Nachdem die Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus durch den Lockdown nun ja geschrumpft sind, hat sich gerade aktuell ein neuer Hotspot gebildet: Großschlachtereien und deren Angestellte (s. hier). Das ist nun allerdings auch alles andere als überraschend, denn die Bedingungen, unter denen Menschen vor allem aus Osteuropa dort für sehr wenig Geld schuften müssen und dann in überteuerte Sammelunterkünfte gepfercht werden, sind schon seit Langem bekannt.

Dazu muss man nur mal in der Suchmaschine seines Vertrauens den Begriff „Fleisch-Mafia“ eingeben, dann findet man zahlreiche Artikel und Reportagen zu dem Thema, und das schon seit vielen Jahren. Ich habe bereits so um 2013 eine Reportage darüber gesehen (das muss gewesen sein, bevor wir unterströmt ins Leben gerufen haben, denn sonst hätte ich das hier verlinkt) und war entsetzt, dass mitten in Deutschland quasi eine Form von Sklaverei besteht, wie man das sonst vor allem aus Saudi-Arabien, Katar und Co. kennt. Da werden Menschen zu Niedriglöhnen beschäftigt, um knüppelharte Arbeit zu machen, und da sie aus dem osteuropäischen Ausland kommen, wird ihnen für ein Bett in einem schäbigen Mehrbettzimmer auch noch ein guter Teil ihres Lohns gleich wieder abgeknöpft.

Seit die Corona-Pandemie in Deutschland angekommen ist, gibt es ja warnende Stimmen, die befürchten, dass es viele Erkrankte geben wird, wenn sich das Virus erst mal beispielsweise in Asylbewerberunterkünften verbreitet, da die Menschen dort aufgrund der räumlichen Enge gar nicht in der Lage sind, Social Distancing zu praktizieren.

Diese Befürchtungen sind also schon in der öffentlichen Diskussion angekommen, sodass auch die Entscheidungsträger der Regierung etwas davon mitbekommen haben sollten. Und auch die erbärmlichen Zustände, unter denen die Schlachthofarbeiter oftmals hausen müssen, sind, wie eben geschildert, nichts Neues.

Da müsste man ja eigentlich nur eins und eins zusammenzählen, um Maßnahmen zu ergreifen, dass diese Menschen nicht mehr in einer für eine Pandemie derartig ungünstigen Situation leben müssten. Hat man aber nicht gemacht.

Da Unwissenheit als Begründung für dieses Unterlassen ausfällt, bleiben nur noch zwei weitere Erklärungen:

1. Diese osteuropäischen Lohnsklaven sind für die Regierung quasi Menschen „zweiter Klasse“, die „vergessen“ wurden, die man nicht als wichtig genug erachtet, um sie vor dem Coronavirus zu schützen.

2. Man hat nichts gegen diese Massenunterbringungen unternommen, da man die logische Konsequenz von Covid-19-Erkrankungen dort bewusst in Kauf genommen hat oder sogar provozieren wollte – warum auch immer.

Ich finde in jedem Fall, dass beide Erklärungen nicht gerade dazu geeignet sind, Vertrauen in die Regierung und ihr Krisenmanagement zu haben, zudem liegt dem auch eine tiefe Menschenverachtung zugrunde, egal, welcher Erklärung man nun folgen möchte.

Wie ich ja neulich schon mal schrieb: Es geht nicht um Menschenleben!

Was nun durch diesen Corona-Ausbruch bei den Schlachthofarbeitern noch einmal (leider sehr eindrucksvoll) belegt wurde.

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