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Corona und ich. Teil 5: #Covidioten (Version 2.0 - Über ein Jahr später. Mit Kommentaren.)
Dieser Artikel erschien in der ersten Version am 13. Mai 2020
Was zur Zeit abgeht, ist nicht mehr normal. Auf der einen Seite sterben haufenweise Menschen an Covid-19, auf der anderen Seite gibt es Menschen, die der Meinung sind, das Virus würde gar nicht existieren oder sei ungefährlich und alles wäre sowieso übertrieben. Leider gibt es auch Ärzte und Apotheker, die diese Meinung vertreten, so dass manche ihre unsinnigen Aussagen für bare Münze nehmen könnten. Wenn es ein Arzt oder ein Apotheker sagt, dann muss es ja stimmen. Nicht unbedingt.
Bisher beklagen wir weltweit offiziell 290.000 Tote durch SARS-CoV-2. Alleine in Deutschland sind es knapp 7800 Tote. Stand: 13.05.2020.
Kommentar vom 09.06.2021: Heute sind es 3,75 Millionen Tote weltweit und 89.497 Tote alleine in Deutschland! Stand: 09.06.2021
Bedacht werden muss, dass jeder als Corona-Toter gezählt wird, der infiziert war, unabhängig davon, ob er an dem Virus verstarb, oder nicht und ebenso, dass viele, die zwar an Covid-19 gestorben sind, nie auf das Virus getestet wurden.
Das heißt, dass die Zahlen theoretisch niedriger sein könnten, genauso gut aber auch höher. Das RKI geht jedoch vom letzteren aus.
Fakt hingegen ist, dass Menschen an SARS-CoV-2 sterben. Warum manche dann behaupten, dass es das Virus gar nicht geben würde, entbehrt jeglicher Logik.
Ich hatte ja schon im letzten Artikel von meiner USK erzählt, die nun der Meinung ist, das Virus existiere gar nicht. Sie ist Apothekerin und ich bin geschockt.
Mittlerweile halten sich die meisten an die Maskenpflicht im Einzelhandel und tragen mindestens einen Schal um Mund (und Nase), wenn sie die Apotheke betreten. Die, die das nicht machen, fragen in den meisten Fällen, ob sie eine Maske erwerben können, da sie ihre zu Hause vergessen haben oder sie ihnen gerade kaputt ging.
Ein Herr, der sich brav bei uns in der Schlange anstellte, brauchte keine Maske, da er ja schließlich kerngesund sei. Dass er das gar nicht wissen und andere anstecken könnte, das schien er nicht kapiert zu haben. Die anderen Kunden allerdings schon.
Einen Tag später kam ein Pärchen in die Apotheke. Beide trugen keine Maske. Der Mann streckte sein unmaskiertes Gesicht an meiner Plexiglasscheibe vorbei und fragte, was wir für Masken hätten.
Sofort bat ich ihn mit seinem Kopf doch bitte wieder hinter die Scheibe zu gehen. Ich meine, wir haben die Dinger ja nicht zum Spaß da. Widerwillig war er bereit einen Schritt zur Seite zu machen und sich hinter die Scheibe zu stellen.
Kommentar vom 09.06.2021: Wie im letzten Teil erwähnt, trugen wir zu dem Zeitpunkt noch keine Masken und fühlten uns mehr oder weniger geschützt durch unsere Plexiglasscheiben.
Ich fragte ihn also welche Maske er haben wolle, den normalen Mund-Nasen-Schutz, um andere zu schützen, oder eine FFP2-Maske, mit der er auch sich selbst schützen könnte. Er antwortete mit pissigem Ton, dass er niemanden schützen müsse! Das Coronavirus wäre ungefährlich und sowieso alles übertrieben und unsinnig. Wow. OK. Ein Experte. Dadurch noch mehr genervt von ihm, fragte ich, was das denn für eine unsinnige Aussage wäre. Er blaffte zurück, dass das eine Aussage von einem Arzt wäre. Seine Aussage. Er wäre Arzt. Aha. OK. Den Eindruck hinterließ er nicht unbedingt. Als er die Masken bezahlte, sah ich in seinem Portemonnaie einen Arztausweis. Es schien also zu stimmen. Leider wollte er nichts rezeptpflichtiges kaufen, so dass er ihn mir hätte zeigen müssen, denn ich hätte zu gerne seinen Namen erfahren, um ihn googlen zu können.
Wie stehen die Quoten dafür, dass er ein homöopathisch arbeitender Arzt ist und wie dafür, dass er auch noch ein Impfgegner ist? Wahrscheinlich keine hohen Quoten.
Die Diskussion ging leider noch eine Weile, er meinte, ich solle doch mal die Daten des RKI richtig interpretieren und die Grippe wäre eh viel gefährlicher. Und sein Auto größer als meines. (OK, letzteres hat er überraschenderweise nicht gesagt.)
2017/2018 starben in Deutschland über 25000 Menschen an Influenza und da hätte man auch keine Masken getragen, deshalb mache es keinen Sinn jetzt welche zu tragen. Das war seine Schlussfolgerung daraus. Ich erwiderte, dass man zu der Zeit mit Sicherheit weniger Tote gehabt hätte, wenn man auch damals Masken getragen hätte. Darauf ging er nicht mehr ein, sondern raus. War mir recht. Bye.
Wenn ich durch das Tragen von Masken Menschenleben retten kann, warum sollte ich mich weigern? Weil es gegen meine Grundrechte verstößt, wenn man mich dazu verpflichtet Menschenleben zu retten?
