auch teilweise gut unterstützt wird, wurde ja schon öfter thematisiert (s. beispielsweise hier und hier). Mittlerweile ist das allerdings so häufig und offensichtlich der Fall, dass man sich nur noch fragen kann: Sind die Programmverantwortlichen noch ganz bei Trost?

Vor etwa einem Monat schrieb ich ja einen Artikel, in dem ich mich mit einem sogenannten Meinungsbeitrag in den Tagesthemen befasste, der allerdings nichts weiter war als eine Aneinanderreihung von rechten Lügen, wie man sie von AfD, FDP und BILD auch ständig zu hören und zu lesen bekommt – und der somit nicht ansatzweise journalistischen Standards entsprach, die man beim Flaggschiff der deutschen Nachrichtensendungen eigentlich erwarten sollte.

Und wenn ich mir so meine Facebook-Timeline in den letzten Tagen anschaue, dann scheint das mittlerweile bei ARD und ZDF wohl die gängige Richtlinie zu sein: der AfD eine Plattform zu bieten und deren Lügen und Hetze unwidersprochen so weiterzuverbreiten. Das hier habe ich nämlich gerade alles gefunden:

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Chic, oder? Anstatt dass von denen, die sich selbst als Demokraten verstehen und sich auch immer wieder so bezeichnen, Antidemokraten links liegen gelassen werden, dürfen die dort hetzen, lügen und polemisieren. Und wenn man aufgrund von falsch verstandener Toleranz mit den Intoleranten dann solche Leute zu Wort kommen lässt, dann sollte man wenigstens deren Falschaussagen richtigstellen und mit Fakten widerlegen, anstatt das einfach so in den Äther strömen zu lassen.

Dass Neoliberale die Notwendigkeit, auf rechtsextreme und faschistische Kräfte zurückgreifen zu müssen, um ihre kollabierende Ideologie aufrechterhalten zu können, erkannt haben, hab ich ja bereits Ende 2016 in einem Artikel beschrieben (und hier letztes Jahr fortgesetzt). Wenn nun allerdings neoliberale Medienschaffende so eindeutig pro AfD agieren, dann frage ich mich, ob die überhaupt wissen, was sie da gerade anrichten – auch mal auf ihre eigene Zunft bezogen.

Schließlich hat die AfD ja bisher keinen Hehl darauf gemacht, dass sie öffentlich-rechtliche Medien am liebste abschaffen möchte, weil es ja dort zumindest noch ab und zu ein paar Programme gibt, die den Rechtsrutsch und die AfD sehr kritisch sehen. Das wird dann immer gern von den Blaubraunen als „Staatsfunk“ bezeichnet, um eine vermeintlich totalitäre Haltung, die dieser Kritik zugrunde liegt, zu suggerieren, aber auch das ist ja Programm bei denen: Ihre eigenen Lügen sind immer legitime Meinungsäußerungen, Kritik daran oder Widerspruch hingegen wird dann als Einschränkung der Meinungsfreiheit bezeichnet – und es wird gefordert, solche Äußerungen am besten zu verbieten. Was dann natürlich keine Einschränkung der Meinungsfreiheit wäre, aber mit Logik und Stringenz hat es das rechte Pack ja ohnehin nicht so richtig.

Diese Journalisten sägen somit also massiv an ihrem eigenen Ast, es sei denn, sie hoffen, dann als Haus-und-Hof-Schreiberling für eine mögliche zukünftige AfD-geführte Regierung mit totalitärem Anstrich tätig sein zu können.

Interessant ist in dem Zusammenhang dann auch, worüber nicht berichtet wird. Mehr oder weniger zufällig stieß ich gerade vor ein paar Tagen auf einen Kolumnenartikel von Christian Stöcker aus dem November letzten Jahres. Darin beschreibt er die jüngste Entwicklung auf dem Markt der Energiespeichertechnologie, und das liest sich schon sehr beeindruckend und positiv. Ich zitiere mal daraus:

»Wir werden gerade überrollt von einem Tsunami an Anschlussbegehren«, zitiert Montel einen Vertreter von Amprion. Eine TransnetBW-Sprecherin und ein 50Hertz-Sprecher benutzten gleichlautend den Begriff »Boom«. Die »Anschlussbegehren« für Großspeicherprojekte summieren sich auf erstaunliche 161 Gigawatt Gesamtleistung. Das heißt: Es ist jetzt schon mehr als hundertmal so viel beantragt, wie derzeit ans Netz angeschlossen ist.
[…]
Aber nehmen wir einmal optimistisch an, von den beantragten 161 Gigawatt Leistung ginge die Hälfte eines Tages wirklich ans Netz, also etwa 80 Gigawatt. Wenn man eine mittlere Speichertiefe von drei Stunden ansetzt (ein aktuell realistischer Wert), ergibt das 240 Gigawattstunden Speicherkapazität. Das entspräche dann etwa dem aktuellen Tagesverbrauch von 24 Millionen Haushalten. Gespeichert in Batterien.

