Teil 10:
Weil 10:
Wenn man eine Tablette schluckt, wird der Wirkstoff freigesetzt und in der Regel über den Dünndarm ins Blut aufgenommen.
Man möchte eine möglichst gleichbleibende Konzentration des Wirkstoffes im Blut haben und nicht schwankende Plasmaspiegel erreichen. Ein Arzneimittel, das dreimal am Tag eingenommen werden muss, sollte daher möglichst im gleichen Abstand genommen werden: alle acht Stunden, beispielsweise um 6 Uhr, um 14 Uhr und um 22 Uhr. (24:3=8)
“Und wie mache ich das nachts?”
“Alle acht Stunden? Ich dachte, dreimal täglich.”
Viermal täglich heißt dementsprechend alle sechs Stunden und zweimal täglich alle zwölf.
Ach so: Einmal täglich heißt dann alle 24 Stunden.
Teil 11:
Weil 11
Die meisten Kunden, die ein Arzneimittel zum ersten Mal bekommen, antworten auf die Frage, welchen “Rabattpartner” sie haben wollen, mit: Das, was der Arzt aufgeschrieben hat.
Aber mal im ernst, die Ärzte denken sich da nicht immer etwas dabei. Oft wird zum Beispiel das Präparat von 1A Pharma aufgeschrieben, weil es eben das erste in der Liste ist. Obwohl es auf Platz 1 steht, ist es allerdings nicht das Beste.
Was auch nicht selten vorkommt ist, dass das aufgeschriebene Präparat schon lange nicht mehr im Handel ist. Oder es wird irgendein Reimport ausgesucht, der seit 1798 nicht mehr lieferbar ist.
Und was ich nie verstehen werde: Warum soll von all den verfügbaren Generika das Präparat, das der Arzt verordnet hat, das Beste sein?
Warum behaupten Kunden, dass sie nur dieses eine vertragen, ohne die anderen rund dreitausend je ausprobiert zu haben?
Mysteriös...
Falls der Kunde aber doch genau das verordnete Arzneimittel haben möchte, ist das kein Problem, wenn es auch ein “Rabattpartner” der Krankenkasse ist. Wenn das nicht der Fall ist, dann bezahlt es die Kasse eben nicht.
Um die Kasse aber zu zwingen, genau das verordnete Präparat auch zu bezahlen, kann der Arzt ein Kreuz im “Aut idem”-Feld setzen und damit einen Austausch ausschließen. Das machen aber manche Ärzte nicht gerne.
“Aut idem” bedeutet: oder das gleiche. Der Arzt schließt also aus, dass ein gleiches Präparat, ein Generikum, abgegeben wird.
Möchte er “aut idem” allerdings nicht ankreuzen, können wir in der Apotheke unter Umständen “Pharmazeutische Bedenken” geltend machen, oder der Patient bezahlt sein Arzneimittel einfach komplett selbst und das Kassenrezept wird zum Privatrezept.
Was auch geht, ist den vollen Preis zu bezahlen und eine Kopie des Rezeptes bei der Krankenkasse mitsamt der Quittung einzureichen. Man bekommt dann einen Teil seines Geldes zurück.
Teil 12:
Weil 12:
Alles ist Chemie. Nichts ist keine Chemie.
Der Wirkstoff eines bestimmten Arzneimittels ist meist nur eine einzige Substanz. Zum Beispiel die Acetylsalicylsäure. Ein Molekül, das im Labor synthetisiert wurde.
Ein pflanzliches Arzneimittel hingegen besteht meist aus dem Auszug einer oder mehrerer Pflanzen.
Nehmen wir als Beispiel den Baldrian. Die Baldrianwurzel wird mit 70%igen Ethanol extrahiert. Das heißt, man nimmt die Baldrianwurzel, legt sie in Ethanol (Alkohol) ein und der Ethanol löst alle chemischen Verbindungen aus dem Baldrian, die in Ethanol löslich sind. Und das sind einige. Viele verschiedene Moleküle, die von der Pflanze synthetisiert wurden.
Möchte man daraus keine Tropfen und auch keinen Saft herstellen, wird diese Lösung eingedampft. Das heißt, man entfernt das Lösungsmittel. Dadurch bleiben dann lediglich die herausgelösten Stoffe zurück. Um bei unserem Beispiel “Baldrian” zu bleiben: Baldrianöl, Iridoide, Flavonoide, Alkaloide, Sesquiterpene und Fettsäuren.
Ganz schön viel Chemie für jemanden, der eigentlich dachte, dass etwas Pflanzliches zu bekommen, heißen würde, dass er keine Chemie bekommt.
Würde man stattdessen Baldrian wie einen Tee aufgießen, ist das Lösungsmittel Wasser und man würde nur die wasserlöslichen Substanzen aus dem Baldrian lösen. Es macht also einen Unterschied, ob man Baldrian als Aufguss trinkt oder einen ethanolischen Trockenextrakt zu sich nimmt.
Ich frage mich immer wieder, warum manche denken, dass es die Aufgabe einer Pflanze sei, für den Menschen eine Arznei zu liefern. Warum sollten Pflanzen daran ein Interesse haben? Warum sollte etwas Pflanzliches besser für den Menschen sein, als etwas im Labor hergestelltes?
Und wenn Pflanzen so harmlos sind, was ist mit Tabak, Schlafmohn, Fingerhut und allen anderen giftigen Pflanzen? Sind die auch harmlos und völlig ungefährlich?
Nein! Zumindest nicht in hohen Dosen. Die Dosis macht das Gift.
Aus diesem Teil entstand das 10. Kapitel meines Buchs, das ihr komplett hier lesen könnt:
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Danke für stilistische und orthographische Korrekturvorschläge der ersten Version an Dr. Ulrike Koock alias Schwesterfraudoktor.
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