Wenn ich aktuell gefragt werde, was ich beruflich mache, so antworte ich wahrheitsgemäß, dass ich Pädagogin bin und mich aktuell in Elternzeit befinde.

Die Mutter meiner Tochter zu sein und aktuell im ersten Jahr komplett und in jeder Sekunde für sie da zu sein, ist eine unglaubliche Bereicherung. Ich bin sehr gerne Mutter und finde auch meine Erfüllung darin – ich habe viele Jahre viel gearbeitet, war in Führungspositionen, meine Tochter ist ein absolutes Wunschkind und mir fehlt mein Beruf im Moment nicht. Gleichzeitig freue ich mich darauf, in ein paar Monaten wieder einzusteigen. Und siehe da – auch wenn ich wieder arbeite, bin und bleibe ich die Mutter meiner Tochter.

Ich weiß natürlich sehr genau, was hinter der Bezeichnung „von Beruf Mutter“ steckt. Es geht darum, die Tätigkeit der Mütter (oder des sich in Elternzeit befindenden Elternteils) wertzuschätzen. Sich das erste Jahr um einen Säugling zu kümmern, ist mehr als nur hin und wieder die Windel zu wechseln und ein bisschen duzi du zu machen. Leider wird dies in der Gesellschaft und sogar oft vom eigenen Partner nicht oder nicht ausreichend wertgeschätzt. Deshalb greift man auf die Formulierung „Job Mutter“ um die Bedeutung und Anerkennung zuzumessen, die ein regulärer Job auch bekommt.

Und genau hier sehe ich das Problem.

Wäre meine Elternzeit ein Job, so hätte ich ihn schon längst gekündigt.

Warum?

  • Schlechtes Gehalt und keine Aussicht auf Gehaltserhöhung.
  • Miese Arbeitszeiten – Wochenende, Nacht, Schicht (alles ohne Zulagen natürlich).
  • Krankheitstage werden nicht anerkannt, im schlimmsten Fall muss man trotz Krankschreibung antreten.
  • Lange Arbeitszeiten mit Überstunden. Diese werden von vornherein erwartet.
  • Man wird bespuckt und kann sich nirgendwo beschweren.
  • Man hat kein Team, auf das man immer zurückgreifen kann, wenn man es braucht.
  • Selbstbestimmter Arbeitstag – negativ. Man ist an vielen Stunden am Tag fremdbestimmt.
  • Pausen nur nach Absprachen möglich, oft fallen sie einfach aus.
  • Die Tätigkeitsbeschreibung ist sehr umfangreich und täglich kommen neue Aufgaben dazu.

Meine Elternzeit also als Job zu betrachten, kommt meinem Alltag noch nicht mal annähernd nahe. Ich war noch in keinem Job am Abend so kaputt wie während meiner Elternzeit. Mein wunderbares Kind macht es mir sehr leicht, sie schläft durch und ist ein absolutes unkompliziertes Sonnenscheinchen. Sie ist aber auch sehr aktiv, was mir sehr gefällt, aber mich auch sehr fordert. Ein Baby zu begleiten, das gerade beginnt, die Welt zu entdecken, ist eine wundervolle, aber auch anspruchsvolle Tätigkeit.

Und genau für diese Tätigkeit, für diesen Alltag, möchte ich Anerkennung.

Ich bin nämlich nicht „nur“ zuhause. Ich bin zuhause, weil ich meine Tochter durch das erste Babyjahr begleite. Ich sorge dafür, dass sie gefüttert, gewickelt, gebadet ist. Ich sorge dafür, dass sie angezogen ist, und zwar zu jeder Tageszeit und jeder Witterung entsprechend. Ich sorge dafür, dass sie die Welt entdecken kann, ich sorge dafür, dass sie dabei meistens weich fällt und geschützt ist. Ich sorge für die regelmäßige frische Luft, für die Impulse und Anreize, für ihren Spaß und Schlaf. Ich wiege meine Tochter in den Schlaf, wenn sie nicht schlafen kann, ich halte sie im Arm, wenn sie müde wird, ich tröste sie, wenn sie weint, ich ermutige sie, wenn sie neues ausprobiert, ich wische ihre Tränen weg und sorge für eine kindgerechte und ansprechende Umgebung. Ich messe Fieber, ich putze ihre Nase, ich achte auf ihre Haut, ich creme sie ein. Ich habe den Windelbestand im Blick, ich weiß wie viele Gläschen im Schrank für sie vorrätig sind und weiß, ab wann sie welche Lebensmittel zu sich nehmen sollte. Mindestens 10 Stunden am Tag kann ich nicht tun und lassen, was ich möchte, sondern orientiere mich an den Bedürfnissen meiner Tochter. Manchmal kann ich ohne sie noch nicht mal auf die Toilette.

Ich bin also für ein Lebewesen verantwortlich, das ohne mich nicht überleben würde, jede Sekunde des Tages. Selbst wenn meine Tochter am Tag schläft, wache ich über sie. Und ich habe nur ein Kind.

Für diese Care – Arbeit möchte ich für mich und für alle Eltern in Elternzeit Anerkennung. Anerkennung, die jeder anderen Tätigkeit auch zugesprochen wird, wenn man davon spricht.

Ich möchte nicht einen Job kreieren, der keiner ist. Es ist kein Job. Es ist auch nicht mein Beruf. Ich bin nicht von Beruf Mama. Ich bin auch nicht von Beruf Ehefrau oder Schwester. Ich bin Mutter und habe mich sehr bewusst dafür entschieden, ein Jahr aus meinem Job auszusteigen und mich ausschließlich um mein Kind zu kümmern. Das hat mit meinem ursprünglichen Job nichts zu tun (auch wenn ich als Pädagogin arbeite).

Es ist aber sehr wohl eine harte und herausfordernde Tätigkeit, die viel von einem fordert. Und genau als solche gesellschaftlich anerkannt werden muss.

Selbst gewählt, keine Frage. Die Anerkennung an sich bekomme ich intrinsisch, von meinem Partner, meinem Kind. Ich weiß, was ich jeden Tag leiste.

Ich fordere diese Anerkennung grundsätzlich. Politisch. Gesellschaftlich.  Für alle Elternteile in Elternzeit. Hier und in allen Ländern dieser Erde.

Ich springe außerdem jedem ins Gesicht, der mir sagt, dass ich ja nur den ganzen Tag mit meinem Kind spiele.  Und wenn ich noch einmal höre, dass ich in ErziehungsURLAUB bin, dann tauche ich denjenigen oder diejenige in meine Gurkenmaske – angelutscht von meiner Tochter.

Fakt am Rande: Wusstet ihr, dass weltweit 2/3 aller Care – Arbeit von Frauen geleistet wird?

Ich habe jetzt Feierabend. Mit Bereitschaft.

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