Darüber hinaus zeigt Stöcker auf, dass die technische Entwicklung in diesem Bereich gerade wesentlich schneller als prognostiziert voranschreitet, sodass es nun an der Regierung wäre, darauf zu reagieren und entsprechende Vereinfachungen vorzunehmen – also tatsächlich mal Bürokratieabbau zu betreiben und Technologieoffenheit zu zeigen und das nicht nur als hohle Floskeln zu verwenden, die irgendwie modern klingen sollen, aber doch nur zum Erhalt von ewiggestrigem Kram dienen (s. hier).

Das wäre doch mal die eine oder andere Meldung wert, oder? Zumal das ja nun auch was durchaus Positives ist, wenn man den Leuten in Aussicht stellen kann, dass womöglich bald der Strom nicht nur in noch größerem Maße sauber produziert werden kann, sondern dann auch noch billiger wird. Aber stattdessen räumt man lieber immer wieder AfD-Gestalten Sendezeit ein, damit die ihre Angst machenden Miesepetereien in die Welt hinausposaunen können.

Das gefällt dann natürlich der Fossile-Energien-Industrie, die ja in den USA ganz offen als Geldgeber für den Faschisten Donald Trump auftritt und immer mehr Medien korrumpiert hat. Ob so was hier in Deutschland auch der Fall sein kann? Das halte ich zumindest nicht für ausgeschlossen, wenn ich mir anschaue, wie die AfD ständig supportet wird. Und wer weiß, wo irgendwelche hoch bezahlten Alphajournalisten und Chefredakteure so überall ihr Geld angelegt haben – vielleicht ja auch in Fonds, die nach wie vor riesige Summen in fossile Energieträger investieren (s. hier). Und dafür ist dann die AfD, deren Kanzlerkandidatin Alice Weidel ja kürzlich erst tönte, sie wolle alle Windräder niederreißen, bestens geeignet, um diese Investments abzusichern. Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum man gerade alles daransetzt, dass die AfD vor der Bundestagswahl ihre Lügen in vermeintlich seriösen Medien präsentieren darf.

Wenn es also gegen die AfD und den mit ihr erstarkenden Faschismus geht, dann kann man sich leider weder auf die neoliberale Politik noch auf die neoliberalen Medien verlassen. Und auf die Polizei sowieso nicht, wie man gerade mal wieder in Riesa sehen konnte, als mit massiver Gewalt auf friedliche Demonstranten gegen den dort stattfindenden AfD-Parteitag losgegangen wurde (s. hier). Dazu hab ich dann auch einen Augenzeugenbericht auf Facebook gefunden:

Leider hat man sich daran ja schon gewöhnt, dass Demonstranten aus dem linken Spektrum oft mit übermäßiger Härte angegangen werden von der Polizei, während man rechte Demonstranten in der Regel mit Samthandschuhen anfasst. Was vermutlich damit zu tun hat, dass der Anteil von Rechtsextremen und AfD-Jüngern bei der Polizei doch noch ein Stück weit höher liegt als beim Rest der Bevölkerung …

Ein besonders unappetitliches „Schmankerl“ noch zum Schluss, ebenfalls auf Facebook gefunden in den letzten Tagen:

Da sieht man dann, wie die medial vorangetriebene Normalisierung der AfD ihren Niederschlag in der ganz konkreten Politik findet. Und so könnte es passieren, dass wir schon in gut einem Monat eine Bundesregierung mit blaubrauner Beteiligung bekommen, denn bei einer derartigen Pro-rechts-Dauerwerbung in vielen Medien ist es letztlich kein Wunder, dass sich deutlich mehr als die Hälfte der deutschen Wähler für eine der rechten Parteien CDU/CSU, FDP, AfD oder BSW entscheidet.

Und was dann auf uns zukommt, kann man wohl nur noch mit dem berühmten Heine-Zitat zusammenfassen. „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Soll nur bitte dann keiner sagen, er hätte es nicht vorher gewusst …

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