Anfang der Woche hatten wir Besuch von einer netten Pharmavertreterin, die vorbildlich mit Mund-Nasen-Schutz im Gesicht die Apotheke betrat. Da wir hinter der Plexiglasscheibe keine Masken tragen (was auch nicht unbedingt klug ist), meinte ich zu unserer PKA, die mit ihr die Bestellungen durchgehen sollte, dass auch sie nun eine tragen müsste, damit auch die Frau geschützt wäre. Doch Frau Pharmavertreterin sah das nicht so ernst und setzte stattdessen lieber ihre Maske ab. Cool. Die beiden Damen unterhielten sich dann eine halbe Stunde lang und hielten auch keinen Abstand.
Mit Sicherheit wird sie auch in den anderen Apotheken keine Maske tragen. So kann sie das Virus schön von Apotheke zu Apotheke tragen, und wir alle schließen, wenn wir infiziert sind.
#Superspreader
Lockerungen
Was ich für wirklich problematisch halte, sind die Lockerungen. Aus wirtschaftlicher Sicht sind diese natürlich absolut verständlich, aber das wird Menschenleben kosten. Vor allem weil viele Menschen nun der Meinung sind, dass die Lockerungen nur deshalb stattfinden, weil die Pandemie sich jetzt dem Ende zu neigt. There is no glory in prevention.
Kommentar vom 09.06.2021: Tja, ein Jahr später ist alles ziemlich locker, obwohl die Infektionszahlen noch viel weiter gesenkt werden sollten.
Man merkt momentan auch ganz deutlich, dass die Menschen die ganzen Beschränkungen hinsichtlich Freunde und Verwandte nicht mehr aushalten und anfangen, sich wieder wie in der Vorcoronazeit zu verhalten. Selbst eine Ärztin erzählte mir, dass Sie jetzt wieder ihre Mutter besuchen wird, da sie sich seit Monaten nicht mehr gesehen haben. Ich verstehe das. Nur, falls sie durch ihren Besuch ihre Mutter infizieren sollte, wird sie sich bis an ihr Lebensende Vorwürfe machen, wenn sie dadurch ihre Mutter verliert. Es ist schwierig.
Demos
Wenn ich an die Demos denke, wird mir ganz anders. Tausende demonstrierten am 09. Mai 2020 in Stuttgart gegen die Beschränkungen der Grundrechte und die Maßnahmen gegen das Coronavirus. Der Grund für die Maskenpflicht wäre, damit “das Volk das Maul hält”, schimpft ein Teilnehmer. Und Antonia glaubt auch nicht, dass die Masken uns schützen können und außerdem lächelt sie so gerne die Menschen an, wenn sie bei Lidl an der Kasse arbeitet. Und die sehen das halt jetzt nicht mehr. Mist.
“Sie hat mich zwar mit dem Virus angesteckt, aber dafür hat sie mich so lieb angelächelt.”
Plötzlich ist jeder nach ein paar YouTube-Videos Virologe oder sonst ein Experte und weiß alles besser, als die, die das studiert und jahrelange Praxis auf dem Gebiet haben.
Aber auch in Berlin demonstriert das “Volk”.
Kommentar vom 09.06.2021: Wie wir alle wissen, gab es ja noch weitere Demos der ach so schlauen Querdenker.
Die Masken fallen
Zur Zeit lassen viele Menschen ihre Masken fallen und zeigen uns ihr wahres Gesicht. Viele die man für vernünftig gehalten hat, entpuppen sich plötzlich als #Covidioten. Wie soll man mit denen umgehen? Der Umgang mit meiner USK ist schon alleine wegen ihrer Aussagen zum Coronavirus für mich problematisch. Von ihrer Liebe zur Homöopathie möchte ich jetzt gar nicht erst anfangen.
Zum Glück habe ich weder im Freundeskreis noch in der Familie Menschen, die solche Gedanken an den Tag legen oder gar auf Demos wie die in Stuttgart oder Berlin gehen würden. Aber ich bin mir sicher, dass in diesen Zeiten einige Verbindungen zwischen den Menschen zerbrechen werden.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich noch nie so wenig Lust auf Apotheke hatte wie in den letzten Wochen. Wer mit Kunden arbeitet, weiß, dass diese auch mal anstrengend sein können. Aber momentan sind die Kunden, die nicht anstrengend sind, in der Minderheit. Und das kostet Energie. Sehr viel Energie. Mehr Energie, als ich mit Traubenzucker aus unseren Traubenzuckerfürkinderglas decken kann.
Kommentar vom 09.06.2021: 2021 wurde es wieder etwas angenehmer. Aber das Diskutieren kostet immer noch sehr viel Energie, vor allem, weil man mittlerweile schon seit über ein Jahr über die gleichen Dinge diskutieren muss. Manche Menschen lernen einfach nicht dazu.
Wir alle wollen wieder einen normalen Alltag haben, nur müssen wir noch eine Weile durchhalten. Wenn jetzt einige meinen, sie könnten sich verhalten, wie in der Vorcoronazeit, dann wird sich die Nachcoronazeit noch ein gutes Stückchen weiter nach hinten verschieben.
Wer will das schon? Ich nicht.
Haltet durch und passt auf euch auf!
Kommentar vom 09.06.2021: Wer weiß, wie die Welt jetzt aussehen würde, wenn man sich vor einem Jahr mehr Mühe gegeben hätte.
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