Ist Ihnen das schon einmal aufgefallen?

Geistheiler, Homöopathen, Akupunkteure, Kräuterkundige, Reflexologen, Aromatherapeuten, Darmspüler, TCM-Praktiker, Orthomolekularisten, Bach-Blütler, Schuessler-Versalzene, Heilpraktiker, usw. - sie lächeln immer! Ganz im Gegensatz zu konventionellen Medizinern.

Aber warum?

Ich meine, des Rätsels Lösung gefunden zu haben. Hier ist meine Theorie:

Konventionelle Ärzte behandeln Patienten - viele Patienten und viele, die echt krank sind - tagein, tagaus. Das kann zermürben! Und daher fällt es konventionellen Ärzten oft schwer, zu lächeln – vor allem, wenn es nicht optimal läuft.

Auch alternative Behandler behandeln viele Patienten, aber die Unkonventionellen haben doch gewisse Vorteile – vor allem, wenn es nicht optimal läuft. Wann immer einer einen Patienten behandelt, muss zwangsläufig  eines von drei Ergebnissen eintreten:

  1. dem Patienten geht es besser,
  2. der Patient bleibt ungefähr so, wie er war, und erfährt keine Besserung,
  3. dem Patienten geht es schlechter.

In Szenario eins sind alle zufrieden. Sowohl alternative als auch konventionelle Behandler werden mit einem breiten Lächeln behaupten, dass ihre Behandlung die Ursache für die Besserung war. Solange es dem Patienten besser geht, ist alles in Butter, und alle können zufrieden vor sich hin lächeln.

In Szenario zwei werden die meisten konventionellen Ärzte etwas besorgt sein und wenig Grund zum Lächeln finden. Sie machen sich Gedanken: Ist die Diagnose tatsächlich korrekt? Muss die Therapie modifiziert werden? Nicht so der alternative Kollege! Er hat mehrere Erklärungen parat, warum seine Therapie nicht das erwartete Ergebnis gebracht hat. Diese erlauben ihm, auch weiterhin selbstgefällig zu lächeln. So könnte er seinem Patienten zum Beispiel folgendes erklären:

  • Sie müssen sich mehr Zeit lassen, noch 10-20 Behandlungen, und Sie werden wieder gesund sein (weitere Behandlungen haben natürlich ihren Preis).
  • Das muss an all den bösen chemischen Medikamenten liegen, die Sie viel zu lange eingenommen haben – da müssen wir rasch ein Detox-Programm einleiten, um all dieses Gift loszuwerden (natürlich zu einem ordentlichen Preis).
  • Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass es Ihnen jetzt viel schlechter gehen würde, dass Sie vielleicht sogar tot wären, wenn wir nicht mit meiner Behandlung gerade noch rechtzeitig begonnen hätten.

In Szenario drei hätte jeder konventionelle Arzt aufgehört zu lächeln und begonnen, ernsthafte, selbstkritische Fragen zu seiner Diagnose und Behandlung zu stellen. Nicht so sein alternativer Kollege! Er wird in einem solchen Fall mit einem selbstzufriedenen Lächeln darauf hinweisen, dass die Verschlechterung der Symptome nur scheinbar ein schlechtes Zeichen ist. In Wirklichkeit ist es ein sehr ermutigendes Signal, das darauf hinweist, dass die optimale Behandlung für die Erkrankung des Patienten endlich gefunden wurde und zu wirken beginnt. Die akute Erstverschlimmerung ist in Wirklichkeit eine "Heilungskrise". Ein solcher Verlauf deutet auf den Begin einer echten Heilung der Grundursache der Erkrankung hin. In dieser Situation muss man unbedingt mit weiteren Behandlungen (die natürlich nicht billig sind) so lange fortfahren, bis eine tiefe Heilung von innen her einsetzt.

Mit anderen Worten, es gibt guten Grund auch weiterhin zufrieden zu grinsen – natürlich nicht für den Patienten, aber umso mehr für den alternativen Behandler und seinen Bankmanager.

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