Die EU will die Digitalisierung fördern und Steuer-Schlupflöcher schließen. Beides ist gründlich schief gegangen, wie das Beispiel Amazon zeigt. Der US-Konzern sahnt im Lockdown kräftig ab – und zahlt trotzdem keine Steuern.
Amazon hat im Corona-Jahr 2020 in Europa so viel verkauft wie noch nie: 38 Mrd. Euro waren die Waren wert, meldet der “Guardian”. Doch am Europa-Sitz in Luxemburg wurden keine Steuern gezahlt.
Dort fiel angeblich ein Verlust von 1,2 Mrd. Euro an, weshalb die Steuerbehörden “leider” nichts einnehmen konnten. In Wahrheit gehört dieser Rechentrick zur Steuer-Vermeidungstaktik des Konzerns.
Die EU hat immer noch kein Mittel gegen diesen Steuerbetrug gefunden. Auch die Länder, deren Umsätze Amazon in Luxemburg versteuert – laut “Guardian” sind dies UK, France, Germany, Italy, the Netherlands, Poland, Spain and Sweden – gucken in die Röhre.
Ein Skandal – der aber keinen groß aufzuregen scheint. Die EU-Kommission hat sich seit Beginn der Pandemie noch nie über die exorbitanten Gewinne der US-Internetriesen beklagt oder eine Offensive für gerechte Besteuerung gestartet.
Das überlässt man lieber der OECD oder den USA, die nun ein globale Mindeststeuer vorgeschlagen haben.
In Brüssel kümmert man sich derweil um die Digitalisierung. Statt die heimische Wirtschaft vor Amazon & Co. zu schützen, soll noch der kleinste Einzelhändler, der wg. der Lockdowns kaum Umsätze macht, ins Internet gezwungen werden.
Und das ist auch noch Teil des “Wiederaufbau”-Programms der EU, das alle feiern. Besser wäre es, Amazon gerecht zu besteuern und europäische Verkaufsportale aufzubauen, um eine Alternative zum US-Monopolisten zu schaffen.
Aber dafür wohl fehlt die Phantasie…