Sie glauben vielleicht, dass alle Forscher blutlose Typen ohne Humor sind? Nun, dann haben Sie sich geirrt. In meinem Forschungsbereich, der Alternativmedizin, kommt es oft vor, dass ich Tränen lache.
Die Bioresonanz ist ein alternatives Therapie- und Diagnoseverfahren. Hierbei kommt ein Gerät zum Einsatz, das 1977 von dem Scientologen-Mitglied Franz Morell in Deutschland entwickelt wurde. Das Bioresonanzgerät wurde von Morells Schwiegersohn Erich Rasche weiterentwickelt und vermarktet und ist auch als "MORA"-Therapie (MOrell + RAsche) bekannt.
Die Bioresonanz basiert auf der Vorstellung, dass man mit elektromagnetischen Wellen Krankheiten diagnostizieren und behandeln kann und dass diese Wellen vermittels Resonanz Krankheiten auf zellulärer Ebene heilen können. Bioresonanzgeräte sind vergleichbar mit dem "E-Meter" der Scientologen, das im Wesentlichen aus einer elektronischen Schaltung besteht, die die Leitfähigkeit der Haut misst.
Das ist eher lächerlich als lustig, werden Sie sagen. Warum wird ein solcher Unsinn überhaupt eingesetzt? Gute Frage! Vielleicht gibt es trotz der fehlenden Plausibilität Studien, die eine Wirksamkeit aufzeigen?
Derzeit existieren nur drei Studien zur Bioresonanz-Therapie.
Die erste stammt aus Deutschland und legt nahe, dass die Bioresonanz bei der Behandlung von Magen/Darm-Symptomen wirksam ist.1 Diese Studie war jedoch winzig und ihre Ergebnisse sind somit kaum ernst zu nehmen.
Die zweite Studie kommt aus der Türkei und impliziert, dass die Bioresonanz bei der Raucherentwöhnung funktioniert.2 Es handelt sich um eine "Pilotstudie", der nie eine endgültige Studie folgte. Mit anderen Worten, auch diese Untersuchung kann man vergessen.
Die dritte Studie ist eine Schweizer randomisierte Doppelblindstudie bei Kindern mit chronischer atopischer Dermatitis.3 Über einen Zeitraum von 1,5 Jahren erhielten 32 Kinder entweder eine konventionelle Therapie und eine vermeintlich aktive Bioresonanz oder eine Scheinbehandlung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bioresonanz keinen Einfluss auf die Beschwerden hat.
Das Fazit lautet also: Die Bioresonanz ist als therapeutisches Verfahren nicht belegt. Also Hände weg davon!
Aber was ist mit dem Anspruch, dass Bioresonanz auch zur Diagnose eingesetzt werden kann? Vielleicht stimmt wenigstens diese Annahme. Hierzu gibt es ebenfalls eine Untersuchung. Hier die Zusammenfassung der deutschen Autoren4:
Hintergrund
Trotz aller Aufklärungsarbeit wird die Bioresonanz weiter benutzt. Seit einigen Jahren sind modifizierte Geräte auf dem Markt, die auch in Reformhäusern zum Einsatz kamen.
Methoden
Zwei moderne Bioresonanzgeräte, Bioscan-SWA und Vieva Vital-Analyser, wurden untersucht: Neun freiwillige Probanden (vier Frauen, fünf Männer), zwei männliche Patienten, eine Leiche, jeweils frischer Leberkäse (Fleischbrät) und ein feuchtes Tuch nahmen teil. Unter gleichen oder fingierten Angaben von Namen, Geburtsdatum, Geschlecht, Körpergröße und Gewicht der Probanden beziehungsweise Patienten wurden wiederholt Einzelmessungen und Vergleichsuntersuchungen von Proband/Patient, Leberkäse und feuchtem Tuch durchgeführt (nach den Angaben der Hersteller).
Ergebnisse
Bestehende Diagnosen schwer erkrankter Patienten wurden nicht erkannt, der Leiche beste Gesundheit neben einer Fülle potenzieller Gesundheitsrisiken attestiert, ebenso wie allen Probanden. Messungen an frischem Leberkäse sowie an einem feuchten Tuch unter verschiedenen Angaben zu Alter, Geschlecht, Körpergröße, Gewicht und Namen führten zu unterschiedlichsten Befunden mit relativen Standardabweichungen bis über 200 %. Andererseits waren Ergebnisse, die unter gleichen Probanden- beziehungsweise Patientendaten am feuchten Tuch und dem Fleischbrät gewonnen wurden, nahezu identisch mit denen, die von den Probanden beziehungsweise Patienten erzielt wurden.
Schlussfolgerung
Die Gerätschaften waren nicht imstande, die jeweiligen Testmaterialien zu unterscheiden. Es wird vermutet, dass die Überbrückung der beiden Pole der Untersuchungssonde durch schwach leitende Materialien eine Software aktiviert, die gesundheitsrelevante Befunde erzeugt. Wir empfehlen als einfache Tests für die Validität von Bioresonanzergebnissen den Leberkäse- oder verwandte Tests.
Was sollen wir halten von einem Verfahren, das einen Leberkäse nicht von lebenden Menschen, einer Leiche, oder einem nassen Lappen unterscheiden kann?
Nichts!
Und was sollen wir von dem Klischee des humorlosen Wissenschaftlers halten?
Auch nichts!
Dir gefällt, was Edzard Ernst schreibt?
Dann unterstütze Edzard Ernst jetzt direkt: