Der Beginn des Handels unter dem Abkommen zur Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA) markiert den Beginn einer neuen Ära in Afrikas Entwicklungsreise. Im Laufe der Zeit wird die AfCFTA Importzölle auf 97% der auf dem Kontinent gehandelten Waren abschaffen und nicht-tarifäre Barrieren beseitigen. Davon ist der Forschungsbeauftragte des Institutes for Security Studies, Teniola Tayo, in seiner Analyse überzeugt

Der innerafrikanische Handel ist historisch gesehen gering. 2019 stammten nur 12% der Importe im Wert von 560 Mrd. US-Dollar aus Afrika. Die Länder sind auch in den unteren Ebenen der Weltwirtschaft gefangen, indem sie minderwertige Rohstoffe verkaufen und höherwertige Industriegüter einführen. Dies wird als eine der größten Herausforderungen für Afrikas Entwicklung angesehen. Das Freihandelsabkommen versucht, dies umzukehren.

Der Grundgedanke dahinter ist in der Theorie einfach, in der Realität jedoch komplex. Es wird erwartet, dass der Freihandel zwischen afrikanischen Ländern den Strukturwandel in Afrika anregt. Es wird erwartet, dass der Strukturwandel das Wachstum der Exporte von komplexeren Waren und Dienstleistungen erhöht. Die Schaffung einer größeren afrikanischen Mittelschicht bedeutet mehr Konsum, was zu mehr Produktion und noch höheren Einkommen auf nationaler und individueller Ebene führen sollte.

Die Daten zeigen, dass der innerafrikanische Handel einen höheren Anteil an Industriegütern umfasst, und die Befriedigung der inländischen Nachfrage nach diesen kann die Länder in den globalen Wertschöpfungsketten besser positionieren. Dafür müssen aber Antworten auf mehrere Fragen gefunden werden, darunter Produktionswachstum, Produktivitätssteigerung und reduzierte Transportkosten.

Eine gesteigerte Produktion für den Export kann nicht im luftleeren Raum stattfinden. Das Abkommen versucht, Nachfrageprobleme durch die Schaffung eines afrikanischen Binnenmarktes zu lösen, aber es gibt Gründe dafür, dass die Länder bislang nicht in der Lage waren, die Produktion so zu steigern, dass sie dem Verbrauch ihrer Bürger entspricht.

Wenn man versteht, warum nigerianische Hersteller nicht einmal die lokale Nachfrage nach Autos befriedigen konnten, wird deutlich, was sich im Kontext eines einheitlichen afrikanischen Marktes ändern muss. Die Logik ist jedoch, dass ein größerer Markt den Business Case für ausländische Direktinvestitionen verbessern wird und dringend benötigtes Kapital und Technologie nach Afrika bringt.

Ein wesentlicher Punkt sind die Transportkosten. Zölle sind nicht der einzige Grund, warum der Handel so gering ist - nicht-tarifäre Hemmnisse wie eben die Transportkosten spielen eine wichtige Rolle. In den Gesprächen über die Umsetzung des Freihandelsabkommens wurde die Notwendigkeit von Investitionen in die Transportinfrastruktur erkannt, um den Handel zu erleichtern. Obwohl verschiedene Optionen in Betracht gezogen werden, stellen die hohen Transportkosten weiterhin eine Bedrohung für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit innerafrikanischer Exporte dar, insbesondere im überregionalen Kontext.

Es gibt eine Reihe weiterer Handelshemmnisse, darunter das Defizit an harter und weicher Infrastruktur, Zertifizierungsanforderungen, bürokratischer Aufwand und Rent-Seeking durch Regierungsbeamte. Es wurde ein Mechanismus eingerichtet, um nicht-tarifäre Hemmnisse zu melden und zu beseitigen. Die afrikanischen Länder werden zusammenarbeiten müssen, um dauerhafte Lösungen zu finden. Damit die Industriepolitik für und nicht gegen das AfCFTA arbeitet, muss es auf kontinentaler Ebene koordiniert werden. Andernfalls könnten sich die meisten Länder auf ähnliche Waren und Dienstleistungen konzentrieren und sich wiederum auf ihre heimischen Märkte beschränken.